Freitag, 3. März 2023

3.3. – Ilha Grande – Wanderung durch den Dschungel

Ich erwache am Morgen schon etwas nervös, da ich heute die besagte Wanderung durch den Dschungel machen möchte. Daher bin ich auch schon ziemlich früh wach, da ich zeitig starten möchte, um etwas Marge zu haben, sollte nicht alles so klappen wie geplant. Das Frühstück in dieser schönen Pousada steht vor der Zimmertür bereit, so dass ich gemütlich auf dem Balkon das Morgenessen mit Aussicht geniessen kann. Im Anschluss gehe ich nochmals alles durch, das ich mitnehmen möchte. Und mit Sonnencrème und Mückenschutz dauert die Vorbereitung, um aus dem Haus zu gehen, dann doch fast ähnlich lang wie in der Antarktis :-) Und so mache ich mich auf den Weg – und werde bald schon merken, dass ich auf dem falschen Weg bin… Direkt hinter dem Strand vor meinem Hotel geht ein Weg los, der mit «Lopes Mendes», meinem heutigen Ziel, beschriftet ist. Leider verpasse ich wenige Minuten später die Abzweigung den Berg hinauf, so dass ich fröhlich immer weiter so halb im Wald und halb an der Küste weiterspaziere, bis ich an einen sehr schönen Strand komme. Diesem laufe ich entlang, um an dessen Abschluss das Schild «Weg endet hier» zu lesen. Ich bin grad etwas konsterniert, denn so habe ich offensichtlich schon einen schönen Umweg gemacht – da ich fast den ganzen Weg zurück muss, und so schon eine gute Dreiviertelstunde im schwül-warmen unterwegs war. Aber jänu, soll vorkommen… Dann finde ich dann endlich den Abzweiger, welcher mich immer weiter den Berg oder Hügel hinauf bringen soll. Es ist wie eine Wanderung in der Masoala-Halle, ausser dass die Temperaturen etwas höher sind… Der Weg ist gut machbar – bei uns wäre es etwa eine T3 – aber das Atmen fällt mir mit jedem Höhenmeter etwas schwerer. Und so zeigt sich wieder einmal das schöne Beispiel, dass es nicht reicht, etwas zu wissen, sondern dass das Erleben noch etwas ganz anderes ist. Dass solche Regenwälder ein eigenes Mikroklima haben und die Feuchtigkeit durch Evapotranspiration selbst generieren – darüber unterrichte ich sogar. Daher ist es mir rational sehr klar, was hier passiert. Aber emotional bin ich doch etwas überfordert, da mit jedem Meter die Feuchtigkeit noch zuzunehmen scheint – und Luftzirkulation ist überhaupt keine mehr spürbar. Nun nervt es mich schon etwas, dass ich diesen Umweg gegangen bin, obgleich er sehr schön war! Ich merke, dass meine Unterarme beginnen, richtig heiss zu werden – und das T-Shirt kann schon seit längerem keine weitere Flüssigkeit mehr aufnehmen, es ist bereits nach einer guten Stunde unterwegs klatschnass, und ist dabei in guter Gesellschaft… Aber ich habe genügend Wasser bei mir, so dass dies schon klappen wird. Ich gebe nicht auf und mache Schritt für Schritt weiter in Richtung «Passhöhe». Gemäss den Informationen, welche ich finden konnte, soll dies noch eine beliebte Wanderung sein, so dass ich auch alleine keine Angst habe. Es sind zwar nur sehr wenige, die unterwegs sind, aber alle paar Minuten begegne ich jemandem, so dass ich sicher nicht verloren wäre, sollte mir etwas zustossen. Aber das ist ja nicht das Ziel – und so mache ich weiter gut konzentriert immer einen Schritt nach dem anderen. Und nach einer gefühlten Ewigkeit scheine ich dann tatsächlich oben angekommen zu sein – und so geht es dann wieder runter. Da heisst es umso mehr, gut auf die Füsse zu schauen, da der Weg sehr rutschig ist. Zum Glück habe ich mich zweckmässig ausgerüstet und habe immer guten Grip unter meinen Trekking-Schuhen. Trotz all der Strapazen kann ich auch wahrnehmen – und sogar etwas geniessen – wie intensiv und schön diese Umgebung ist! Es finden sich unzählige Grüntöne und ständig liegen Tierlaute in der Luft, auch