Donnerstag, 11. September 2014

Swakopmund

Nach Spitzkoppe machen wir uns auf eine weitere Sandpiste in Richtung Westen und somit in Richtung Küste. Und in Richtung Namib :-)

Mehr und mehr Sand ist auf beiden Seiten der - passt doch bestens... Sandstrasse - zu sehen. Und je weiter wir in Richtung Küste kommen, desto mehr ist auch bereits der Nebel zu erkennen - Namib ist eine Küstenwüste (für alle, die's bereits gehört haben, als Erinnerung ;-) Für alle anderen muss Wikipedia genügen...) und so merken wir sehr schnell, wie neblig es wirklich ist - und somit auch, wie empfindlich kalt es werden kann.

Wir kommen an die Küste und drehen zuerst nach rechts in Richtung Cape Cross und zur Seal-Kolonie ab. Wir öffnen die Türen und uns schlägt kalter Wind, Nebel und ein ziemlicher Gestank der Seehunde entgegen. Obwohl ich ja eigentlich wusste, dass das Wetter genau so sein müsste, bin ich irgendwie doch nicht darauf gefasst, da alle letzten Tage so warm waren... Nach dem ersten Schock wagen wir uns aus dem Truck und sehen die Küste und hunderte von Seelöwen vor uns. Nicht alle sind so schön, wie diejenigen, welche wir auf den Postkarten sehen können und einige können auch ganz schön aneinander geraten. Aber wir trotzen der Kälte und finden immer mehr spannende und auch schöne Motive. Mir gefallen diese Tiere trotz ihres Angriffs auf die Geruchsnerven ;-)

Im Anschluss geht es der Küste entlang in Richtung Süden auf einer Salzstrasse. Im Austausch gegen ein Bier tauscht der Koch ausnahmsweise seinen Platz im Führerhaus mit mir und ich geniesse die Fahrt mit bester Aussicht. Ich bin total fasziniert von dieser Wüste. Die Nebelschwaden vor uns, der brandende kalte Atlantik zur rechten und der Hügelzug in der Sonne zur linken machen mich baff.

Irgendwann erreichen wir Swakopmund. Dieser Ort gehört in meine Top Ten der schrägsten Orte, in welchen ich bisher gewesen bin... Eine Stadt irgendwo im Nirgendwo der Namibwüste mit Dünen am Stadtrand und kaum einer Nachbarschaft. Dies war der wichtigste Hafen im damaligen Deutsch-Südwestafrika - aber das ist ja doch auch schon eine Weile her...

Einige alte Kolonialbauten, überall deutsche Schilder, da der Ort heute noch einen starken deutschen Einschlag hat, heute vor allem durch deutsche Touristen und Rentener, breite Strassen wie in einer Grossstadt - die meisten davon aber fast immer leer... - viele Strassen voller Sand, neuere Zweckbauten, Hotels und Ferienhäuser und am Stadtrand eine Township. Ich finde mich in einem schrägen Mix zwischen Kolonialstadt, Disney Land und Durchschnittsort. Und vor den Toren der Stadt herrscht schönes Wetter, doch in der Stadt regiert der Nebel mit Schmuddelwetter. Irgendwie passt das alles nicht zusammen... und auch nicht zum Bild eines grossen Touristenortes...

Wir haben hier die Basis für zweieinhalb Tage, während denen kein offizielles Programm stattfinden wird und während denen wir in kleinen Bungalows wohnen. Ich teile meinen mit sehr unterhaltsamen Mitreisenden, so dass ein grosser Teil des Aufenthaltes hier aus Plaudereien, lecker essen und trinken und durch den Ort schlendern besteht. Es hat etwas Projektwochen-mässiges ;-) Unterwegs treffen wir auch immer wieder andere Tours und so tauschen wir uns auch immer wieder aus. Und es scheint mir, dass es eine gute Idee war, die Camping-Tour zu buchen, da unsere Gruppe viel bunter gemischt ist als andere. Auch wenn ich das Bett und unseren "A-Frame", unseren kleiner Bungalow geniesse :-)

Doch Swakopmund ist auch ein Ort für viele mögliche Aktivitäten. Gleich zu Beginn sind wir in einem Infocenter und können unsere weiteren Tage planen. Ich entscheide mich fürs Sandboarden und für einen Flug über die Wüste. Letzterer ist zwar teuer, aber es sollten tolle Aussichten möglich sein. Sollten... denn leider wurde er aufgrund technischer Probleme gestrichen :-(

Dafür klappt es mit dem Sandboarding. Es gibt die Möglichkeit, auf einem Snowboard die Düne hinunter zu fahren, oder alternativ auf einem Brettchen bäuchlings in die Tiefe zu rauschen. Ich möchte beides versuchen, wenn ich auch ziemlichen Respekt vor dem Snowboard habe, da irgend eine Knieverletzung das ziemlich Letzte wäre, was ich grad brauchen könnte...

Wir fahren in die Wüste und laufen auf die Düne - und haben eine atemberaubende Aussicht: Das Meer mit Nebel, der Ort mit Nebel, die Dünen besonnt und der weite Blick ins sonnige Landesinnere :-) Und dann geht's los... Schön vorsichtig versuche ich mich, doch da ich etwas verkrampft bin, komme ich nur in ganz kleinen "Schrittchen" voran. Dann folgt der abermalige Aufstieg und der zweite Versuch. Dieser geht schon viel besser :-) Und doch beschliesse ich, es dabei zu belassen und noch auf dem Bauch zu rutschen. Es geht ganz schön heftig in die Tiefe und wir messen Geschwindigkeiten von bis zu 75 Stundenkilometern... Was für ein Spass! Und wie viel Sand überall... ;-) Ich freue mich bereits jetzt auf die Dusche... Das ganze wird auch gefilmt und am selben Abend treffen sich alle im Büro des Anbieters und haben ein ziemliches Gaudi beim gemeinsamen Schauen unserer Erfolge und v.a. Misserfolge :-)

Der letzte Abend vor Ort führt uns in den Township in eine Shebeen und ein lokales Restaurant. Da Namibia bis 1990 entweder Teil von Südafrika war oder mindestens von Südafrika verwaltet wurde, erlebte auch dieses Land die Apartheit. Und so wurde in den 1960er-Jahren alle nicht-weisse Bevölkerung aus der eigentlichen Stadt in diese Township umgesiedelt. Die Verhältnisse sind aber nicht mit einigen in Soweto oder Tanzania zu vergleichen, da alle Häuser über Strom und fliessendes Wasser verfügen, aber es ist doch ein ziemlicher Gegensatz zum touristischen Teil der Stadt... Die Shebeen ist eine lokale Kneipe, wo wir einen Apero geniessen und im Restaurant wird uns ein lokales Abendessen gereicht mit Poulet aus Zucht, aber auch Poulet aus dem Dorf, Schafkopf, Würmern, Beef-Stew, Reis, Porridge, etc. Vieles ist sehr lecker - und ganz alles probieren muss ich ja nicht ;-) Es ist spannend, neben der erwähnten schrägen Touristenstadt diesen Gegenpol zu entdecken. Und sehr witzig war es auch, dass in der Kneipe viele Einheimische waren, die Fotos von uns gemacht haben. Der Spiess wurde einmal umgedreht, und das fand ich sehr amüsant ;-)

Schliesslich sind wir aber alle sehr bereit, dieses Schmuddelwetter wieder zu verlassen und so ist eine weitere Busfahrt in Richtung Sesriem und den Dünen angesagt. Alles dazu in Kürze :-)

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