Früh am Morgen heisst es heute, Abschied nehmen von Buenos
Aires. Die Reise führt mich in den Westen, an den Rand der Anden, nach Mendoza.
Es ist dies eine gemütliche und lebendige Stadt mit einer kleinen Fussgängerzone
mit Restaurants und vielen Plätzen mit viel Grün, doch dies ist nicht der
Grund, weshalb viele Reisende diese Destination ansteuern. Diese finden sich
vielmehr rund um die Stadt herum. Mendoza ist das Zentrum der grössten Weinanbauregion
des Landes. Und so kann man viele Touren in die Weinberge und Kellereien
buchen. Doch sind auch die Anden sehr nah und ist es eine traditionelle Gegend für
Pferde. Da ich auch hier, wie in Südafrika zuvor, in der falschen Jahreszeit
für die Weinberge bin, entscheide ich mich dafür, einmal Gaucho zu sein und
einen Ausritt durch die Hügel im Umland der Stadt zu wagen.
Und so finde ich mich im Nachmittag in einem Bus mit
mehrheitlich jungen Backpackern, unter ihnen eine ganze Gruppe Deutscher Studenten
der HSG, auf dem Weg zu den Pferden. Wie sich später herausstellen sollte, bin
ich der einzige, der noch nie auf einem Pferd gesessen hat, geschweige denn
einige Stunden geritten ist. So mischen sich wieder einmal, wie auch schon,
eine grosse Vorfreude mit einer gehörigen Portion Bammel…
Doch für langes Nachdenken ist keine Zeit, jede und jeder
kriegt ein Pferd und nach einer 30sekündigen Einführung soll’s losgehen. Wir
reiten in die Hügel mit einer tollen Aussicht, zum einen in die Täler der Hügel
und zum anderen über die Ebene, in welcher Mendoza liegt. Zu Beginn bewegen
sich die Pferde schön langsam, so dass ich Zeit habe, mich langsam mit diesem
Gefühl vertraut zu machen. Und so klappt es auch gar nicht so schlecht. Je
weiter wir kommen, desto mehr soll es auch mal im schnellen Trab weitergehen.
Zuerst erschrecke ich, denn das Pferd hat dies selbst entschieden, nicht auf
mein Kommando hin, sondern mehr, weil alle anderen auch schneller unterwegs
sind ;-) Doch auch hier mache ich Fortschritte und bin nach einer Stunde schon
in der Lage, etwas mitzubestimmen… Ausser, wenn Wasser in Sicht kommt, dann
wird getrunken, ganz egal, was ich davon halte ;-)
Und so sind wir immer weiter unterwegs in die Hügel, und es
ist ein erhabenes Gefühl, gerade diese Gegend auf diese Art und Weise zu
erleben! Und dann kommt eine kleine Ebene, ich gebe Kommando, dass es etwas
schneller gehen soll und so sind wir schon im Galopp unterwegs… Wenn ich einige
der anderen beobachte und dann fühle, wie ich hin und her geschüttelt werde, dann
merke ich schon, dass mir noch die eine oder andere Reitstunde fehlt, aber
egal, es macht Spass :-)
So sind wir für einige Stunden unterwegs, immer beschäftigt
mit den Aufgaben, mit dem Pferd klar zu kommen und damit, diese Aussicht und
Stimmung zu geniessen :-) Und langsam geht die Sonne unter, was die Stimmung
noch schöner macht, gleichzeitig mich aber auch etwas nervös macht, denn wenn
ich nicht mehr wirklich viel sehe, fühle ich mich in dieser Situation schon
noch etwas überfordert. Aber es klappt alles bestens, ausser dass ich dann beim
Absteigen einhänge und doch noch auf den Knien lande ;-)
Damit ist das Programm aber noch nicht beendet, denn jetzt
wartet ein Asado und einheimischer Wein auf uns. Ein Asado ist ein klassisch
argentinisches Grillfest, bei welchem gemäss meinem Guide rund ein Kilo Fleisch
pro Person auf den Grill geschmissen wird. Das muss wohl doch etwas übertrieben
sein, dachte ich… Und blicke dann auf den Grill, der fast überquellt mit
Fleisch! Es werden verschiedene Teile des Rindes und dazu Würste gegrillt,
etwas garniert mit gegrillten Kartoffelscheiben, Zwiebeln und etwas Salat. Und
so schlemmen wir das leckere Essen und lassen es uns gut gehen. Die Musik aus
dem Autoradio, welche als Unterhaltung dienen soll, wird mit jedem Weinkrug der
angeschleppt wird, etwas lauter und bald merken wir, dass sich noch die halbe
Nachbarschaft um den Grill versammelt. Und doch… Wir essen so viel wir nur
können, die einheimischen Gäste ebenso und trotzdem wird auch zum Schluss noch
einiges auf dem Grill liegen bleiben…
Da ich um halb vier Uhr morgens aufgestanden bin, bin ich
nicht in der selben Feierlaune wie die jüngeren um mich herum, die den freien Wein
geniessen und so werde ich mehr und mehr zum Zuschauer der Szene, was aber auch
ganz witzig ist. Denn eigentlich hätten wir um halb elf zurück in der Stadt
sein sollen, aber unsere Guides haben einen solchen Spass mit ihren Freunden,
dass es sie gar nicht gross zu kümmern scheint, dass sie eigentlich noch uns
dabei hatten. Und meine trinkfreudigen Mit(st)reiter sind mit jedem Glas Wein
übermütiger. Und für die Rückfahrt wird die Lautstärke der Musik gleich
beibehalten und aus dem Bus ein Partymobil. So wird es ziemlich spät, aber ich hatte
das Vergnügen, Teil eines wahrhaften Asados zu sein :-)
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