wenn ich diese nicht immer lokalisieren und einem Tier zuordnen kann. Nach einiger Zeit ist zum einen das Meer zu hören und zum anderen etwas Luftbewegung spürbar. Und auf einmal öffnet sich der Blick auf eine wunderschöne Bucht inklusive fast leerem Sandstrand. Es würde mich auch reizen, einfach grad hier zu bleiben und ins Meer zu springen – aber ich habe mir vorgenommen, bis zu besagtem Strand «Lopes Mendes» zu wandern, und so geht’s weiter. Aber eine kleine Pause mit einer kalten Cola gönne ich mir :-) Und da hat es bereits einige vom «Taxi Service», so dass ich mir bereits ein Ticket fürs Taxi-Boot am Nachmittag sichern kann, so dass ich die Wanderung nicht noch ein zweites Mal unter die Füsse nehmen muss. Ab jetzt geht die Wanderung nicht mehr ganz so intensiv im Dschungel weiter, aber immer noch ist dichtes Grün um mich herum. Von diesem ersten Strand geht’s hoch und runter und so weiter, bis eine zweite Bucht in Sicht kommt. Die Szene – und mein Programm – sind ähnlich. Wiederum ist es eine sehr schöne Bucht mit einem fast leeren Sandstrand. Und auch hier findet sich ein kleiner Stand, welche kalte Cola verkauft. Ich könnte fast für eine Werbung stehen, denn das ist genau das, was mir in dem Moment gut tut. Ab hier wird dann mein Schiff fahren für die Fahrt zurück, daher werde ich jeden weiteren Meter, den ich noch zum Strand gehe, auch wieder zurückgehen müssen. Ab hier hat es dann auf einmal ziemlich viele Menschen unterwegs, denn fast alle haben sich meine Wanderung geschenkt und sind mit dem Taxi-Boot bis hierhin gefahren und nur noch die letzte knappe halbe Stunde zum Strand zu Fuss unterwegs. Und so komme ich an meinem Ziel an :-) Der Strand ist riesig und besteht aus feinstem weissen Sand. Die Menschen sitzen so gut als möglich im Schatten der Bäume und viele sind auch im Wasser. Ich mag noch nicht selbst baden, da ich so schon fürchte, trotz der mehrfach aufgetragenen Sonnencrème einen Sonnenbrand zu kriegen, da ich so sehr schwitze, dass sich diese immer grad wieder davon macht… Aber ich setze mich unter einen Baum und geniesse die schöne Aussicht. Dann mache ich mich bereits zurück zum anderen Strand und habe noch eine gute Stunde, bis mein Boot fährt. Es hat ein kleines Restaurant im Wasser und da gönne ich mir die letzte Cola für heute und bin etwas stolz auf mich, dass ich diese Wanderung so geschafft habe. Mit meinem Umweg war ich über vier Stunden in der tropischen drückenden Hitze unterwegs – und habe so diese Umgebung wirklich erlebt und die wunderschöne Landschaft geniessen können. Dann geht’s mit dem Boot zurück in den Ort – da es etwas Wellen hat, werde ich heftig nassgespritzt, es ist wirklich wieder wie auf den Zodiacs in der Antarktis :-) Mein Telefon habe ich in einer wasserdichten Hülle, so dass es mich nicht stört, so nass zu werden – alle Kleider waren nach der Wanderung ohnehin alles andere als trocken… Zurück im Ort schmeisse ich alles Gepäck ins Zimmer und springe so schnell als möglich ins warme Meer – und bleibe für eine längere Zeit glücklich im Wasser, und schaue einer Gruppe beim Fussball-Jonglieren zu. Die haben das beeindruckend gut im Griff. Und dann geht’s unter die Dusche, um diese Mischung von Sonnencrème, Anti-Brumm, Schweiss und Salz runterzuspülen… Und ich liege einfach eine Weile aufs Bett und erhole mich. Im Anschluss gehe ich nochmals auf einen Spaziergang durchs Dorf und nehme wieder in einem kleinen Restaurant direkt am Strand Platz und esse lecker zu Abend. Der Mond wird immer voller und spiegelt sich schön im Wasser. Was für ein Abschluss eines ereignisreichen und supertollen Tages! Aber jetzt bin ich nur noch müde… – und tschüss!

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