Dienstag, 11. November 2014

Hola Buenos Aires


Buenos Aires (BA), mein erster Eindruck in Südamerika. Ich fahre vom Flughafen in diese riesige Stadt hinein. Gemäss meinen Unterlagen leben rund 13 Millionen Menschen in der Stadt und ihrem Umland, was sie zum alles beherrschenden Zentrum des Landes macht. Und so dauert die Fahrt auch rund eine Stunde, und dies immer durch bewohnte Gebiete, bis ich in meinem Hostel im Quartier San Telmo ankomme. Für meine Begriffe spät, nämlich um ca. 22:30, mache ich mich noch auf den Weg, um etwas zu essen zu finden, doch ist dies für die Einheimischen an einem Donnerstagabend noch früh… In diesem lebhaften Arbeiterquartier hat es auch verschiedenste Optionen und so finde ich mich kurze Zeit später auf einer kleinen Plaza bei sehr angenehmen Temperaturen wieder und geniesse eine Art Krokette mit Käse und ein einheimisches Bier. Dieses wird im Normalfall gleich in Literflaschen verkauft… Doch bestellen die wenigsten einzeln, sondern werden diese Flaschen auf den Tisch gestellt, alle bedienen sich, und dann wird nachbestellt. Insofern sagt bereits dies etwas über das Ausgehen hier aus.

Mit Ausnahme der Temperatur und des Wetters unterscheidet sich sehr vieles von Nordamerika. Und so warm erlebte ich es auch nur gerade während der letzten zwei Tage in Kalifornien. Doch finde ich es herrlich, gemütlich bis spät im T-Shirt draussen zu sitzen – und ich bin nicht alleine damit :-) Als ich mich nach ein Uhr müde auf den Weg ins Hostel mache, sind die Tische noch gut gefüllt.

Kalifornien hatte einen Zeitunterschied von vier Stunden – eigentlich ideal, um mich hier gut einleben zu können! Denn wie erwähnt wird ab ca. zehn Uhr gegessen und der eigentliche Ausgang beginnt kaum vor ein Uhr nachts.

Am nächsten Morgen gehe ich auf eine Free Walking Tour durch das Zentrum der Stadt, um gleich eine etwas ausführlichere Einführung zu erhalten. Dies hat dazu noch den Vorteil, dass ich gleich mit verschiedenen Personen ins Gespräch komme, die her am Ende ihrer Südamerika-Reise sind und mir so jede Menge Tipps geben können. Wir spazieren durchs Zentrum der Stadt und nach dem Mittag geht meine Erkundungstour dann alleine weiter. Die Stadt fühlt sich an wie eine Mischung aus vielen südeuropäischen Baustilen. Obschon, wenn ich „die Stadt“ sage, so ist dies eigentlich eine Untertreibung, denn es fühlt sich an wie eine Melange von verschiedenen Städten, die zum Teil nebeneinander zu finden sind, und sich aber doch auch zu einem einzigen ergänzen und/oder verbinden.

Im Unterschied zu Afrika, wo ich Cape Town geendet habe, beginne ich also meine Reise durch Südamerika in einer Stadt, die Europa relativ ähnlich ist, und werde ich mehr in den folgenden Wochen – wohl – immer weiter weg vom altbekannten kommen. Doch zurück zu BA, denn nur bekanntes sehe ich hier dann auch wieder nicht...

Und so gibt es wieder einen Tag für die Beine ;-) Ich bewege mich durch das Zentrum, die aufgewerteten Gebiete um den Hafen, welche heute die teuerste Wohnlage der Stadt ist mit exklusiven Restaurants und Geschäften, und durch La Boca. So lerne ich bereits am ersten Tag ganz unterschiedliche Facetten der Stadt kennen. Das Zentrum ist lebendig und wuselig, mit Fussgängerzonen, alten Gebäuden, Läden, Cafes, etc. Am Hafen finden sich wie bereits erwähnt schöne Läden und Restaurants und dahinter folgt ein grosser Park, der sich bis an den Rio de la Plata erstreckt. Und La Boca ist ein Arbeiterquartier, etwas heruntergekommen und nicht ganz ungefährlich, zumindest gemäss den freundlichen Hostelangestellten. Doch es hat eine Gasse, in welchem in farbenfrohen Wellblechhütten Kunst verkauft und in schön dekorierten Restaurants Tango getanzt wird. Dies will ich mir nicht entgehen lassen! Und es ist wirklich sehr schön und interessant hier. So mache ich ein weiteres Mal halt – diesen Luxus geniesse ich während all der Tage in BA, dass es unzählige Möglichkeiten für eine Rast an tollen Orten hat – und lasse die Atmosphäre auf mich wirken.

