Montag, 24. November 2014

La Paz und El Alto

Der erste Eindruck der Stadt war derjenige bei Nacht aus dem Bus, und so bin ich doch gespannt, wie die Stadt nach einigen Stunden Schlaf in einem Bett auf mich wirken wird. Diese grösste Stadt Boliviens liegt in einem Tal und an den umliegenden Hängen. In diesem gleicht sie San Francisco und Valparaiso, doch leider sind die Häuser hier nicht gleich farbig. Aber doch ist der Anblick faszinierend. Dies bedeutet auch, dass jeder Spaziergang ein ständiges Auf und Ab bedeutet, und dies raubt mir auf dieser Höhenlage immer noch den Schnauf…

Wir starten unseren Rundgang im Herzen der Stadt vor der Kathedrale und können gleich einer musikalischen Darbietung beiwohnen. Hier wird getanzt und musiziert, offensichtlich ist es ein öffentliches Konzert einer Schule. So setzen wir uns auf eine Treppe und erhalten einen tollen ersten Eindruck :-) Im Anschluss laufen wir etwas durch die Stadt und merken schnell, dass sich diese sehr anders anfühlt als die Städte in Argentinien und Chile. Die Häuser sind dicht gebaut und in unterschiedlich gutem Zustand. Nach kurzer Zeit finden wir uns inmitten eines farbenfrohen Marktes wieder, auf welchem von Blumen über Früchte und Gemüse bis hin zu Eisenwaren fast alles angeboten wird. Insbesondere fasziniert die Vielzahl von Kartoffeln, die hier verkauft werden. An einem einzigen Stand zählen wir 16 verschiedene Sorten, in fast allen Farben und Grössen.

Für den Nachmittag schliessen wir uns einer Free City Walking Tour an, die von einem sehr enthusiastischen jungen Guide geleitet wird. Mit ihm entdecken wir den alten spanischen Stadtkern mit der Plaza, auf welcher eine Statue eines Freiheitskämpfers steht. Zu ihm und auch zur Geschichte der Landes erzählt er uns viel Interessantes und so erfahren wir auch, weshalb vor dem Regierungsgebäude 10 Flaggen des Landes wehen, obschon Bolivien nur aus 9 Departementen besteht. Die zehnte Flagge steht für die Region Bolivia litoral, für die Region des Landes, die am Meer liegt und seit den Salpeterkriegen zu Chile gehört. Wir spazieren weiter durch die Altstadt und nehmen im Anschluss einen Kleinbus zu einem Aussichtspunkt am Hang der Stadt. Die Aussicht von hier ist sehr spannend und toll. Das ganze Tal wird sichtbar, die Reichenviertel am Ausgang des Tales, „nur“ auf ca. 3100 Metern gelegen, die Downtown auf ca. 3600 Meter und dann das obere Ende des Hanges auf rund 4100 Metern. So finden sich auch auf kleinem Raum ziemliche klimatische Unterschiede, denn auch hier nimmt die Temperatur durchschnittlich um 1 Grad pro 100 Meter ab…

Beim Hinunterlaufen hören wir auf einmal Musik aus einem Hof erschallen. Wir sind neugierig und finden einen Sportplatz, auf welchem ganz viele Menschen einen gemeinsamen Tanz aufführen. Dieser gründe aus der Zeit der Sklaverei, als mit Musik die Trauben mit den Füssen gepresst wurden. Aus dieser Arbeit wurde über Umwege dieser spezielle Tanz, welcher sich über Stunden hinweg ziehen könne. Es ist schön zu sehen, wie viel Freude diese Tanzenden ausstrahlen :-)

Nach einigen Stunden und vielen Eindrücken sind wir zurück im Stadtzentrum. Für den Abend sehen wir schon ein nettes Restaurant, wo ich gut essen und auf den Geburtstag anstossen möchte. Hierzu finden sich auch noch zwei nette Australier ein, die ich im Hostel in San Pedro kennenlernte. So habe ich einen Eindruck zu La Paz erhalten können, bevor es morgen in Richtung Titicacasee weitergehen wird.

Die Fahrt aus der Stadt führt uns den Hang entlang nach El Alto. Dieser ehemalige Vorort von La Paz ist heute die drittgrösste und am schnellsten wachsende Stadt des Landes. Auf der Hochebene über La Paz gelegen, erstreckt sie sich immer weiter und weiter und weist somit heute selbst mehr als eineinhalb Millionen Einwohner auf. Wir durchfahren die Stadt während knapp einer Stunde und sehen viele kleine Läden an der Hauptstrasse mit mehr oder weniger fertigen kleinen Häusern dahinter. Doch zwischen der Strasse und diesen Läden finden sich immer wieder kleine Märkte, auf welchen alles Mögliche verkauft wird. Eine eigentliche Downtown hingegen fehlt hier, was wohl durch die ehemalige Funktion als Vorort bedingt ist. Viele Menschen sind sehr farbenfroh gekleidet, doch wird auch deutlich, dass es sich eher um die Heimat der ärmeren Bevölkerungsschicht handelt. Dies erklärt auch die unzähligen Murales mit Wahlwerbung für Evo Presidente, für Evo Morales, den ersten Präsidenten des Landes der indigenen Bevölkerung. Dieser wurde dieses Jahr für weitere 5 Jahre bestätigt und kümmert sich insbesondere um die Belange der indigenen und ärmeren Bevölkerung, zwei Begriffe, die hier oft Hand in Hand gehen. Dafür liebten ihn eben diese, hingegen sei er bei der Mittel- und Oberschicht nur wenig beliebt. Unter anderem ihm ist es zu verdanken, dass El Alto eine bessere Anbindung an La Paz erhalten hat, denn mittlerweile gibt es neben der Strasse auch drei Seilbahnen, die für eine schnelle Verbindung sorgen.


Am Stadtrand angekommen gehen die letzten einfachen Hütten über in wenig genutztes Farmland mit einigen Häusern oder kleinen Dörfern. So geht die Fahrt immer weiter in Richtung Titicacasee – und zum nächsten Post…

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