Mittwoch, 8. März 2023

7.3. – Paraty – Rio

Um halb neun geht mein Bus zurück nach Rio. Es bieten viele Anbieter Tür-zu-Tür-Transporte an und diese werden breit genutzt, so hält unser Minibus sowohl an einem Hostel als auch am Sheraton. Wir sind aber nur ein kleines Grüppchen, so dass ich eine Dreierbankreihe für mich habe, was sehr angenehm ist für die sechsstündige Fahrt. Wiederum wird mir während der ganzen Fahrt nicht langweilig, weil ich gerne die Landschaft vor dem Fenster betrachte. Wir fahren dabei die selbe Strecke wie auf der Hinfahrt und so finde ich mich wieder in nur wenig bebauter, dafür umso grüneren Umgebung wieder und auf der rechten Seite ist auch immer wieder das Meer mit vielen Inseln zu sehen :-) So geht die Fahrt problemlos voran. Wie erreichen dann die Aussenquartiere Rios, welche zum Teil aus Hütten und zum Teil aus kleinen gebauten Dörfern bestehen. Hier wechseln wir nun die Route und fahren auf einer wohl für die olympischen Spiele gebauten Autobahn (namens TransOlimpica), auf welcher auch Metrobuslinien unterwegs sind. Dies sind Schnellbuslinien in der Mitte der Autobahn mit eigener Spur. Solche gibt’s in vielen Grossstädten, da sie es von der Leistung her fast mit Metros aufnehmen können, aber viel schneller und billiger gebaut werden können. Nach einer Weile finden wir uns dann beim Grossteil der olympischen Spielstätten wieder. Dies ist ein netter Bonus, da mich diese Gegend interessiert, die Stadien aber leider nicht mehr genutzt und in einem schlechten Zustand seien und daher gibt es auch keine Touren oder ähnliches in die Gegend. Dazu liegt sie einiges ausserhalb des Zentrums. So nutze ich die Gelegenheit und blicke interessiert aus dem Fenster. Zum einen sind viele Stadien zu sehen, die in grosser Nähe zueinander in einen Park gebaut wurden, zum anderen grosse Quartiere in Form von «Gated Communities», also abgeschlossene Areale für die Mittel- und Oberschicht. Die Hochhäuser glänzen in der Sonne und haben meist 15 bis 20 Geschosse, dazu sind auch viele grosse Malls zu sehen. Es scheint, als wäre hier einfach ein neuer, abgeschlossener Stadtteil entstanden, der mit Rio nicht wirklich viel zu tun hat. Dann fahren wir von Westen her kommend die ganze Zeit den Stränden entlang, bis wir dann in der Stadt sind. Ich habe ein Hotel in Santa Teresa gebucht, einem Quartier, welches sich fast wie ein Dorf auf einem Hügel mit Aussicht über die Stadt anfühlt. Hier fährt mein Transfer-Bus nicht hoch, daher bin ich etwas nervös, da ich mich mitten in der Stadt mit allem Gepäck und Pass verletzlich fühle, aber im Nu finde ich ein Taxi, welches mich hoch fährt. Mein Hotel ist eher ein Gasthaus. Es ist eine Villa in einem Park, in welchem die gastgebende Familie wohnt und dazu hat es ein Gästehaus und zwei Bungalows mit total fünf Zimmern. Der Garten ist sehr schön und auch mein Zimmer gefällt mir. Nach einer Pause möchte ich das Quartier erkunden, welches nach Aussage des Gastgebers unter der Woche ruhig – und sicher – sei und nur zum Wochenende lebendiger werde, da viele kleine Märkte und Ausstellungen stattfänden. Ich mache mich auf den Weg und entdecke einige kleine Bars, welche zur Apéro-Zeit gut besucht sind und viele Wandmalereien, dazu schöne altehrwürdige Bauten und dazwischen aber auch neuere Zweckbauten. Es fährt ein altes Tram hier hoch, welches aber um diese Zeit schon nicht mehr fährt, dieses möchte ich dann morgen nutzen. Ich flaniere weiter durch die Gassen und mache mich dann auf den Weg «ins Tal», nach Lapa. Gemäss Lonely Planet «einst ein Wohnviertel der Wohlhabenden, verwandelte es sich in den 1930er-Jahren in einen Rotlichtbezirk. Heute ist es immer noch recht heruntergekommen, gleichzeitig aber eines der musikalischen Zentren Brasiliens. Mit der Musikszene kamen neue Restaurants, Hostels und sogar ein Luxushotel – eine Aufwertung des Viertels.» Der Weg von Santa Teresa nach Lapa führt steil nach unten und zum Schluss über die «Escadaria Selarón». Diese riesige Treppe wurde von einem lokalen Künstler über viele Jahre zu einem Kunstwerk aus farbigen Kacheln umgestaltet, auf welcher sich nun viele Menschen tummeln, um sich zu inszenieren und fotografieren oder einfach dazusitzen, dem ganzen zuzuschauen und Strassenmusikern zuzuhören. So nehme ich auch für eine Weile Platz und lasse die Stimmung auf mich wirken. Danach mache ich mich weiter durch hier wirklich ziemlich heruntergewirtschaftete Strasse. Es ist mittlerweile zwar dunkel, aber noch früh und es hat auch viele Menschen, so dass ich keine Angst habe. Ich laufe weiter zum Aquädukt von Lapa, welches die wichtigste Sehenswürdigkeit des Quartiers ist. Dieser ist weiss und hell erleuchtet. Und dahinter beginnt die Hauptstrasse von Lapa. Hier finden sich schöne alte Gebäude in unterschiedlichem Zustand und es hat viele Menschen auf den Strassen und in den Restaurants, in vielen spielt bereits jetzt Live-Musik. Ich kann mir so halb ausmalen, wie es hier wohl am Wochenende in der Nacht dann aussieht… Aber für mich passt es so grad ganz gut und so setze ich mich in eines der Restaurants, welches auch draussen aufgetischt hat und esse mit Live-Musik im Hintergrund leckere Empanadas :-) Und kann gleichzeitig das Geschehen auf der Strasse beobachten. Zum Schluss spaziere ich noch etwas weiter durch die Strasse um dann mittels Taxi die Rückfahrt auf den Hügel anzutreten.

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