Doch bereits um 18:00 schliessen hier die meisten Geschäfte und Cafes, vielleicht ist dies ein Indiz, dass ich bei Nacht besser nicht hier sein sollte. Doch da die Tage im Süden spürbar länger sind als zuletzt in Nordamerika, bleibt mir noch Zeit, und so entschliesse ich mich, nicht das Taxi zurück in Hostel zu nehmen, sondern zu Fuss durch das Quartier zu gehen. Um diese Zeit fühlt es sich gar nicht unsicher an, überall spielen Gruppen Fussball, laufen Mütter mit ihren Kindern durch die Strassen und unterhalten sich Einheimische auf der Strasse. Auf einmal erscheint etwas Grosses im Blickfeld. Es ist das Stadion der Boca Juniors – passt wohl zum Quartier La Boca… aber dies wird mir erst genau in diesem Moment bewusst. Es steht mitten drin im Quartier, ohne grosse Freiräume oder Parkplätze oder irgendetwas darum herum. Hier wird es wohl ziemlich intensiv, wenn ein Heimspiel ansteht. Leider spielen die Juniors nicht zu Hause während der Tage, in welchen ich hier bin, aber ich freue mich bereits auf eine andere Partie, welche ich morgen besuchen werde. Ich laufe immer weiter, bis ich in meinem Quartier San Telmo ankomme, wo ich mir eine weitere Pause auf einer malerischen Plaza bei einem Glas einheimischen Weins und Erdnüssen.

Für den Abend wollte ich beim grossen Grillfest dabei sein, welches im Hotel angeboten werden sollte, doch leider sind wir zu wenig, so dass der Grillmeister nicht kommen wollte… Als Alternative gehe ich mit einer kleinen Truppe von Schweizern, welche bereits länger in der Stadt sind, essen. Hierfür fahren wir nach Palermo, in eines der vornehmen Gebiete im Norden. Hier finden wir ein tolles Restaurant mit leckerem Essen – in erster Linie natürlich Rindfleisch, das hier, so erzählen mir es zumindest die Taxifahrer, so viel besser schmecken soll als überall sonst auf der Welt. Gemäss meinem Reiseführer lieben die Argentinier den Superlativ, dies würde also schon mal passen ;-) Mir ist es egal, ob es den Superlativ braucht, auf jeden Fall ist das Essen der Hammer – und der Preis für Schweizer Verhältnisse sowieso… Wir machen es heute den Einheimischen gleich, essen spät, gehen danach zuerst weiter in die Bar und erst spät noch einige Häuser weiter. Wir bleiben in den Nordquartieren, wo sich die Reichen und Schönen und mit ihnen noch sehr sehr viele weitere in die Nacht stürzen und so erlebe ich noch weitere Seiten dieser Stadt. Buenos Aires ist toll! Aber anstrengend, und wirklich viel Schlaf ist hier auch nur schwer zu kriegen…

