Dienstag, 28. Oktober 2014

Grand Canyon und Road to Vegas

Der Grand Canyon! Wieder ein Ziel, welches die Erwartungen ins schier unermessliche steigen lässt... auf unzähligen Fotos wird er ins beste Licht gesetzt und perfekt aufbereitet. Da bin ich gespannt!

Ich komme von Osten her, nicht entlang der Hauptroute von Süden. Über diese werde ich dann den Park in Richtung Las Vegas verlassen. Ich bim früh unterwegs und so bin ich sowohl auf der Strasse als auch bei den Scenic View-Stopps fast alleine. Der erste Halt ist ganz im Osten des Parks, so dass eine erste Übersicht über die ganze Dimension des Canyons möglich wird. Und bin beeindruckt!!! Die Tiefe und Breite und noch viel mehr die zu erahnende Länge lassen mich ehrfürchtig staunend dastehen. Und dann noch die Vorstellung, dass hier knapp zwei Milliarden Jahre Erdgeschichte aufgeschlossen sind! Ein bisschen déformation professionelle... Aber die begleitet mich ja auf der ganzen Reise, durchaus zu meinem Mehrwert :-)

Ich fahre entlang der Canyon für einige Kilometer, die Fahrt immer wieder unterbrechen, um neue
Ausblicke auf den Canyon zu erhalten, respektive die Canyons, denn eigentlich ist es ein grosses Gebilde mit einem Haupttal und zahlreichen Nebentälern, und das Gesamtwerk von all diesen Schluchten zusammen, ist das Eindrücklichste.

Nach einer Weile komme ich im Besucherzentrum an, von wo es zu Fuss weitergeht. Im Infozentrum wird allerhand Interessantes zum Canyon und seiner Geschichte dargestellt mitsamt einem Film. Im Kino bin ich zu Beginn ganz allein im grossen Raum, anschliessend kommen noch ein Dutzend Personen dazu, aber es sind zu meinem Glück zur wenige Touristen unterwegs zu dieser Jahreszeit. Dies war bereits in den letzten Destinationen so, aber da wusste ich nicht, was "normal" ist, doch hier wird es alleine schon aufgrund der bereitgestellten Parkplätze deutlich... und dies, obwohl heute Sonntag ist!

Vom Besucherzentrum aus verlaufen verschiedenste Wanderwege in alle Richtungen. Ich folge dem einen entlang des Rims und laufe für einige Kilometer dem Rand entlang. Wiederum bieten sich viele Möglichkeiten für eine Pause mit bezaubernder Aussicht. So nimmt denn der Weg auch einiges an Zeit in Anspruch, aber das ist es wert :-) Für den Rückweg stehen kostenlose Shuttles zur Verfügung, so dass ich spontan entscheiden kann, wie weit ich gehen möchte und immer problemlos zur Strasse wechseln kann, um entspannt zurück zu fahren. Nach einigen Stunden mache ich dies dann, um die Fahrt nach Las Vegas anzugehen.

Diese führt mich zuerst etwas nach Süden, wo ich wieder auf die Route 66 treffe. Auch in Arizona gibt's die Strasse weitestgehend nicht mehr im Originalzustand, aber auch hier ermöglicht der "Business Loop", dass man auf der alten Route durch die Dörfer fahren kann. Und viele davon sind den Umweg wert! So finde ich mich abermals inmitten von liebevoll erhaltenen Dinern und Souvenirshops und einzelnen verfallenen Gebäuden. Und werde auch immer wieder an meine Diplomarbeit erinnert, welche den Kanton Uri zum Inhalt hatte und die Hoffnungen und Ängste, als auf einmal eine Autobahn durch das Tal führen sollte und die Dörfer umfahren wurden.

Auf der 66 geht es weiter in Richtung Westen und nach einigen Stunden verlasse ich sie wieder, um nach Norden in Richtung Las Vegas abzudrehen. Auf diesen Strecken wird es spürbar trockener, die erst noch einigermassen bewachsene Umgebung wird immer mehr zu einer Steppenlandschaft. Und die Temperaturanzeige im Auto bewegt sich fast im Minutentakt nach oben... Mit Erreichung einer kleinen Passhöhe finde ich mich dann auf einmal in der Wüste wieder. Keine Vegetation ragt mehr aus der roten Stein- und Kiesellandschaft. Ein sehr schöner Anblick, wenn auch etwas beklemmend. Und mitten in dieser kargen Umgebung findet sich das Willkommensschild zur Lake Mead Recreation Area. Und nach wenigen Minuten bin ich dann auch beim Hoover Dam angekommen, der den Colorado zu diesem riesigen See aufstaut. Wenngleich er immer kleiner wird... Es wird sehr deutlich, wie hoch der Wasserstand schon war und wie viel Wasser mittlerweile fehlt. Gemäss den Nachrichten ist insbesondere in Kalifornien eine akute Wasserknappheit mit Wasserausfällen in verschiedenen Gemeinden zu verzeichnen. Hier zeigt sich zumindest eine Ursache davon... Der Damm ist zugänglich und von vielen Touristen besucht. Auch ich mache mich auf den Spaziergang, um zu sehen, dass es nur eine vergleichbar kleine Talsperre brauchte, um dieses grosse Reservoir zu füllen. Die Sonne steht tief, so dass der See und die Hänge um ihn herum im goldenen Licht erstrahlen.

Und dann sind die letzten Kilometer angesagt, und ich fahre nach Las Vegas hinein. Im Sonnenuntergang und der Dämmerung erhalte ich einen tollen Überblick über die weite Ebene, in welcher die Stadt liegt. Bereits aus der Ferne leuchtet die Skyline mit ihren markanten Bauten, doch ebenso deutlich zeigt sich die schier endlose Bebauung in alle Richtungen mit Einfamilienhäusern und Gewerbebauten. Ich finde meinen Weg durch kilometerlange Strassen mit Autoverkäufern, anderen Verkaufslokalen und ersten Casinos und Restaurants. Doch der Weg zum berühmten Strip ist noch relativ lang... So staune ich, dass all diese Lokale und Betriebe überleben können... Ich fahre den ganzen Las Vegas Boulevard entlang, um im Hard Rock Hotel anzukommen. Wow, was für ein Unterschied zu den Behausungen der letzten Tage! Ich erlebe fast wieder einen kleinen Kulturschock und kann kaum die Réception finden, da in erster Linie das Casino und die Bars, Restaurants und Shops im Mittelpunkt stehen. Doch ich werde doch noch fündig und zu meiner positiven Überraschung werde ich in eine kleine Suite mit tollem Weitblick upgegradet :-) Frisch eingecheckt geniesse ich die Regenwalddusche und mache mich, bereit, diese Stadt der Träume zu erkunden!




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