Nach einem entspannten Morgen fahren wir los in Richtung
peruanische Grenze. Nach kurzer Fahrt erreichen wir diese und stellen uns den
üblichen Aus- und Einreiseverfahren… Dieses Mal verlaufen sie sehr effizient,
so dass wir zu früh in Peru ankommen, und unser Bus, der uns von hier aus
weiter bringen soll, noch gar nicht da ist. Was ich spannend finde ist, dass
sich niemand wirklich darum zu kümmern scheint, ob ich die nötigen Stempel
geholt habe… Hier scheint dies nicht besonders wichtig zu sein, dafür umso mehr
in jedem Hostel, in welchem ich absteige. Daher stelle ich mich
selbstverständlich in die Reihe, um ganz offiziell aus Bolivien aus- und in Peru
einzureisen. So füllt sich mein Pass langsam aber sicher…
Das Tagesziel ist Puno, und auf dem Weg dahin queren wir
kleine Dörfer und Städte, welche in erster Linie Fischfang betreiben, doch
einige auch grössere Orte finden sich abseits des Sees, so dass auch andere
Wirtschaftszweige zu funktionieren scheinen. Viele Orte sind als
Streusiedlungen angelegt, das heisst, es findet sich kaum ein eigentlicher
Ortskern, vielmehr scheinen die Häuser willkürlich in der Ebene verteilt. Die
Dächer aus Wellblech funkeln im Licht der Sonne, genauso wie der See, der immer
wieder im Blickfeld erscheint. Entlang des Sees finden sich grosse Felder, die
von Männern und Frauen in traditionellen Kleidern bestellt werden. All diese
Bilder passen eigentlich in jedes Klischee, doch ist es eben offensichtlich
mehr als das.
Die Städtchen, welche wir durchfahren, sind oftmals ähnlich
aufgebaut. Wie bereits anderswo gesehen finden sich die meisten Geschäfte
entlang der Hauptstrasse. Auffallend ist, dass kaum ein Haus fertig gebaut ist…
(Fast) alles findet sich im Rohbau, anscheinend weil unfertige Häuser anders
oder gar nicht besteuert würden. Dadurch zieht sich ein etwas provisorischer
Charme durch alle die Siedlungen. Zwischen den Häusern, und zwar sowohl in den
Städten als natürlich auch umso mehr auf dem Land, finden sich jede Menge
Tiere: Alpacas und Kühe, Schweine und Schafe, etc. und etc. sind an jeweils
kurzen Leinen gehalten und futtern vor sich hin…
Nach einigen Stunden Fahrt kommen wir schliesslich in Puno
an, einer grösseren Stadt am See, welche insbesondere aufgrund der schwimmenden
Inseln in ihrem Golf Bekanntheit erlangt hat. Ich schlendere etwas durch die
Stadt und finde bekannte Bilder wieder: entlang der grösseren Strassen finden
sich viele kleine Läden, und dahinter sind Wohnviertel zu finden. Dazu hat es
einen grossen Markt, auf welchem aber alle Stände das Selbe zu verkaufen
scheinen… Dies sind insbesondere die bekannten Strickwaren, und daneben wird
allerlei touristischer Ramsch angeboten.
Nach dem Mittagessen soll es dann zu den schwimmenden – und
somit künstlichen – Inseln gehen. Ich bin sehr gespannt darauf, denn ich habe
schon vieles gelesen und gesehen hierüber. Diese Inseln sind künstlich angelegt
worden, indem das Schilf, das in der Bucht von Puno wächst, als Grundlage
genommen wird. Sowohl das eigentliche Schilfgras als auch die Wurzeln dienen
als Werkstoff. Die Wurzeln sind leicht genug, so dass sie schwimmen und werden
dann zu Blöcken geschnitten und miteinander vertäut und darauf folgen dann
verschiedene Schichten des Grases, so dass eine wenige Meter dicke „Matte“
entsteht, auf welcher dann die Häuser gebaut werden können. So entstand
schliesslich eine Vielzahl von Inseln, welche knapp 2000 Menschen eine Heimat
bieten. Es fühlt sich etwas an wie in Venedig… Von einem grossen Hauptkanal
ausgehend werden all die kleineren Inseln erschlossen.
Der wichtigste Wirtschaftszweig ist mittlerweile der
Tourismus. Dies wird auch während unseres Besuchs deutlich, bei welchen wir von
singenden Kindern empfangen werden und uns anschaulich das Leben auf den Inseln
erklärt wird. Wir dürfen die Hütten auch von innen sehen, was spannend ist. Und
doch ist während des ganzen Besuches die Ambivalenz wieder spürbar, die solche
Exkursionen mit sich bringen: Zum einen ist es sehr spannend und sind die
Menschen sehr herzlich in ihren Ausführungen, zum anderen ist es schwierig, das
Gefühl eines „Zirkus‘“ zu ertragen, was uns ja auch geboten wird. Doch mir
gefällt der offene Umgang mit dem Thema, indem uns klar gesagt wird, dass sie
auf das Geld der Touristen angewiesen sind und dass sie sich mit diesem Geld
Verbesserungen in ihrem Leben können. Durch diese Offenheit wirkt alles unkomplizierter
und so folge ich gespannt den Ausführungen.
Unter anderem auch über den See und das Leben im See. Die
Forelle, die heute als Spezialität gilt, wurde erst 1949 eingeführt und drohte
die übrigen Spezies zu verdrängen. Doch habe man das Problem genügend früh
erkannt und Massnahmen dagegen ergriffen. Heute werden die Fische in Farmen
gezüchtet, was wohl ebenfalls Nebenwirkungen habe, doch bleibe so den
ursprünglichen Arten genügend Raum.
Im goldenen Licht des Abends sind wir zurück auf dem Boot
und sehen die Inseln, das Schilf und das Wasser golden schimmern. Den Abend
verbringen wir dann in der Stadt. Nichts eigentlich schönes, aber es herrscht
Betrieb und es fühlt sich gut an, hier zu sein. Wir essen ein leckeres Essen
und ich spaziere noch etwas durch die Gassen, und dann geht es zurück in den
Bus. Nun bin ich ja gespannt auf die nächste Nacht im Bus... Immerhin sind wir
nur eine sehr kleine Gruppe in einem grossen Bus, so dass genügend Freiraum
vorhanden ist. Und morgen früh werde ich mich in Cuzco wiederfinden! Da freue
ich mich sehr darauf :-)
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