Sonntag, 26. Februar 2023

23.2. – Deception Island und Walker Bay & Hannas Point (South Shetland Islands)

Heute beim Aufwachen schwankt das Schiff wieder deutlich mehr als während der letzten Tage. Wir haben die durch vorgelagerte Inseln relativ gut geschützte Antarktische Halbinsel verlassen und bewegen uns in Richtung der South Shetland Islands. Diese Inselgruppe liegt auf einer ähnlichen geografischen Breite wie die «normalen» Shetland Islands nördlich von Schottland und hat so ihren Namen erhalten. Da ich merke, dass mein Magen etwas auf das Schaukeln zu reagieren droht, mache ich mich bald auf den Weg nach draussen und stehe auf dem Deck. Der Himmel über uns ist bewölkt, aber in der Ferne ist das Festland in der Sonne zu erkennen. Ein schöner Blick! Auch der Blick aufs Meer lohnt sich, bereits nach kurzer Zeit springen «Fur Seals» neben dem Schiff aus dem Wasser und auch zwei Buckelwale gleiten neben uns her. Und über dem Wasser ziehen Albatrosse ihre Kreise. Vor uns liegt Deception Island, welche heute das erste Ziel sein wird. Es handelt sich dabei um eine Caldera, welche vor einigen Jahrzehnten zum letzten Mal aktiv war. Die Einfahrt in die Bucht ist spektakulär schön – und in der Caldera drin ist dann auch das Meer wieder schön ruhig. Es hat hier ganz viele Robben, welche mit uns «verstecken» spielen. Immer wenn der Fotoapparat bereit ist, tauchen sie ab und an anderen Orten wieder auf :-) Die Insel liegt nicht viel nördlicher als das Festland, aber durch die Insellage ist es im Durchschnitt deutlich wärmer, so dass hier (leider) keine Eisberge mehr zu sehen sind. Oh wie werde ich diese vermissen! Gletscher hat es zwar noch, doch sind diese mit dunklem Vulkansand bedeckt. Darüber liegt ganz frischer Schnee, so dass die Konturen der Hänge sehr schön zu sehen sind. Hier bin ich ein letztes Mal im Kayak unterwegs. Wir paddeln der Küste innerhalb dieser Caldera entlang und sehen dabei unterschiedliche Robbenarten und auch weitere Pinguine aus nächster Nähe. So bewegen wir uns für über eine Stunde lang weiter, bis wir ans Ufer einer alten chilenischen Forschungsstation kommen. Hier stellen wir die Kayaks am Strand ab und gehen zu Fuss weiter. Im Drysuit unterwegs zu sein in dieser Vulkanlandschaft erinnert stark an eine Szene auf dem Mond… Diese Forschungsstation wurde bei einem letzten grossen Ausbruch im Jahr 1967 zerstört. Die vulkanische Aktivität ist auch anhand des warmen Wassers an der Küste spürbar, über welches wie in einem Thermalbad kleine Wolken nach oben steigen. Nach einiger Zeit an Land fahren wir mit dem Zodiac dann zurück aufs Schiff. Da freue ich mich auf eine warme Dusche, nach dem kayaken und einem Landgang im Anschluss bin ich jeweils ziemlich ausgekühlt. Aber dann frisch aufgewärmt und mit etwas Essen im Magen sitze ich wieder in der Lounge mit schöner Aussicht und tippe fröhlich vor mich hin :-) Am Nachmittag zeigt sich das Wetter für unseren letzten Landgang von seiner garstigen Seite. Es regnet und schneit abwechslungsweise und es weht ein heftiger und kalter Wind und dazu gehen die Wellen einigermassen hoch – so dass ich auf dem Zodiac gut nassgespritzt werde. Wir sind an und auf einer anderen Insel der South Shetlands. Hier ist es landschaftlich immer noch schön, aber nicht mehr so atemberaubend wie während der letzten Tage. Der Fokus liegt auf dem Wildlife. Zuerst tuckern wir mit dem Zodiac der Küstenlinie entlang, wo wir unterschiedliche Pinguin-Arten und Seals sowie Seeelefanten beobachten können. Hier liegt kein Schnee, was aber in den Bewegungen der Pinguine keinen grossen Unterschied macht. Viele stehen einfach da und wenden uns ihren Rücken zu, um selbst etwas vom Wind geschützt zu sein. Aber andere jagen sich gegenseitig oder laufen unentwegt dem Ufer entlang oder auf den Hügel hoch und wieder runter. Zwei «Fur Seals» sind beschäftigt miteinander, es ist für mich nicht zu erkennen, ob dies spielerischer Art ist oder doch eher weniger… Nach einer knappen Stunde gehen wir an Land – und hier dreht der Wind noch weiter auf. Zum Glück habe ich doppelte Handschuhe dabei, das hilft etwas. Ausser, ich möchte Fotos machen, da brauche ich wieder die ungeschützten Finger. Aber die Motive sind’s mir wert :-) Das beschriebene Wetter führt zu einer interessanten Beleuchtung. Die ganze Szenerie scheint fast in einem Schwarz-Weiss festgehalten zu sein, höchstens mit einer kleinen Sepia-Tönung. Und trotzdem ist das Licht sehr intensiv und auch schön – leider kommt dies in den Fotos nur bedingt zum Vorschein. Ich spaziere dem Strand entlang und beobachte watschelnde Pinguine, welche sich ähnlich schnell bewegen wie wir. Und das lustigste finde ich, wenn sie sich langsam ans und ins Wasser wagen und dann in die Wellen springen – diesem Schauspiel könnte ich ewig zuschauen. Zum Glück schaffe ich es dann, dies in einem kurzen Video festzuhalten :-) Auf der anderen Seite des Strandes liegen viele Seeelefanten scheinbar einträchtig dösend oder schlafend nebeneinander. Aber immer wieder bricht Streit zwischen zweien oder gar mehreren aus. Dann heben sie sich hoch und brüllen einander an oder sie versuchen, sich gegenseitig anzurempeln. Und da ein solches Vieh gut zwei Tonnen wiegt, prallt so mehr als vier Tonnen zusammen. Dies macht Eindruck… Da die See so rau ist, ist es gar nicht so einfach, zurück aufs Boot zu kommen. Aber mit viel Können werden wir sicher zurück zum Schiff navigiert – aber zum ersten Mal reicht meine Skihose nicht mehr aus, um mich trocken zu halten. Und so komme ich durchnässt im Zimmer an. Aber nun hat alles genügend Zeit zum trocknen, denn dies war leider unser letzter Landgang. Nach unfassbar eindrücklichen und intensiven Tagen heisst es nun leider für uns, der Antarktis «tschüss» zu sagen und so machen wir uns auf und zurück in die Drake Passage. Ich hoffe drauf, dass diese wiederum einigermassen ruhig sein wird, aber so oder so waren all diese bleibenden Erlebnisse die Strapazen wert :-) Nach dem Abendessen gibt es dann noch eine Show der Crew – nicht von unseren Guides, sondern von der Crew des Restaurants und des Hotels. Ein grosser Teil der Crew stammt aus den Philippinen und sie scheinen diese Show zu geniessen – es geht dabei auch um die Sichtbarkeit dieses Teils der Crew. Im Anschluss falle ich müde ins Bett – und hoffe auf eine ruhige Nacht…

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen