Sonntag, 26. Februar 2023

24.2. – Drake Passage

Die Nacht war dann nicht ganz so ruhig, ich bin mehrfach aufgewacht aufgrund des starken Schwankens des Schiffs. Aber bisher spielt mein Magen mit (im Gegensatz zu meinem Zimmergenossen), daher gibt’s zuerst ein gutes Frühstück – um dann gut gestärkt in die Vorlesungen zu gehen, von welchen auch heute wieder zahlreiche angeboten werden. Die erste handelt von unterschiedlichen Robbenarten und die zweite von Pinguinen. Dies sind wirklich interessante Vorträge, welche gut als Weiterbildungen durchgehen können. Und dazwischen gehe ich immer wieder an Deck und lasse die Weite des Meeres auf mich wirken – so dass mir auch an diesem Seetag nicht langweilig wird. Ich verzichte hier aber darauf, allzu viele Notizen der Vorträge zu machen und geniesse es, einfach zu konsumieren :-) Aber ein paar Funfacts gehören doch dazu :-) Z.B. dies: der grösste Pinguin, der je gelebt hatte, war über 150 Kilo schwer und war ähnlich gross wie ein Mensch. Heute sind aber die Kaiserpinguine die grössten, sie werden bis zu 1.30 Meter gross und 40kg schwer. Es gibt total 18 unterschiedliche Arten, von welchen wir die «Gentoo», «Chinstrap» und «Adelie» gesehen haben, dies sind die 3., 4. und 5. grössten Pinguinarten. Wir haben auch viele Pinguine gesehen, die weit in die Höhe laufen. Der Grund hierfür ist, dass sie für ihr Nest schneefreie Bereiche brauchen. Diese sind oftmals eher in der Höhe zu finden, da hier der Wind oft so heftig bläst, dass so schneefreie Bereiche entstehen können. Nach dem Mittagessen besuche ich das Science Lab an Bord. Hier werden nun einige der gesammelten Proben ausgewertet und können wir selbst etwas Hand anlegen. Bio-Labor auf dem Schiff :-) Und eine weitere interessante Vorlesung handelt von Eis: «ice is nice». Wiederum ist es eine mehr oder weniger zufällige Auswahl von Informationen, die ich hier wiedergebe. 98% der Antarktis ist von Eis bedeckt, dies macht 90% des weltweiten Eises aus. Würde all dieses Eis schmelzen, bedeutete dies einen Meeresspiegelanstieg von 58-60 Meter. In der Westantarktis ist ein grosser Teil Meereseis, währenddem in der Ostantarktis der grösste Teil des Eises auf Festland liegt. Je dichter das Eis, desto blauer wird dieses – weil keine Luft mehr drin ist, welche zu einem weiss führt, da alles Licht gestreut wird. Wenn die Luft dann draussen ist, kommt das meiste Licht durch – die längeren Wellenlängen werden absorbiert und nur mehr die kürzeren Wellenlängen werden reflektiert – und so scheint das Eis dann in blau. Bis das Eis so dicht wird, dauert es aber hunderte von Jahren! Aber das blau hängt daher nicht von der Sonne oder anderer Einstrahlung ab. Es gibt dann noch eine Art von «schwarzem» Eis. Dies ist aber nur komplett transparent und die dichteste Form von Eis. Hier wird gar kein Licht mehr absorbiert und daher wirkt es aufgrund des dunklen Bodens dann schwarz. Der grösste Gletscher der Welt ist der Lambert Gletscher, er ist 420km lang und bis zu 96km breit und bewegt 8% des gesamten antarktischen Eises in Richtung Meer. Im Winter wächst in der Antarktis das Eis bis zum 55. südlichen Breitengrad. Die Unterschiede im Ausmass des Seeeises zwischen den Jahreszeiten sind beeindruckend: Waren es am Ende des Sommer am 25. Februar 2022 rund 1.9 Mio. km2 (dies entspricht etwa der Grösse von Mexiko), so waren es am 1. September rund 18.8 Mio. km2 (dies entspricht etwa der Grösse von ganz Südamerika). Damit das Meereswasser überhaupt vereisen kann, ist eine Temperatur von unter -1.8° vonnöten. Eisschelfe im Wasser blockieren Gletscher – so fliesst von da weniger ab. Nun ist es ein Problem, wenn ein solches Eisschelf kollabiert, denn dann kann der Gletscher von hinten bis zu fünfmal schneller abfliessen, und so fliesst dann mehr Süsswasser ins Meer. Neben all den Vorträgen sitze ich immer wieder in der Lounge. Hier findet gemütliches Plaudern statt – und viele gehen die eigenen Fotos und Filmchen durch, jeweils mit einem Strahlen im Gesicht. Daneben gibt es auch am Infoboard immer wieder neue und aktuell Angaben, welche ich gerne lese. Und dann heisst es noch, den Drysuit gut abzuwaschen, da dieser keine Salzspuren mehr haben darf für die Rückgabe. Und noch kurz auszuruhen, bevor ein weiteres «Recap and Briefing» ansteht. Hier werden auch immer Fragen beantwortet, welche wir in einen Briefkasten einwerfen konnten. Zum Teil sind diese informativ, zum Teil auch eher unterhaltsam. Nach dem Abendessen gehe ich wiederum früh ins Bett und hoffe abermals auf eine ruhige Nacht.

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