Freitag, 28. November 2014

Floating Islands

Nach einem entspannten Morgen fahren wir los in Richtung peruanische Grenze. Nach kurzer Fahrt erreichen wir diese und stellen uns den üblichen Aus- und Einreiseverfahren… Dieses Mal verlaufen sie sehr effizient, so dass wir zu früh in Peru ankommen, und unser Bus, der uns von hier aus weiter bringen soll, noch gar nicht da ist. Was ich spannend finde ist, dass sich niemand wirklich darum zu kümmern scheint, ob ich die nötigen Stempel geholt habe… Hier scheint dies nicht besonders wichtig zu sein, dafür umso mehr in jedem Hostel, in welchem ich absteige. Daher stelle ich mich selbstverständlich in die Reihe, um ganz offiziell aus Bolivien aus- und in Peru einzureisen. So füllt sich mein Pass langsam aber sicher…

Das Tagesziel ist Puno, und auf dem Weg dahin queren wir kleine Dörfer und Städte, welche in erster Linie Fischfang betreiben, doch einige auch grössere Orte finden sich abseits des Sees, so dass auch andere Wirtschaftszweige zu funktionieren scheinen. Viele Orte sind als Streusiedlungen angelegt, das heisst, es findet sich kaum ein eigentlicher Ortskern, vielmehr scheinen die Häuser willkürlich in der Ebene verteilt. Die Dächer aus Wellblech funkeln im Licht der Sonne, genauso wie der See, der immer wieder im Blickfeld erscheint. Entlang des Sees finden sich grosse Felder, die von Männern und Frauen in traditionellen Kleidern bestellt werden. All diese Bilder passen eigentlich in jedes Klischee, doch ist es eben offensichtlich mehr als das.
Die Städtchen, welche wir durchfahren, sind oftmals ähnlich aufgebaut. Wie bereits anderswo gesehen finden sich die meisten Geschäfte entlang der Hauptstrasse. Auffallend ist, dass kaum ein Haus fertig gebaut ist… (Fast) alles findet sich im Rohbau, anscheinend weil unfertige Häuser anders oder gar nicht besteuert würden. Dadurch zieht sich ein etwas provisorischer Charme durch alle die Siedlungen. Zwischen den Häusern, und zwar sowohl in den Städten als natürlich auch umso mehr auf dem Land, finden sich jede Menge Tiere: Alpacas und Kühe, Schweine und Schafe, etc. und etc. sind an jeweils kurzen Leinen gehalten und futtern vor sich hin…

Nach einigen Stunden Fahrt kommen wir schliesslich in Puno an, einer grösseren Stadt am See, welche insbesondere aufgrund der schwimmenden Inseln in ihrem Golf Bekanntheit erlangt hat. Ich schlendere etwas durch die Stadt und finde bekannte Bilder wieder: entlang der grösseren Strassen finden sich viele kleine Läden, und dahinter sind Wohnviertel zu finden. Dazu hat es einen grossen Markt, auf welchem aber alle Stände das Selbe zu verkaufen scheinen… Dies sind insbesondere die bekannten Strickwaren, und daneben wird allerlei touristischer Ramsch angeboten.

Nach dem Mittagessen soll es dann zu den schwimmenden – und somit künstlichen – Inseln gehen. Ich bin sehr gespannt darauf, denn ich habe schon vieles gelesen und gesehen hierüber. Diese Inseln sind künstlich angelegt worden, indem das Schilf, das in der Bucht von Puno wächst, als Grundlage genommen wird. Sowohl das eigentliche Schilfgras als auch die Wurzeln dienen als Werkstoff. Die Wurzeln sind leicht genug, so dass sie schwimmen und werden dann zu Blöcken geschnitten und miteinander vertäut und darauf folgen dann verschiedene Schichten des Grases, so dass eine wenige Meter dicke „Matte“ entsteht, auf welcher dann die Häuser gebaut werden können. So entstand schliesslich eine Vielzahl von Inseln, welche knapp 2000 Menschen eine Heimat bieten. Es fühlt sich etwas an wie in Venedig… Von einem grossen Hauptkanal ausgehend werden all die kleineren Inseln erschlossen.

Der wichtigste Wirtschaftszweig ist mittlerweile der Tourismus. Dies wird auch während unseres Besuchs deutlich, bei welchen wir von singenden Kindern empfangen werden und uns anschaulich das Leben auf den Inseln erklärt wird. Wir dürfen die Hütten auch von innen sehen, was spannend ist. Und doch ist während des ganzen Besuches die Ambivalenz wieder spürbar, die solche Exkursionen mit sich bringen: Zum einen ist es sehr spannend und sind die Menschen sehr herzlich in ihren Ausführungen, zum anderen ist es schwierig, das Gefühl eines „Zirkus‘“ zu ertragen, was uns ja auch geboten wird. Doch mir gefällt der offene Umgang mit dem Thema, indem uns klar gesagt wird, dass sie auf das Geld der Touristen angewiesen sind und dass sie sich mit diesem Geld Verbesserungen in ihrem Leben können. Durch diese Offenheit wirkt alles unkomplizierter und so folge ich gespannt den Ausführungen.

Unter anderem auch über den See und das Leben im See. Die Forelle, die heute als Spezialität gilt, wurde erst 1949 eingeführt und drohte die übrigen Spezies zu verdrängen. Doch habe man das Problem genügend früh erkannt und Massnahmen dagegen ergriffen. Heute werden die Fische in Farmen gezüchtet, was wohl ebenfalls Nebenwirkungen habe, doch bleibe so den ursprünglichen Arten genügend Raum.


Im goldenen Licht des Abends sind wir zurück auf dem Boot und sehen die Inseln, das Schilf und das Wasser golden schimmern. Den Abend verbringen wir dann in der Stadt. Nichts eigentlich schönes, aber es herrscht Betrieb und es fühlt sich gut an, hier zu sein. Wir essen ein leckeres Essen und ich spaziere noch etwas durch die Gassen, und dann geht es zurück in den Bus. Nun bin ich ja gespannt auf die nächste Nacht im Bus... Immerhin sind wir nur eine sehr kleine Gruppe in einem grossen Bus, so dass genügend Freiraum vorhanden ist. Und morgen früh werde ich mich in Cuzco wiederfinden! Da freue ich mich sehr darauf :-)

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