Dienstag, 12. August 2014

Kilimanjar - wo?

Arusha wird vom Mount Meru überragt, Moshi vom Kilimanjaro. Diesen habe ich bereits von Kisimiri her gesehen, doch wollte ich diesem mystischen Berg heute möglichst nahe kommen. Daher hiess es am Morgen auf zum Busbahnhof, in der Hoffnung, einen guten Bus zu finden, der mich nach Moshi bringt. Auf dem Gelände angekommen, stehen bereits wieder Dutzende von "Helfern" bereit, die mich in die jeweiligen Busse empfehlen möchten. Ich finde einen, der bereits sehr voll ist, daher gehe ich davon aus, dass der nicht mehr allzu lange da stehen wird. Und siehe da, bereits nach wenigen Minuten setzt er sich tatsächlich in Bewegung :-) Ticket habe ich - noch - keines, aber das wird wohl schon in Ordnung sein. Der Bus ist gut gefüllt, aber nicht so voll wie andere Busse, die ich auch schon gesehen hatte. Doch auf dem Weg nach Moshi hielt er noch an verschiedenen Orten an, so dass er sich nach und nach so füllte, dass auch jeder kleinste Fleck im Gang noch besetzt war... Und dann klärte sich auf dem Weg auch die Frage nach dem Billett. Während der Fahrt kämpft sich einer durch den ganzen Bus und sammelt von allen die 3000 Shilling (knapp 2 Franken) ein, die die Fahrt kostet.

Auf der Fahrt halten wir an verschiedenen Orten an Busstationen. Diese sind nicht speziell gekennzeichnet, aber alle scheinen zu wissen, wo sie sich befinden. Da hat es jeweils auch gleich verschiedene Jungs auf Motorrädern, welche sich für den Weitertransport anbieten und einige fliegende Händler, die Getränke, Nüsse und Süssigkeiten anbieten.

Doch die grosse Show beginnt, als wir an der Endstation ankommen... Bereits bei der Einfahrt in den Busbahnhof hängen sich einige an die Türe und rennen die letzten Meter mit, um als erste die Fahrgäste "in Empfang" zu nehmen und ihnen ein Taxi, Hotel, etwas zu essen oder zu trinken, Zeitungen etc. anzupreisen. Ich bin beruhigt, als ich sehe, dass dies nicht nur mir, sondern allen passiert. Umgekehrt laufen verschiedenste Händler zwischen den wartenden Bussen herum und versuchen, den bereits im Bus sitzenden noch etwas zu verkaufen.

Die Stadt hat zwei Busstationen. Die eine für die grossen Busse, die anderen für die sogenannten Dalla-Dallas. Das sind Kleinbusse, die alle sehr aufwändig dekoriert sind und die verschiedenste kurze Strecken bedienen. Gefahren wird, wenn das Auto voll - und zwar so richtig voll - ist, und mir war es zu Beginn völlig unklar, wie das ganze organisiert ist. Mir wurde dann aber erklärt, dass die Wagen frei gestaltet werden können und auf eigene Rechnung fahren, dass aber jeweils eine Farbe in der Mitte des Wagens anzeigt, welche Linie gefahren wird und dass die Fahrpreise einheitlich fixiert sind. So findet eine gute Erschliessung aller Vororte statt, denn solche Dalla-Dallas hat es unzählige...

Nun bin ich also in Moshi angekommen und suche den grossen Berg - doch leider versteckt er sich in den Wolken... und er überlegt es sich auch den ganzen Tag nicht anders, so dass ich ihm wohl nahe bin, ihn aber den ganzen Tag nicht zu sehen bekomme. Jä nu, halb so wild. So schlendere ich durch Moshi und entdecke, dass sich vieles immer wieder wiederholt: Egal, ob es sich um ein kleines Dorf, ein grösseres Dorf, eine kleine oder eine grosse Stadt. Immer finden sich die bereits gestern beschriebenen verschiedensten Läden - halt einfach mehr oder weniger - und daneben noch ein paar Verpflegungsstände und dann je weilter weg von der grössten Strasse man kommt, desto weniger werden die Läden und desto mehr die Häuschen. Auf der Fahrt entlang der asphaltierten Strasse zeigte sich auch deutlich, dass die meisten grösseren Dörfer an Kreuzungen liegen. Daher sind diese Strassen die spürbaren Lebensachsen.

Während des spazierens durch die Stadt fallen mir weitere Eigenheiten auf. Zum einen die dauernde Beschallung. Fast aus jedem Laden dringt möglichst laute Musik auf die Strasse, so dass ein bunter Mix aus Musik zu hören ist. Und überall sind viele Menschen zu sehen - arbeitend, verkaufend, wartend, plaudernd, auf eine Chance wartend, ... Mittlerweile habe ich bei den Ständen auch den guten Blick drauf - so lange zu schauen, damit ich sehe, was da angeboten wird, aber doch kurz genug, dass ich nicht bereits Interesse signalisiere. Dies macht es etwas einfacher, mich einigermassen ungestört bewegen zu können. Was auf der Strasse zudem deutlich wird, ist, dass fast alle versuchen, möglichst gut angezogen zu sein, um die eigene Stellung deutlich zu machen.

