Donnerstag, 18. September 2014

Cape Peninsula

Ein ereignisreicher Tag... den ich nun entspannt am Kamin im Backpacker ausklingen lasse :-)

Kapstadt im Winter bedeutet, dass das Wetter doch ziemlich garstig sein kann. Dies beginnt bereits in der Nacht, in welcher ich mehrfach aufwache, da Stürme über die Stadt fegen und der Regen auf dem Blechdach trommelt... Aber halb so wild, unter der Decke ist es angenehm warm :-)

Ich habe für die nächsten drei Tage ein Auto gemietet, um die Umgebung der Stadt erkunden zu können. Und so erkundige ich mich in nicht ganz passender Garderobe im Hilton Hotel nach meinem Auto. In der Garage finde ich meinen kleinen Chevrolet, der mich die nächsten Tage begleiten soll. Klein und einfach, aber dafür auch einfacher durch die Stadt zu navigieren. Die Fahrt beginnt im Parkhaus mitten in der Stadt und im Linksverkehr, weshalb ich etwas Zeit brauche, um mich einzugewöhnen, aber das klappt zum Glück erfreulich schnell :-)

Mein heutiges Ziel ist das Kap der Guten Hoffnung und der sogenannte Cape Point ganz in der Nähe. Doch ist auch der Weg das Ziel, so dass ich nicht auf dem schnellstmöglichen Weg hin und zurück fahren möchte. Meine Idee ist, der Westküste entlang nach Süden und dann der Ostküste entlang zurück in die Stadt zu gelangen. So starte ich an der Küste Kapstadts und erkunde die Quartiere, die zwischen den Hügeln und dem Meer gelegen sind. Immer weiter in Richtung Süden durchfahre ich Stranddörfer und mehr oder weniger besiedelte grüne Hänge.

Den ersten Halt mache ich in Hout Bay auf der Suche nach einem Frühstück. Da finde ich im Hafen ein altehrwürdiges Mehrzweckgebäude, in welchem neben einem Restaurant und einem Souvenirladen auch ein Fischladen und eine kleine Bäckerei zu finden sind. Frisch gestärkt fahre ich weiter zu einem "Scenic Drive" entlang der Küste. Hier bieten sich eindrückliche Ausblicke, die Strasse wurde mehr oder weniger direkt in den Fels gehauen. Schön langsam und mit vielen kurzen Pausen - diesen Luxus gönne ich mir nun mit dem eigenen Auto ;-) - fahre ich die Strecke und gelange schliesslich auf eine weite Ebene. Ich bleibe an der Westküste und gelange zu einem malerischen Leuchtturm auf der "weissen" Seite des Dorfes. Den Township auf der anderen Seite, der euphemistisch Ocean View heisst, obwohl genau von da der Ozean nicht zu sehen ist, sehe ich nur aus der Ferne. Es ist aber selbst aus der Distanz gut zu erkennen, wie damals Massensiedlungen für die Umsiedlungen hochgezogen wurden.

Die Vegetation ist ziemlich karg, was wohl dem - zumindest heute, aber wohl auch sonst sehr oft - sehr heftigen Wind zuzuschreiben ist. Ich erlebe heute den südafrikanischen Winter in seiner ganzen Vielfalt. Der Wind bläst mir heftig um die Ohren, doch zum Glück habe ich meine Kappe eingepackt. Und das Wetter ändert sich fast minütlich... Doch zu meinem Glück bin ich während der heftigsten Niederschläge stets im Auto oder in Reichweite eines Unterstands. Der Titel "Four Seasons in One Day" passt heute perfekt zum Geschehen ;-)

Schliesslich erreiche ich den Nationalpark des Kaps! Ich fahre zuerst zum sogenannten Cape Point. Dieser ist ein Leuchtturm in der Höhe mit herrlichem Ausblick auf die letzten vorgelagerten Klippen. Der Wind bläst mich fast vom Weg, aber ich bin absolut fasziniert von der ganzen Szenerie! Die Sonne beleuchtet die alten Gesteinsformationen stets etwas anders und ich kann mich kaum satt sehen. Und unter mir ist das Kap der Guten Hoffnung zu sehen, das von einem schönen Sandstrand umgeben ist. Auch wenn mir da nicht grad zum Baden zu Mute ist...

Ich bleibe noch einige Zeit und versuche, möglichst viel von dieser Atmosphäre aufzusaugen. Nachdem Cape Town das Ziel der Tour ist, bin ich nun tatsächlich ganz ganz im Süden respektive Südwesten angekommen! Ich lasse dies möglichst intensiv auf mich wirken...