Auf den Strassen und in den Cafes der Stadt sind sehr viele lachende und strahlende Menschen zu sehen, was nicht unbedingt zu den Geschichten passt, die sie mir immer wieder erzählen. Dass BA eine wunderbare Stadt sei, dass es jedoch an der Zeit sei, die Stadt und das Land zu verlassen, um das Glück an einem besseren Ort zu finden, mit weniger korrupten Politikern. Die Krise hat das Land wieder erfasst, und insbesondere die hohe Inflation ist ein grosses Problem. Auf der Strasse und z.T. auch in Hotels werden bessere Wechselkurse als der offizielle Kurs angeboten, um sein Geld in sicheren Währungen halten zu können, die nicht unvermittelt wieder einen Drittel ihres Wertes verlieren. Dies zeigt sich auch am Wechselkurs, den ich in Uruguay sehen werde. Der Verkaufswert der Bank liegt doppelt so hoch wie der Ankaufswert! Da ich leider nicht allzu viel Bargeld mitgenommen habe, suche ich einen Bancomaten – aber dies stellt sich als gar nicht so einfach heraus… Die ersten fünf, die ich finde, sind leer. Vor allen Automaten hat es sehr lange Schlangen und viele sind auch einfach geschlossen. Und der ca. zehnte akzeptiert dann meine Karte nicht. So gehe ich von A nach B zu C und D, um endlich doch noch fündig zu werden. Dies scheint mir doch einigermassen vielsagend zu sein. Ich habe mir auch wieder eine lokale SIM gekauft, doch obwohl ich mitten in der Hauptstadt bin, ist die Verbindung sehr instabil, genau wie diejenigen der meisten Wifi-Punkte. Dies schreibe ich hier nicht mit der Absicht, darüber zu jammern, dass ich nicht immer online sein kann. Ich habe ja Ferien, daher kümmert mich dies nur bedingt, doch stellt dies sicher ein Hindernis dar für Personen, die auf eine gute Infrastruktur angewiesen wären für ihr wirtschaftliches Fortkommen.

Den nächsten Tag verbringe ich wiederum an neuen Orten der Stadt und im Park am riesigen Rio de la Plata. Dieser fühlt sich an wie das Meer, ausser Wasser ist am Horizont nichts mehr zu erkennen. Ich plaudere mit verschiedenen Einheimischen, was mir viele Eindrücke vermittelt über das Leben hier. Einige sprechen zu meinem Glück gut Englisch, doch bei vielen anderen versuche ich mein Bestes, mich auf Spanisch zu unterhalten… Dies klappt besser als befürchtet, auch wenn mein Kauderwelsch mit Spanisch nicht wirklich viel zu tun hat, sind alle geduldig und sprechen langsam, und verstehen mich tatsächlich :-) Denn auch der Abend sieht ähnlich aus. Eigentlich bin ich müde und möchte nur noch kurz auf ein Bierchen raus, doch ich komme mit dem Nachbarstisch ins Gespräch, das nächste gemeinsame Bier wird bestellt – und so wird es abermals viel später als erwartet. Doch gemäss meinen neuen Freunden sei dies ganz normal – „hey, das ist Buenos Aires!“.

Der Sonntag beginnt in meinem Quartier, und zwar beim grossen und lebendigen Markt, der hier jeden Sonntag zusätzliches Leben in die Gassen bringt. Auch an den anderen Tagen war es ein lebendiges Viertel, doch heute strömen Menschen aus allen Quartieren und allen Ländern hierher. Alles Mögliche, von Antiquitäten über Schmuck bis zu Esswaren wird angeboten und auf der Plaza findet sich dann noch ein weiteres, ganz witziges Schauspiel: Es sind verschiedene Bühnenbilder aufgebaut, in welchem sich kostümierte Darsteller in Szene setzen, so dass man schöne oder witzige Fotos schiessen kann. Und dafür dann etwas in den bereitgestellten Hut legt. Dies habe ich so noch nirgends gesehen und ich amüsiere mich köstlich, sowohl über die Fantasie der Darsteller, als auch über die Fotografierenden, sie sich teilweise mit ins Bild nehmen. Der Nachmittag bringt mich dann – diesmal bei Tag – in die grünen und edlen Viertel des Nordens, nach Recoleta und Palermo. Hier findet sich zum einen ein berühmter Friedhof, in welchem die „Wichtigen“ des Landes begraben sind. Ein prunkvolles Grabmal wetteifert mit dem nächsten um die Wette. Es hat kaum Grün, dafür Marmor und andere edle Materialien in Hülle und Fülle. Und draussen in den beiden Quartieren sind die Restaurants gut besucht, genauso wie die hippen Läden und Märkte ebenfalls. Ein guter Ort für einen gemütlichen Nachmittag mit etwas ausspannen und Lektüre, denn am Abend wird es noch zum Fussball gehen. Und so lasse ich die letzten Tage noch etwas Revue passieren und bin mir ziemlich sicher, dass ich in diese Stadt zurückkommen werde!

 

 

 

 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen