Donnerstag, 23. Oktober 2014

Go West! on Route 66 :-)

Der Westen ruft! Immer lauter ;-)

Und so folge ich diesem Ruf und mache mich auf, den Westen zu erkunden. Dies zu einem grossen Teil auf der "mother road", der legendären Route 66. Auch wenn es die so heute gar nicht mehr gibt... Aber der Reihe nach.

Ich starte in Memphis nach einer unruhigen Nacht. Ich habe am Abend gemerkt, dass mein Natel mit der Schweizer SIM nirgends mehr zu sein scheint, und so überlege ich mir die halbe Nacht, wo dieses denn geblieben sein könnte. Doch alle Suchaktionen und Telefonate ins letzte Hostel bleiben erfolglos :-( Ich bleibe zwar erreichbar, da mein amerikanisches Natel WhattsApp nutzen kann, aber ausser nationale Anrufe kann ich mich nirgends mehr melden. Dies ist hier auch nicht so wild, aber für die weitere Reise werde ich eine Lösung finden müssen, und auch all diese Gedanken schwirrten in der Nacht durch den Kopf...

Und doch mache ich mich aber frohgemut auf den Weg. Es ist noch spannend, die eigenen Gefühlsschwankungen zu beobachten, denn nicht immer scheinen diese nachvollziehbar zu sein Und alleine unterwegs bin ich denen viel direkter ausgesetzt als zu Hause. Drum: wirklich spannend ;-) Mal schauen, wie weit ich bei der Analyse davon kommen werde...

Ich fahre also in Richtung Westen und nehme bereits vor dem Auftreffen auf die 66 gerne auch die kleineren Highways, die durch die kleinen Dörfer führen. Wenn mir das Stop and Go dann mal wieder zu nervig wird, kann ich immer wieder gut auf die Interstates wechseln. Gerade hier in Arkansas und Oklahoma sind diese Highways sehr spannend, da sie weder vom Transit noch von Touristen befahren werden, so dass sich auch die Infrastruktur auf das Wesentlichste beschränkt. Aber mir gefällt es, auf diesem Weg viele Dörfer und Städtchen zu entdecken. Das Muster ist immer wieder dasselbe, es folgen viele Wohnhäuser, mal eine Tankstelle, mal ein Restaurant, ein sogenannter Business District, der dann noch zwei Büros enthält, aber es bleibt alles sehr dezentral in die Breite gebaut mit vielen ein- und maximal zweistöckigen Holzhäusern. Und immer wieder finden sich am Dorfrand auch eine Art Campingplatz für mehr oder weniger grosse Wohnmobile, die aber als fixe Behausung dienen. Neben diesen Trailerparks finden sich dann auch noch Self-Storage-Garagen für Mobiliar aller Art. Ich habe von diesen bisher nur gelesen oder Berichte im TV gesehen...

Immer wieder mache ich kleinere oder grössere Pausen, um etwas in einem Dorf umherzuspazieren oder schöne und/oder interessante Szenen zu fotografieren In Little Rock finde ich eines der ersten Plätzchen, wo ich mich auch gemütlich draussen hinsetzen und ein Gelato geniessen kann. Trotz des schönen Wetters bleiben diese Plätze leider die Ausnahme. Auch entlang der 66 finden sich wohl viele Diners und noch viel mehr Fastfood-Restaurants, aber einfach mal draussen am Strassenrand zu sitzen, etwas zu essen und zu trinken und das Strassenleben zu beobachten, findet leider nicht statt. Schade...

Noch auffälliger als auch schon wird, wie sehr alles auf das Auto ausgelegt ist. Auch Bancomaten gibt`s Drive-Thru und Essen kaufen kann man auch im Drive-In, wo das Essen ins Auto geliefert wird und man dann an einem eigenen Parkplatz im Auto isst. Und dann natürlich all die Motels nicht zu vergessen... Aber es hat nun mal Platz zur Genüge, immer wieder fahre ich weite Strecken, ohne irgendeine Behausung anzutreffen, oder höchstens einige Farmhäuser oder halbe Einsiedler.

