Der erste Eindruck der Stadt war derjenige bei Nacht aus dem
Bus, und so bin ich doch gespannt, wie die Stadt nach einigen Stunden Schlaf in
einem Bett auf mich wirken wird. Diese grösste Stadt Boliviens liegt in einem
Tal und an den umliegenden Hängen. In diesem gleicht sie San Francisco und Valparaiso,
doch leider sind die Häuser hier nicht gleich farbig. Aber doch ist der Anblick
faszinierend. Dies bedeutet auch, dass jeder Spaziergang ein ständiges Auf und
Ab bedeutet, und dies raubt mir auf dieser Höhenlage immer noch den Schnauf…
Wir starten unseren Rundgang im Herzen der Stadt vor der
Kathedrale und können gleich einer musikalischen Darbietung beiwohnen. Hier
wird getanzt und musiziert, offensichtlich ist es ein öffentliches Konzert
einer Schule. So setzen wir uns auf eine Treppe und erhalten einen tollen
ersten Eindruck :-) Im Anschluss laufen wir etwas durch die Stadt und merken
schnell, dass sich diese sehr anders anfühlt als die Städte in Argentinien und
Chile. Die Häuser sind dicht gebaut und in unterschiedlich gutem Zustand. Nach
kurzer Zeit finden wir uns inmitten eines farbenfrohen Marktes wieder, auf
welchem von Blumen über Früchte und Gemüse bis hin zu Eisenwaren fast alles
angeboten wird. Insbesondere fasziniert die Vielzahl von Kartoffeln, die hier
verkauft werden. An einem einzigen Stand zählen wir 16 verschiedene Sorten, in
fast allen Farben und Grössen.
Für den Nachmittag schliessen wir uns einer Free City
Walking Tour an, die von einem sehr enthusiastischen jungen Guide geleitet
wird. Mit ihm entdecken wir den alten spanischen Stadtkern mit der Plaza, auf
welcher eine Statue eines Freiheitskämpfers steht. Zu ihm und auch zur
Geschichte der Landes erzählt er uns viel Interessantes und so erfahren wir
auch, weshalb vor dem Regierungsgebäude 10 Flaggen des Landes wehen, obschon
Bolivien nur aus 9 Departementen besteht. Die zehnte Flagge steht für die
Region Bolivia litoral, für die Region des Landes, die am Meer liegt und seit
den Salpeterkriegen zu Chile gehört. Wir spazieren weiter durch die Altstadt
und nehmen im Anschluss einen Kleinbus zu einem Aussichtspunkt am Hang der
Stadt. Die Aussicht von hier ist sehr spannend und toll. Das ganze Tal wird
sichtbar, die Reichenviertel am Ausgang des Tales, „nur“ auf ca. 3100 Metern
gelegen, die Downtown auf ca. 3600 Meter und dann das obere Ende des Hanges auf
rund 4100 Metern. So finden sich auch auf kleinem Raum ziemliche klimatische
Unterschiede, denn auch hier nimmt die Temperatur durchschnittlich um 1 Grad
pro 100 Meter ab…
Beim Hinunterlaufen hören wir auf einmal Musik aus einem Hof
erschallen. Wir sind neugierig und finden einen Sportplatz, auf welchem ganz
viele Menschen einen gemeinsamen Tanz aufführen. Dieser gründe aus der Zeit der
Sklaverei, als mit Musik die Trauben mit den Füssen gepresst wurden. Aus dieser
Arbeit wurde über Umwege dieser spezielle Tanz, welcher sich über Stunden
hinweg ziehen könne. Es ist schön zu sehen, wie viel Freude diese Tanzenden
ausstrahlen :-)
Nach einigen Stunden und vielen Eindrücken sind wir zurück
im Stadtzentrum. Für den Abend sehen wir schon ein nettes Restaurant, wo ich
gut essen und auf den Geburtstag anstossen möchte. Hierzu finden sich auch noch
zwei nette Australier ein, die ich im Hostel in San Pedro kennenlernte. So habe
ich einen Eindruck zu La Paz erhalten können, bevor es morgen in Richtung
Titicacasee weitergehen wird.
Die Fahrt aus der Stadt führt uns den Hang entlang nach El
Alto. Dieser ehemalige Vorort von La Paz ist heute die drittgrösste und am
schnellsten wachsende Stadt des Landes. Auf der Hochebene über La Paz gelegen,
erstreckt sie sich immer weiter und weiter und weist somit heute selbst mehr
als eineinhalb Millionen Einwohner auf. Wir durchfahren die Stadt während knapp
einer Stunde und sehen viele kleine Läden an der Hauptstrasse mit mehr oder weniger
fertigen kleinen Häusern dahinter. Doch zwischen der Strasse und diesen Läden
finden sich immer wieder kleine Märkte, auf welchen alles Mögliche verkauft
wird. Eine eigentliche Downtown hingegen fehlt hier, was wohl durch die
ehemalige Funktion als Vorort bedingt ist. Viele Menschen sind sehr farbenfroh
gekleidet, doch wird auch deutlich, dass es sich eher um die Heimat der ärmeren
Bevölkerungsschicht handelt. Dies erklärt auch die unzähligen Murales mit
Wahlwerbung für Evo Presidente, für Evo Morales, den ersten Präsidenten des
Landes der indigenen Bevölkerung. Dieser wurde dieses Jahr für weitere 5 Jahre
bestätigt und kümmert sich insbesondere um die Belange der indigenen und
ärmeren Bevölkerung, zwei Begriffe, die hier oft Hand in Hand gehen. Dafür liebten
ihn eben diese, hingegen sei er bei der Mittel- und Oberschicht nur wenig
beliebt. Unter anderem ihm ist es zu verdanken, dass El Alto eine bessere
Anbindung an La Paz erhalten hat, denn mittlerweile gibt es neben der Strasse
auch drei Seilbahnen, die für eine schnelle Verbindung sorgen.
Am Stadtrand angekommen gehen die letzten einfachen Hütten
über in wenig genutztes Farmland mit einigen Häusern oder kleinen Dörfern. So
geht die Fahrt immer weiter in Richtung Titicacasee – und zum nächsten Post…
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