Sonntag, 26. Februar 2023

21.2. – Antarktis – Danco Island und Neko Harbour – Eisberge, Robben und ganz viele Pinguine

Der Tag beginnt wiederum früh und mit schönen Aussichten. Wir fahren am Morgen in eine schöne Bucht mit Bergen, Gletscher und vielen Eisbergen. Ich werde den Tag ebenfalls wiederum im Kayak beginnen. Wir paddeln uns durch unterschiedliche dichte «Eis-Puzzle-Teile» und geniessen die tolle Aussicht auf die Berge mit Gletschern und den Eisbergen, welche in unterschiedlichsten Weiss- und Blautönen schimmern. Währenddem wir uns auf dem Wasser fortbewegen, tauchen immer wieder ganze Gruppen von Pinguinen auf, die vor, neben oder hinter uns aus dem Wasser springen und wieder eintauchen. Dies finde ich unbeschreiblich schön und könnte ich stundenlang verfolgen. Zudem meint es auch die Sonne nochmals gut mit uns, zumindest am Vormittag, und taucht die ganze Szenerie in sehr schönes und intensives Licht. Dann auf einmal herrscht etwas Aufregung in der Gruppe, genau hinter unserem Kayak taucht unvermittelt ein Seeleopard auf. Dieser steht ganz an der Spitze der Nahrungskette – und ist wohl nicht auf uns aus, aber wir werden angehalten, möglichst zusammen zu bleiben, damit er nicht auf dumme Ideen kommt… Immer wieder taucht er auf und schaut sich um, interessiert sich dabei aber dann doch weniger für uns als vielmehr für eine Gruppe von Pinguinen, welche in der Nähe am schwimmen ist. Auf einmal ist bei letzteren etwas Hektik zu sehen, aber so ganz ernsthaft scheint der Seeleopard den Pinguinen nicht nachzuschwimmen, zumindest kommen alle heil davon. Wir sind wieder für rund zwei Stunden so unterwegs und beobachten bereits vom Wasser aus unterschiedliche Pinguine – wie bereits erwähnt im Wasser, aber auch an Land. Diese drolligen Gestalten werden uns während des ganzen Tages begleiten :-) Danach gehen wir ein erstes Mal an Land auf dieser Tour. Es ist dies auf einer kleinen Insel, welche eine grosse Kolonie von Pinguinen beherbergt. Es sind dies die «Gentoo Penguins». Diese sind bereits von weitem zu riechen ;-) Aber es ist so faszinierend, denen in freier Wildbahn so nahe kommen zu können. Es gibt klare Regeln für uns: zum einen dürfen wir die «Penguin Highways» nie begehen und geniessen die Pinguine bei Kreuzungen immer Vortritt. Und zum anderen dürfen wir nie näher als fünf Meter an die Pinguine heran. Und zum dritten dürfen wir nie etwas auf den Boden stellen, weder Gepäck noch ein Knie oder ein anderes Körperteil ausser den desinfiszierten Stiefeln. Dies vor allem, um sicher nicht der Grund zu sein, sollte die Vogelgrippe ihren Weg in diese Gegend finden. Auf der Insel ist es möglich, einen kleinen Berg zu besteigen. Da mache ich mich auf den Weg – jedoch ist es ziemlich rutschig und mit den Kayak-Kleidern und -Schuhen ist der Aufstieg einigermassen beschwerlich. Aber ich möchte mir dies trotzdem nicht entgehen lassen. Aber ich lasse mir sehr viel Zeit mit dem Aufstieg, denn immer wieder queren wir die Pinguin-Routen. Und dieses Aufeinandertreffen ist so faszinierend. Wir haben die unterschiedlichen Kommunikationsweisen kennengelernt und können daher ganz grob abschätzen, worum es geht, wenn ein Pinguin laut wird. Aber noch viel besser gefällt es mir, wie sich die Pinguine auf ihren Highways bewegen. Sie benutzen immer die selben Routen, so dass diese mit der Zeit zu richtigen «Tälern» im Schnee werden, in welchen sie sich fortbewegen. Und so ungeschickt ihre Bewegungen aussehen, die meisten sind doch deutlich schneller unterwegs als wir… Von ihrer eleganten Fortbewegung im Wasser ganz zu schweigen. Die Pinguine scheinen sich von uns auch überhaupt nicht stören zu lassen und machen unentwegt ihr Ding. Einfach nur schön! Nach einiger Zeit der Wanderung kehre ich zurück zu den Zodiacs und da gibt es die Option, direkt zum Schiff zurückzukehren oder nochmals auf eine Ausfahrt zu gehen. Da entscheide ich mich gern für die zweite Variante. Und so fahren wir nochmals durch die Bucht – diesmal angetrieben vom Motor und nicht mehr von unser Muskelkraft – und finden uns abermals von zahlreichen schwimmenden und springenden Pinguinen umgeben. Welche dann auch noch ergänzt werden von einigen Vögeln und einer Robbe, die an uns vorbei schwimmt. All dies mit den glänzenden Gletschern und dem glitzernden Wasser im Hintergrund – mehr kann ich mir wirklich nicht mehr wünschen. Jedoch habe ich mittlerweile sehr kalt, der Drysuit aus dem Kayak war nicht die ideale Kleidung, um anschliessend noch so lange unterwegs zu sein. Daher mache ich mich nach der Rückkehr aufs Schiff zuerst auf den Weg unter eine lange warme Dusche. Und frisch gestärkt vom Mittagessen bin ich im Anschluss bereit für die zweite Aktivität des Tages. Solange wir hier in der Antarktis sind, ist das Programm jeweils, dass wir eine grössere Aktivität – eine Kayaktour, eine Zodiac-Tour und/oder eine Landung an Land – pro Halbtag haben. Und so sind wir am Nachmittag in einer anderen Bucht zuerst für eine Stunde im Zodiac unterwegs, um im Anschluss auf dem antarktischen Festland anzukommen. Und so setze ich den Fuss auf meinen siebten bereisten Kontinent :-) Da ich am Vormittag zum Ende wirklich kalt hatte, bin ich diesmal besser gerüstet – auch weil sich die Sonne mittlerweile rar macht und dafür ein heftiger Wind weht. So bin ich aber mit Thermo-Unterwäsche und mehreren Schichten inklusive zwei Paar Handschuhen gerüstet. (Im Bild zu sehen ist die Auslage, als sie noch auf dem Bett liegt…) Und so bleibe ich auch schön warm :-) Dies bei einer Temperatur von ca. -5° aber mit entsprechendem Wind-Chill deutlich tieferer gefühlter Temperatur. Hier mache ich eine kleine Wanderung hinauf zu einem Felsen mit atemberaubender Aussicht über die Bucht und über einen Gletscher, der in intensivstem Blau leuchtet. Wow! Viele habe Mühe mit dem Weg aus Schnee, aber da bringe ich als Alpenkind doch eine Vorbildung mit, die gut hilft ;-) Solche aus Kalifornien haben etwas mehr Mühe, Halt zu finden. Und auch hier hat es hunderte von Pinguinen, welche sich in ihren unterschiedlichsten Tätigkeiten aus nächster Nähe beobachten und fotografieren lassen. So habe ich mittlerweile eine fast schon lächerliche Anzahl an Fotos von Pinguinen und Eisbergen aufgenommen – ich nenne Euch die Zahl nicht ;-) Dafür habe ich grösste Mühe, mich auf eine vernünftige Zahl zu beschränken und diese Fotos auch auszuwählen, welche ich hier veröffentliche – ich hoffe, die Auswahl gefällt! Und so vergehen wiederum wie im Flug die drei Stunden, welche ich auf dem Zodiac und an Land verbringen durfte. Müde und glücklich komme ich zurück zum Schiff. Das Zurückkommen folgt einem fixen Prozedere. Die Stiefel und Beine werden mit einem Hochdruckreiniger abgespritzt, dann geht’s in eine Apparatur, die funktioniert wie eine Autowaschanlage. Nur dass es dabei beim Polieren der Beine und Füsse bleibt… Und zum Schluss waten wir durch eine pinke Flüssigkeit, welche weiter desinfisziert. Nach einer kurzen Pause erwartet uns das Team der Küche zu einem speziellen Abendessen – es gibt ein BBQ auf dem Dach des Schiffes, also Open-Air. Inklusive Glühwein, welcher für mich zwar zum Schnee passt, aber auch eher zu Weihnachten, daher ist es zwar ein schöner Anlass, aber der Glühwein kommt etwas schräg… Im Anschluss wollte ich zurück in die Lobby, um diese Zeilen zu schreiben. Aber da war allzu viel Betrieb. Es ist sehr nett hier, ich komme mit unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch und dies ist sehr spannend. Jedoch mag ich am Abend nie allzu lange bleiben, da ich jeweils so müde bin. Die Tage sind so vollgepackt mit vielen schönen und bleibenden Eindrücken – dies bedingt viel Energie, um all dies verarbeiten zu können. Und ich möchte um keinen Preis zu müde sein, um all dies aufsaugen zu können. Daher sinke ich jeweils vor 22.00 müde aber glücklich ins Bett. So auch heute, sobald ich den letzten Satz für heute geschrieben habe, mache ich das Licht aus – und es ist 21.20 :-) Ich freue mich schon auf all das, was der morgige Tag an neuen Eindrücken bringen wird!

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