Jedoch muss ich weiter gut auf den Verkehr aufpassen - an den Linksverkehr habe ich mich immer noch nicht so ganz gewöhnt. Und wie beschrieben gilt im Verkehr das Recht des Stärkeren, was bedeutet, dass die Fussgänger in der Nahrungskette ganz unten zu finden sind...

Die Suche nach einem gemütlichen Ort für den Boxenstopp gestaltet sich nicht ganz einfach. Lauschige Plätzchen sind hier kaum zu finden, dies ist wohl auch ein Zeichen von Wohlstand, dass so etwas nachgefragt wird. Es gibt wohl an allen Orten einige wenige exquisite Orte für die sehr Reichen oder die Touristen, aber durchschnittliche schöne Orte sind kaum zu finden. Aber so suche ich mir wieder einer dieser Plastikstühle, nippe an meiner Cola und bin zufrieden. Auch wenn englisch hier nur noch bedingt weiter hilft... Aber Coca-Cola ist glaub auf der ganzen Welt verständlich, insbesondere wenn ich auf einem Stuhl mit dem besagten Logo sitze ;-)

Auch diese Cola-Flaschen sind mal noch eine besondere Erwähnung wert. Es finden sich Flaschen aus den verschiedensten Jahrzehnten, die offensichtlich immer wieder recyclet werden. Da sind sie uns hier aber um einiges voraus! Alle Flaschen werden immer wieder eingesammelt und in grossen Harassen zurückgebracht. Einige Fläschchen würde ich am liebsten mitnehmen, die hätten sicher einen Sammlerwert bei uns.

Doch nicht nur dies, auch an den Ständen wird verschiedenstes angeboten, das grosses Hipster-Potenzial hätte bei uns...mit einer Marche von gefühlten 1000%! Ansonsten finden sich auch viele chinesische Produkte unter den Waren. Dies ist daran erkennbar, dass die Packungen mit chinesischen Schriftzeichen versehen sind. Auch bei Autos und Elektronikartikel sind oftmals chinesische und indische Marken vorzufinden.

Es ist auch ersichtlich, dass nur sehr wenig weggeworfen wird. Fast alles, was irgendwie noch Verwendung finden kann, wird aufgehoben und einem neuen Zweck zugeführt. Ebenfalls zeigt sich ein sehr grosser Respekt vor Lebensmitteln. Alles wird verarbeitet und kaum etwas weggeworfen. Dies finde ich sehr positiv, es ist dies der erste Ort an dem ich bin, wo ich dies so erlebe.

Und dann sind noch zwei Besonderheiten zu erwähnen, die mir immer wieder auffallen. Zum einen die schwer bewaffneten Sicherheitsmänner vor den Banken. Grimmig und mit Maschinengewehren im Anschlag stehen sie neben dem Eingang. Ich bin mir unschlüssig, ob dies ein Zeichen der Sicherheit oder der Unsicherheit ist, aber auf mich wirkt es wenig entspannt.

Das zweite sind: Manchester United, Liverpool, Arsenal, Chelsea! Allenfalls mal noch Manchester City oder ausnahmsweise Barcelona oder Bayern München. Aber die englische Premier League ist allgegenwärtig. Alle Bars zeigen die Matches und fast alle Jugendlichen tragen diese Jerseys. Wohl auch als Symbol für die Hoffnung auf ein Leben in Ruhm und Reichtum. Ähnliches suggeriert ein Musikvideo eines angesagten Hits: Dabei singt und tanzt ein schwarzer Sänger und gewinnt so - zum Unbehagen ihres Vaters - das Herz einer weissen Prinzessin. Das Video endet mit dem Happyend und der Hochzeit und alle sind glücklich...

Dabei sind Hochzeiten auf der Strasse hier ganz toll: Auf einem offenen Pickup fährt eine Band vorneweg und beschallt die ganze Strasse :-) Nachher folgen die geschmückten Autos mit dem Brautpaar und den Gästen. So was würde bei uns sicher auch Spass machen, auch wenn's die SUVA wohl nicht gutheissen würde...

Nun bin ich zurück im Hotel und mache mich wieder mal ans packen. Morgen steht eine neunstündige Fahrt nach Daressalaam auf dem Programm. Da lasse ich mich überraschen, wie es in der grössten Stadt zu und her geht und ob und wie ich es schaffe, ein Ticket für die Fähre nach Sansibar zu kaufen...

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