Auf dem Weg in Richtung Westen wird die Vegetation bereits spürbar karger, auch wenn hier noch weitere der grossen Flüsse anzutreffen sind. In Oklahoma treffe ich dann auf die Route 66 und grad zu Beginn komme ich an einer der ihr eigenen Skurrilitäten an, dem grossen blauen Wal :-) Hier wurde einfach ein grosser Wal in einen Teich gestellt und daraus eine "Sehenswürdigkeit" gemacht. Wirklich sehenswürdig ist hingegen das Gästebuch des Wals, da sind alle möglichen Nationen vertreten und die Gastgeberin hält mit jedem einen Schwatz.

Ich folge der Strasse nach Tulsa und entdecke eine Innenstadt mit vielen schönen Art-Deco-Gebäuden und finde in einem schönen Aussenquartier ein nettes Cafe eine Pause auf der Terrasse (ja, hier hat es eine! - genau eine...). Es ist schon spät und so geht es nun noch darum, eine Bleibe für die Nacht zu finden. Aber entlang der 66 hat es die berühmten Motels in Hülle und Fülle :-) Und so bleibe ich an einem besonders leuchtenden Neon-Schild hängen und beziehe mein Zimmer für die Nacht. Es ist auch nach Einbruch der Dunkelheit noch angenehm warm, und so hole ich mir in der Tankstelle gegenüber einen Schlummertrunk und schlürfe ein Glas Wein auf der Bank vor meinem Zimmer... Fast schon zu viel Klischee - aber herrlich ;-)

Früh geht es am nächsten Morgen weiter, da ich eine ziemliche Strecke vor mir habe. Im Morgengrauen bei herrlichem Licht fahre ich durch Oklahoma, entlang von Feldern, Dörfern, den obligaten Dinern und Motels mit Neonwerbung, etc. etc. In einem besonders passenden Diner gönne ich mir ein leckeres Frühstück. Alles hier könnte man direkt in ein Bilderbuch kleben... Die Fassade, die Einrichtung, die Bedienung, die Gäste... ;-) Ein guter Ort, um in einen vollen und ereignisreichen Tag zu starten!

In Oklahoma existiert der Highway 66 noch, im Unterschied zu anderen Staaten, so dass der Weg auch einfach zu finden ist. Immer wieder finden sich ähnliche Bilder: Tankstellen, Restaurants, Motels, Häuser, Leere. Im Unterschied zu anderen Strassen, die ich zuvor befahren habe, ist hier immer eine touristische Infrastruktur zu finden, und es verirren sich auch einige Touristen auf die Strecke, da ihr Ruf weltweit zu wirken scheint. Dazu gehören auch Geschäfte aller Art, die mit dem 66er-Logo Werbung machen: Tankstellen, Restaurants, Motels, Souvernirläden, Autoreparaturstellen, aber auch Bücherläden oder Pfandhäuser nutzen die magische Nummer. Und sogar in Glarus soll es eine Bar mit diesem Namen und Logo geben... ;-) So besuche ich auch ein Museum zu Ehren der Strasse, welches mit einem Nachbau von Gebäuden und Szenen arbeitet. Ganz witzig...

Und trotz allen Klischees führt mich der Weg - egal ob auf der 66 oder nicht - ganz ins Herzland der Staaten, wo an der Tankstelle Waffenhalter verkauft werden und die Autos gross und amerikanisch sind... Und an jedem Halt, egal ob Tankstelle, Restaurant oder wo auch immer, wird nachgefragt, was ich denn hier mache und wie es mir gefalle. Ich stelle mir grad vor, wie es bei uns da aussehen würde...

Nach Oklahoma erreiche ich Texas. Hier existiert die alte Strasse nicht mehr, an einigen wenigen Orten ist die "Historic 66" ausgeschildert, aber diese führt in verlassene Geisterdörfer. Diese bieten aber schöne Fotomotive ;-) Und in New Mexico angekommen ist ebenfalls nur mehr die Interstate 40 präsent, welche den Highway 66 abgelöst hat, doch der Business Loop 66 führt in alle Dörfer, die nun umfahren werden. Und so will ich mir diese natürlich nicht entgehen lassen und entdecke eine Vielzahl von spannenden Örtchen ;-)

