Samstag, 11. März 2023

9.3. und 10.3. – Rio – Winterthur

Der Koffer ist gepackt. Bevor ich meinen letzten Tag in Rio in Angriff nehme, mache ich alles bereit, da leider alle Zimmer belegt sind und daher kein Late-Check-Out möglich ist. Ein letztes Mal für wohl längere Zeit frühstücke ich im Garten, wobei es bereits gut warm ist. Mein erstes Ziel ist das Maracanã-Stadion. Dieses ist eines der berühmtesten Fussballstadien der Welt, mit einer bewegten Geschichte. Seine grosse Auferstehung feierte es als Finalstadion der Fussball-WM 2014 und als Olympiastadion 2016. Es dient heute zwei der wichtigsten Clubs von Rio (und Brasilien), Flamengo und Fluminense, als reguläres Zuhause und wird von den anderen beiden grossen lokalen Clubs, Botafogo und Vasco da Gama, für die Derbys genutzt. Es liegt nicht ganz im Zentrum, aber doch nicht peripher. Die Schlange zum anstehen ist nur kurz und so stehe ich bereits einige Minuten später im Inneren. Hier wurde ein kleines Museum eingerichtet mit Trikots, Schuhen, Bällen und weiteren Erinnerungsstücken, welche mit dem Maracanã in Verbindung stehen. Die Begehung ist ohne geführte Tour möglich und führt in die Umkleidekabine und im Anschluss durch den Spielertunnel aufs Spielfeld, zur Ersatzbank und auf die Tribünen. Es ist ein eindrückliches Stadion, ohne grossen Schnickschnack. Wer will, kann professionelle Fotos machen, es hat unzählige Flaggen und Trikots zur Auswahl, welche hierzu geschwenkt werden können… Auf dem Rückweg geht’s durch den kleinen Raum, welcher für Pressekonferenzen genutzt wird und dann bin ich schon wieder auf dem Vorplatz vor dem Stadion. Das nächste Ziel ist die Gegend namens Saara. Diese beherbergt sowohl einen Markt als auch weitere Gassen, in welchen wohl über 1000 kleine Geschäfte alles Mögliche verkaufen. Die Zielgruppe sind dabei lokale Kundinnen und Kunden. Es ist spannend, hier durch zu flanieren und durch die engen Gassen finde ich auch immer einen Platz im Schatten :-) Für den Mittag suche ich mir ein besonders schönes Plätzchen, die Confeitaria Colombo. Diese ist ein gut gealtertes Schmuckstück eines altehrwürdigen Cafés. Ich habe Glück und erhalte ein Tischchen im ersten Stock, direkt am Geländer des Balkons und kann so das Ambiente aufsaugen – und gleichzeitig etwas Leckeres schmausen. Das letzte Ziel für heute ist dann der Parque das Ruínas. Dieser besteht aus einer verfallenen Villa in einem grünen Park, welche aber wieder zugänglich gemacht wurde und bietet tolle Ausblicke auf die Stadt. Und so stehe ich eine längere Zeit da und geniesse den spektakulären Blick auf das Zentrum, den Zuckerhut, die Bucht und vieles mehr. Dieser Park gehört bereits zu meinem Viertel, so dass ich im Anschluss gemütlich zurück ins Hotel schlendere und dabei noch den einen oder anderen Blick in die nun geöffneten und belebten kleinen Läden und Galerien wage. Und dann bin ich zurück im Hotel und per Taxi geht’s an den Flughafen. Ein letztes Mal lasse ich die Stadt an mir vorbeiziehen… Für den Rückflug nach Paris habe ich für einen minimalen Aufpreis von 25 Franken einen Sitz in der «Premium Economy» erhalten. Diese bietet tatsächlich spürbar mehr Platz, sowohl in der Breite als auch für die Beine. Dies ist angenehm, da es in diese Richtung leider keinen Tagflug gibt, so dass ich hoffe, durch den komfortableren Sitz doch etwas Schlaf zu erhalten… Dies klappt aber nur mehr oder weniger gut, aber jänu, das gehört halt dazu. In Paris habe ich einen längeren Aufenthalt und schreibe so die fast letzten Zeilen dieses Blogs. Auch mein Pass kommt hier ein letztes Mal zum Einsatz, nach vielen Stempeln läuft er dieses Jahr aus. Der kurze Flug von Paris nach Zürich ist sehr turbulent, so dass ich sehr froh bin, als wir gut gelandet sind… Und nun bin ich zu Hause angekommen. Ich gehe die Fotos der letzten vier Wochen durch – und habe grosse Freude. Ich hab’s für mich geschafft, eine stimmige Kombination von sehr vielfältigen und unterschiedlichen Eindrücken zusammenzustellen, ohne mich gehetzt zu fühlen oder an einem Ort das Gefühl zu haben, lieber schon am nächsten Ort zu sein. Und ich durfte sehr intensive, erlebnisreiche und wunderschöne Wochen verbringen :-) Aber nun freue ich mich sehr darauf, wieder zu Hause zu sein und alle lieben Leute wieder zu sehen!

