Montag, 13. Oktober 2014

Toronto

Im Wissen, dass ich mich die nächsten drei Tage nicht mehr um eine Unterkunft bemühen muss - das Internet machts möglich :-) - starte ich in den neuen Tag. Das Wetter ist nicht mehr so schön wie gestern, es nieselt leicht und ist empfindlich kalt - wenn auch nicht mehr ganz so kalt wie gestern in den Hügeln.

Ich fahre zurück zu den Fällen, um das Panorama der kanadischen Seite bei Tag noch zu sehen. Dies ist sehr eindrücklich! Aber auch ziemlich nass... Der Wind weht die Gischt bis weit in die Ebene hinauf.

Ich habe mich entschieden, wo ich schon mal in der Nähe bin, die grösste kanadische Stadt, Toronto, zu besuchen. Die Fahrt dahin dauert rund eineinhalb Stunden und folgt teilweise dem Lake Ontario. Der Verkehr ist sehr ruhig, da heute Thanksgiving in Canada gefeiert wird. Der Verkehr ist der Vorteil, der Nachteil ist, dass vieles in der Stadt aufgrund des Feiertages geschlossen bleibt.

Aber halb so wild, ich freue mich darauf, einen Eindruck dieser Stadt zu erhalten! Das Wetter bleibt bedeckt, aber immerhin trocken, doch der Besuch des CN Towers entfällt leider, da die Aussicht nur sehr begrenzt ausgefallen wäre. Und so bin ich zu Fuss durch die ganze Stadt unterwegs, bis mich die Beine schmerzen... Aber es war's wert :-)

Das Stadtzentrum ist unterteilt in eine Vielzahl von Quartieren. Der Financial District ist mehr oder weniger ausgestorben. Unter den Hochhäusern sind nur wenige Passanten auf ihrem Weg irgendwo hin zu finden. Das Entertainmant Quartier besteht aus älteren Backsteinhäusern, die neu genutzt im Kontrast mit den Türmen im Hintergrund stehen. Hier sind nun Restaurants und Bars sowie Theater und Gallerien angesiedelt. Dies sieht spannend aus, wenn auch noch sehr ruhig, da es erst Mittag ist. Via den CN Tower gelange ich zu einem Park und dem Eisenbahnmuseum. Dies mitten in der Stadtmitte wirkt etwas speziell auf mich, da ich mir auch vorstellen könnte, diese Gegend anders zu nutzen. Insbesondere, da der See gleich dahinter liegt! Wenn auch "gleich dahinter" etwas untertrieben ist, da eine grosse Autobahn, wenn auch auf Stelzen, die Stadt von der Küste - angesichts der Grösse des Sees passt diese Bezeichnung durchaus - trennt. Sehr schade... Aber Potenzial für künftige Entwicklungen!

Die Waterfront wurde nämlich bereits entwickelt, ähnlich wie an vielen anderen Orten auch haben alte Industrien der Unterhaltung und Kunst Platz gemacht, so dass sich viele Restaurants und Museen am See finden. Wenngleich der Massstab kleiner gehalten wurde als anderswo. Ich gehe weiter in Richtung Osten durch ein weiteres Quartier mit älterer Bausubstanz mit Restaurants und Läden. Erstaunlicherweise finden sich immer wieder grosse Flächen mit Parkplätzen oder Brachen mitten in der Stadt. Es erscheint etwas planlos, doch an verschiedenen Orten hängen Plakate mit Neubauprojekten, so dass der Stadtumbau weiter zu gehen scheint. Abgeschlossen ist er bereits in der alten Distillerie, einem Backsteinkomplex, in welchem heute allerlei Kunst in stimmigem Ambiente verkauft wird. Und natürlich dürfen auch hier einige sehr schöne Restaurants nicht fehlen :-)

Ich laufe weiter durch Stadtquartiere, welche alle gut aufgeräumt und lebenswert, aber doch auch etwas gesichtslos scheinen. Auch das Schwulen- und Lesbenquartier inszeniert sich gekonnt, hat nette Häuser mit Läden und Bars, bleibt aber überschaubar und weniger wild als dass die Inszenierung vorgibt...

Ich schlendere weiter durch hippe und weniger hippe Gegenden mit teureren und weniger teuren Läden, um dann im Westen anzukommen. Hier liegt zum einen die Chinatown und zum anderen die Gegend um die Kensington Markets. Diese sind weniger ein Markt im herkömmlichen Sinne, als vielmehr eine Vielzahl von kunterbunten Läden - und Kunden ;-) Hier sitze ich mich gemütlich in eine Bar, um endlich mein Tagebuch wieder etwas a jour zu führen. Doch wiederum komme ich kaum dazu, weil ich mit allen möglichen Nachbarn ins Plaudern komme. Spannend und auch ziemlich witzig... ;-)

Ich bleibe bei Einbruch der Dämmerung noch in der Gegend und besuche ein letztes Quartier, bevor ich müde zurück ins Hotel gehe, um endlich mal einzuchecken. Ich bin aber noch hungrig und so werde ich losgeschickt, Poutine - eine kanadische Spezialität - zu versuchen. Dies sind Pommes, mit brauner Sauce und Mozzarella-ähnlichen Käsewürfeln überdeckt und zudem können weitere Zutaten gewählt werden. Ich komme mir vor wie in einem Verstehen-Sie-Spass-Sketch, als ich diesen leckeren, aber schwer verdaulichen Klumpen salzen will und sich gleich der Deckel löst und die ganze Herrlichkeit bedeckt... Doch die sehr nette Bedienung ist gleich mit einem Ersatz zur Stelle!

So kehre ich müde, aber satt zurück und setze mich in den gemütlichen Aufenthaltsraum des Hostels, und schreibe doch endlich wieder über die letzten Tage ;-) Toronto war zwar nur ein kurzer Aufenthalt, aber ich bereue es überhaupt nicht. Es war spannend, etwas Canada zu schnuppern:-)

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