Apropos... Der ganze Tag heute ist zum einen ereignisreich wie bereits zuvor und auch noch anschliessend beschrieben. Aber auch meine Stimmung ist besonders. Nach vielen Tagen in der Gruppe habe ich gestern Abend meine letzte gute Freundin verabschiedet und so bin ich auf einmal wieder alleine unterwegs. Ich fühle so etwas wie einen "Kater" nach diesen intensiven Wochen. Ich geniesse es sehr, wieder selbst verantwortlich zu sein für mein Programm - und mache auch immer wieder Halt, wenn mir etwas gut gefällt, was zuvor nicht möglich war - und doch fühlt es sich komisch an, nicht mehr alles mit anderen lieben Menschen teilen zu können. Die etwas nervigeren MitfahrerInnen vermisse ich dafür nicht besonders ;-) Aber wie bereits zuvor beschrieben, hatte ich es doch sehr gut getroffen. So ist dieser Tag auf verschiedenen Ebenen ein besonderer...

Nach dem Cape Point fahre ich zum Kap der Guten Hoffnung und lasse die Busgruppen hinter mir, da ich den Felsen des Kaps besteige. Die Aussicht ist atemberaubend, genauso wie der Wind, der mir im wahrsten Sinn des Wortes den Atem verschlägt! Ich bleibe einige Zeit auf dem Felsen und versuche mir bewusst zu werden, an welch symbolträchtigen Ort ich mich grad befinde.

Nachher verlasse ich die südlichste Region, doch auch auf dem Heimweg in Richtung Norden warten noch einige Highlights. Zum ersten bietet sich eine tolle Küstenlinie mit schönen Ausblicken. Zum zweiten halte ich, um die Pinguine am Strand zu beobachten. Ich mag diese Tiere ganz besonders, und so bleibe ich längere Zeit da und beobachte die drolligen Bilder :-) Kaum zurück im Auto, geht ein weiterer Wolkenbruch los...

In Simon's Town, einem herzigen kleinen Ort mit schönen Kolonialbauten, mache ich verspätete Mittagspause und geniesse erstklassige Fish and Chips. Ab und an soll man den Klischees folgen, vor allem wenn sie so lecker sind ;-) Der nächste Halt sollte der Strand von Muizenberg sein, doch unterwegs sehe ich auf einmal Passanten ganz nervös aufs Meer blicken. Und schon sehr bald sehe ich warum: In unmittelbarer Nähe des Strands und der Strasse schwimmen eine Walmutter und ihr Baby. So mache ich einen weiteren Halt und bin beeindruckt von dem, was ich sehe. Trotz des kalten Windes bleibe ich über eine längere Zeit da und beobachte die beiden :-)

Dann mache ich mich auf den Weg zurück, in der Hoffnung, gut wieder in die Stadt und zu meinem Hostel zu finden. Dies erweist sich zu meinem Glück als kein grosses Problem. Ich erinnerte mich an den Weg vom Table Mountain zum Hostel, so dass ich einfach den Wegweisern zur Seilbahn folgen kann. Doch da der Himmel zwischenzeitlich wieder aufgeklart hat - nur um nachher wieder komplett grau und regnerisch zu werden, aber so kann ich jetzt ganz gemütlich den Blog schreiben - versuche ich, den Signal Hill zu finden. Dies gelingt mir erfreulicherweise auf Anhieb, denn von hier sollen sich tolle Blicke auf die Stadt bieten. Und so ist es! Unter mir ist zum einen die City Bowl - von hier sehr eindeutig nachzuvollziehen, weshalb sie so heisst :-) - und zum anderen der Blick auf die Quartiere am Meer mit dem Stadion und dem Blick zur Robben Island, auf welcher Nelson Mandela 27 Jahre inhaftiert war. Beeindruckend!

Als letzten Programmpunkt nutze ich meine Mobilität und erkunde das muslimisch geprägte Quartier der sogenannten Kap-Malaaien, das Bo Kaap. Hier sind die Häuser ganz farbig gestrichen, was in der Beleuchtung der untergehenden Sonne besonders schön aussieht. So mache ich einen längeren Spaziergang durch die kleinen Gassen und geniesse die sehr andere Stimmung im Vergleich zu den Gegenden, die ich zuvor in der Stadt angetroffen hatte.

Danach bin ich sehr müde und gehe zurück ins Hostel, um den bereits erwähnten ruhigen Abend zu verbringen. Mittlerweile giesst es wieder in Strömen und ist es auch empfindlich kalt, so dass ich das Kaminfeuer in der Bar sehr zu schätzen weiss :-)

Nach dem intensiven Tag und dem beschriebenen "Kater" finde ich es auch schön, einfach einen ruhigen Abend zu verbringen. Insbesondere, da ich morgen wieder früh aus den Federn möchte, um einen weiteren Ausflug zu unternehmen. Morgen soll es der Südostküste entlang nach Hermanus gehen. Da sollen sich weitere "Scenic Drives" und Wale finden. Ich bin gespannt ;-)

P.S. Mein Aufenthalt in Afrika neigt sich mehr und mehr seinem Ende zu, von daher ist es ganz schön, dass ich heute grad die Reiseunterlagen für die nächsten Monate in meiner Inbox finden kann ;-)



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