Donnerstag, 9. März 2023

8.3. – Rio

Das leckere Frühstück geniesse ich im Garten der Villa – und mache mich so gestärkt auf den Weg für weitere Entdeckungen in Rio. Zuerst möchte ich mit dem kleinen gelben Tram durchs Viertel fahren. Doch ist es gar nicht so einfach, an Tickets zu kommen, da muss ich zuerst den halben Weg nach unten laufen, um an die einzige Verkaufsstation zu kommen. Aber da klappt es dann und nach etwas warten kommt das Tram dann auch – und hat Platz :-) Da es nur alle halbe Stunde fährt und nur Platz für 16 Personen hat, komme es oftmals zu längeren Warteschlagen. Aber da ich nicht unten beginne wie fast alle anderen und es noch ziemlich früh am Morgen ist, hat es gut Platz und so kann ich am Fenster in der ersten Reihe sitzen. Wir rattern den Berg immer weiter hinauf, und da wir langsam unterwegs sind, sehe ich viel von diesem Quartier und kann die Aussicht auf andere Stadtteile und die Bucht auskosten. Das Quartier Santa Teresa ist bis nach ganz oben ähnlich und unterscheidet sich daher von den Bebauungen auf anderen Hügeln, wo jeweils unten die besseren Quartiere sind und je weiter nach oben man kommt, desto ärmlicher werden die Favelas. Oben angekommen kann ich grad sitzenbleiben für die Talfahrt. Und so geht die Fahrt den ganzen Hügel wieder runter und zu guter Letzt rollt das Bähnchen über den gestern erwähnten Aquädukt. Hier bieten sich auch spannende Übersichten – welche auch ablenken davon, dass es ziemlich holpert auf diesem schmalen Streifen… So finde ich mich mitten im Stadtzentrum wieder. Hier war ich noch gar nicht, und da ich dazwischen für einige Tage an anderen Orten war, fühlt es sich an, wie wenn ich in einer neuen unbekannten Stadt angekommen wäre. Die Sonne brennt wieder intensiv vom Himmel, so dass ich den ganzen Tag mit Schirm unterwegs bin. Es ist ja nicht so, dass ich ansonsten nicht als Tourist auffallen würde, da kann ich mich auch gleich noch etwas besser schützen ;-) Das Stadtzentrum ist ein buntes Allerlei an Architektur, es finden sich einige moderne Bürotürme, ältere Hochhäuser, zum Teil verfallene Häuser aus der Kolonialzeit oder irgendwelche Zweckbauten. An vielen Orten hat es kleine Märkte oder Strassenverkäufer, so dass reger Betrieb herrscht. Ich laufe einigermassen planlos kreuz und quer durch dieses Zentrum, um möglichst viele Facetten davon sehen zu können. Nach einer kurzen Rast gehe ich dann in Richtung des Hafens. Das Quartier wurde für die olympischen Spiele aufgewertet. Da besuche ich zuerst das unverkennbar von Calatrava designte «Museu do Amanhã». Dieses beschäftigt sich mit Themen der Zukunft, der Nachhaltigkeit und verschiedenen zukünftigen Entwicklungen. Die Themen werden gut, interaktiv und eindrücklich behandelt. Und vom ersten Stock bietet sich eine schöne Aussicht über das Hafenbecken. Im Anschluss spaziere ich der neuen Promenade entlang – muss hier aber feststellen, dass der Hafen hier noch in Betrieb ist und daher auch alle Lagerhäuser und die Molen noch für ihren eigentlichen Zweck genutzt werden. Daher verläuft die Promenade nicht entlang des Wassers, sondern etwas zurückversetzt zwischen Häuserzeilen und auch der Schatten fehlt weitgehend. Dafür hat es grosse und eindrückliche Wandmalereien, welche den Ort interessanter gestalten. Nach vielen Kilometern gehe ich dann zurück ins Hotel für eine Pause, welches einen kleinen Pool hat, der jetzt genau richtig kommt :-) Am Abend bleibe ich in meinem Quartier und mache mich auf zum Hauptplatz, um welchen es viele Restaurants und Bars hat. Wenngleich nicht im Sinne einer italienischen Piazza, die Strasse ist stark befahren und so haben die Restaurants einfach ihre Balkontüren offen und Tische bis dahin gestellt. Ich finde mir ein nettes Restaurant, in welchem live gesungen wird, wobei auch einige der Zuhörenden sich noch eine Trommel oder Triangel schnappen, um mitzumusizieren. Und so halte ich es hier länger aus und mache zum Abschluss des Abends nochmals einen kleinen Spaziergang durchs Quartier, um dann müde im Bett anzukommen.