Donnerstag, 13. November 2014

Einmal Gaucho sein… in Mendoza


Früh am Morgen heisst es heute, Abschied nehmen von Buenos Aires. Die Reise führt mich in den Westen, an den Rand der Anden, nach Mendoza. Es ist dies eine gemütliche und lebendige Stadt mit einer kleinen Fussgängerzone mit Restaurants und vielen Plätzen mit viel Grün, doch dies ist nicht der Grund, weshalb viele Reisende diese Destination ansteuern. Diese finden sich vielmehr rund um die Stadt herum. Mendoza ist das Zentrum der grössten Weinanbauregion des Landes. Und so kann man viele Touren in die Weinberge und Kellereien buchen. Doch sind auch die Anden sehr nah und ist es eine traditionelle Gegend für Pferde. Da ich auch hier, wie in Südafrika zuvor, in der falschen Jahreszeit für die Weinberge bin, entscheide ich mich dafür, einmal Gaucho zu sein und einen Ausritt durch die Hügel im Umland der Stadt zu wagen.

Und so finde ich mich im Nachmittag in einem Bus mit mehrheitlich jungen Backpackern, unter ihnen eine ganze Gruppe Deutscher Studenten der HSG, auf dem Weg zu den Pferden. Wie sich später herausstellen sollte, bin ich der einzige, der noch nie auf einem Pferd gesessen hat, geschweige denn einige Stunden geritten ist. So mischen sich wieder einmal, wie auch schon, eine grosse Vorfreude mit einer gehörigen Portion Bammel…

Doch für langes Nachdenken ist keine Zeit, jede und jeder kriegt ein Pferd und nach einer 30sekündigen Einführung soll’s losgehen. Wir reiten in die Hügel mit einer tollen Aussicht, zum einen in die Täler der Hügel und zum anderen über die Ebene, in welcher Mendoza liegt. Zu Beginn bewegen sich die Pferde schön langsam, so dass ich Zeit habe, mich langsam mit diesem Gefühl vertraut zu machen. Und so klappt es auch gar nicht so schlecht. Je weiter wir kommen, desto mehr soll es auch mal im schnellen Trab weitergehen. Zuerst erschrecke ich, denn das Pferd hat dies selbst entschieden, nicht auf mein Kommando hin, sondern mehr, weil alle anderen auch schneller unterwegs sind ;-) Doch auch hier mache ich Fortschritte und bin nach einer Stunde schon in der Lage, etwas mitzubestimmen… Ausser, wenn Wasser in Sicht kommt, dann wird getrunken, ganz egal, was ich davon halte ;-)

Und so sind wir immer weiter unterwegs in die Hügel, und es ist ein erhabenes Gefühl, gerade diese Gegend auf diese Art und Weise zu erleben! Und dann kommt eine kleine Ebene, ich gebe Kommando, dass es etwas schneller gehen soll und so sind wir schon im Galopp unterwegs… Wenn ich einige der anderen beobachte und dann fühle, wie ich hin und her geschüttelt werde, dann merke ich schon, dass mir noch die eine oder andere Reitstunde fehlt, aber egal, es macht Spass :-)

So sind wir für einige Stunden unterwegs, immer beschäftigt mit den Aufgaben, mit dem Pferd klar zu kommen und damit, diese Aussicht und Stimmung zu geniessen :-) Und langsam geht die Sonne unter, was die Stimmung noch schöner macht, gleichzeitig mich aber auch etwas nervös macht, denn wenn ich nicht mehr wirklich viel sehe, fühle ich mich in dieser Situation schon noch etwas überfordert. Aber es klappt alles bestens, ausser dass ich dann beim Absteigen einhänge und doch noch auf den Knien lande ;-)

Damit ist das Programm aber noch nicht beendet, denn jetzt wartet ein Asado und einheimischer Wein auf uns. Ein Asado ist ein klassisch argentinisches Grillfest, bei welchem gemäss meinem Guide rund ein Kilo Fleisch pro Person auf den Grill geschmissen wird. Das muss wohl doch etwas übertrieben sein, dachte ich… Und blicke dann auf den Grill, der fast überquellt mit Fleisch! Es werden verschiedene Teile des Rindes und dazu Würste gegrillt, etwas garniert mit gegrillten Kartoffelscheiben, Zwiebeln und etwas Salat. Und so schlemmen wir das leckere Essen und lassen es uns gut gehen. Die Musik aus dem Autoradio, welche als Unterhaltung dienen soll, wird mit jedem Weinkrug der angeschleppt wird, etwas lauter und bald merken wir, dass sich noch die halbe Nachbarschaft um den Grill versammelt. Und doch… Wir essen so viel wir nur können, die einheimischen Gäste ebenso und trotzdem wird auch zum Schluss noch einiges auf dem Grill liegen bleiben…

Da ich um halb vier Uhr morgens aufgestanden bin, bin ich nicht in der selben Feierlaune wie die jüngeren um mich herum, die den freien Wein geniessen und so werde ich mehr und mehr zum Zuschauer der Szene, was aber auch ganz witzig ist. Denn eigentlich hätten wir um halb elf zurück in der Stadt sein sollen, aber unsere Guides haben einen solchen Spass mit ihren Freunden, dass es sie gar nicht gross zu kümmern scheint, dass sie eigentlich noch uns dabei hatten. Und meine trinkfreudigen Mit(st)reiter sind mit jedem Glas Wein übermütiger. Und für die Rückfahrt wird die Lautstärke der Musik gleich beibehalten und aus dem Bus ein Partymobil. So wird es ziemlich spät, aber ich hatte das Vergnügen, Teil eines wahrhaften Asados zu sein :-)

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