Doch entlang des Weges entdecke ich auch allerlei anderes spannendes: Zum Beispiel die grossen Felder, die von grossen Erosionstrichtern durchpflügt sind. Oder wie bereits zuvor erwähnt wird die Gegend immer trockener und dementsprechend die Vegetation immer weniger. Alles wir erwartet und gelernt und auch gelehrt. Doch dann beginnt es ausgerechnet in dem Moment zu regnen, in welchem ich den 100. Meridian überquere - die sogenannte Trockengrenze... Doch der Regen hält nicht lange, weiter im Westen wird es dann schön und trocken, wie es sich gehört ;-)

Und auf einmal entdecke ich am Strassenrand ganz viele Punkte... ich frage mich, was dies denn sei, und finde es dann heraus: es sind Rinder! Hunderte, oder wohl vielmehr Tausende! Und kurz, nachdem ich dies mit den Augen herausgefunden habe, kann dies die Nase bestätigen... Ein ziemlicher Gestank füllt das Auto! Ich fahre ab von der Autobahn, um mir dies näher anzuschauen, trotz des üben Geruches. Und so sehe ich Feld um Feld, dicht bestockt mit Rindern. Ein Bild wie aus dem Lehrbuch...

Nachdem ich den Texan Panhandle hinter mir gelassen habe, erreiche ich New Mexico. Die Sonne steht tief und taucht alles in gleissendes Licht. Die rote Erde funkelt darin und ich werde langsam müde. Doch ein guter Ort für eine Rast ist nicht in Sicht... Und so erfinde ich mir einen eigenen und setze mich an einer Ausfahrt auf die Leitplanke und schaue in die Ferne. Wo ist Lucky Luke?? Naja, solange die Daltons und Rantanplan nicht auftauchen, will ich nicht jammern. Aber die Szenerie passt genau in die Comics, die ich als Kind - und immer wieder auch heute noch :-) - gerne gelesen habe. Übrigens... Nach der Fahrt durch dieses ländliche Amerika muss ich dann auch unbedingt wieder einige Folgen der Simpsons schauen... Zu viele Episoden schiessen mir auf der Fahrt immer wieder in den Kopf!

Ich verlasse die Route 66, respektive die Interstate 40, in Richtung Nord, um nach Santa Fe zu gelangen, wo ich für die Nacht gebucht habe. Die letzten Kilometer mit Sonnenuntergang und Dämmerung sind herrlich. Als ich das Stadtgebiet erreiche, ist es bereits Nacht. Ich freue mich aufs Motel und dann darauf, die Stadt zu erkunden und was schönes zu essen. Gemäss Google bin ich noch 8 Minuten von ersterem entfernt als... - Rumms!!! Ich stehe an der roten Ampel, als ich von hinten gerammt werde. Eine panische junge Frau steigt aus ihrem Auto und entschuldigt sich vielmals. Sie hat ihre ohnmächtige Tochter im Auto und ist auf dem (zu) schnellsten Weg ins Spital... Ich bin ziemlich geschockt und wurde auch ziemlich durchgeschüttelt und kann so gar nicht wirklich reagieren. Wir machen aus, dass ich ihr ins Spital folge, damit zuerst nach der Tochter geschaut werden kann, da bei uns ansonsten nichts allzu Schlimmes passiert ist.

Und so finde ich mich wenig später statt im Motel und im Restaurant im Spital der Stadt wieder. So langsam begreife ich, was passiert ist, und frage mich, ob mir wirklich nichts passiert ist. Ich fühle mich immer noch etwas unter Schock, aber ansonsten scheine ich grosses Glück gehabt zu haben. Aber es wird mir sehr klar, wie schnell etwas passieren kann. Und so allein in Santa Fe im Spital zu liegen, ist keine schöne Vorstellung... Daher will ich umso mehr all die schönen Momente geniessen, die ich hier erleben darf!

Ein netter Herr der Security sagt mir, wie es nun weiter gehen wird, da die Mutter mit ihrer Tochter beim Arzt ist. Da ich einen Mietwagen fahre, muss die Polizei für einen Rapport kommen. Dies kann etwas dauern. Und so lerne ich noch ganz andere Seiten des Landes kennen. Doch alle sind sehr freundlich und hilfsbereit, auch der Polizist, der nach nicht allzu langer Zeit des Wartens erscheint. So bringe ich den Papierkram hinter mich und kann das Spital als Besucher verlassen. Ich hoffe, dass dies auch die Tochter bald machen kann!



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen