Sonntag, 26. Februar 2023

17.2. – Parque Nacional Tierra del Fuego & Embarking

Heute soll’s nun also losgehen :-) Doch aufs Schiff geht’s erst am Nachmittag, daher bleibt am Morgen noch Zeit für die Erkundung des Nationalparks, welcher gleich um die Ecke liegt. Heute bin ich mit einem Bus unterwegs, der bereits von der Tour organisiert ist, was bedeutet, dass 40 andere Personen am selben Ort sein werden. Dies ist aber nicht weiter schlimm, ich fand es halt besonders praktisch, dass ich so das grosse Gepäck grad schon loswerden konnte und ich dann von der Stadt direkt aufs Schiff gelangen kann nach der Rückkehr. Auf der Fahrt durch die Stadt erfahre ich noch weiteres über deren Entwicklung. Die Stadt war in den 1970er-Jahren noch ein verschlafenes Nest. Gegen Ende des Jahrzehntes lag ein militärischer Konflikt mit Chile in der Luft, zu einem Zeitpunkt, als beide Länder militärische Diktaturen waren. In dem Moment stellte die argentinische Führung fest, dass in Ushuaia und in der argentinischen Provinz Tierra del Fuego mehr chilenische als argentinische Pässe zu finden sind – keine gute Voraussetzung für einen Konflikt. Daher entschloss sich die Führung, die Stadt möglichst schnell zu entwickeln. Als Mittel hierzu sollte die Steuerpolitik dienen. Unternehmen wurden steuerbefreit, was zur Folge hatte, dass erstens viele Unternehmen eröffnet wurden und zweitens gute Löhne bezahlt werden konnten. In der Folge wuchs die Stadt schnell. Allerdings war und blieb das Erscheinungsbild sehr provisorisch. Trotz der hohen Löhne wohnten fast alle in behelfsmässigen Unterkünften. Die meisten kamen mit der Idee hierher, nur einige Monate oder wenige Jahre zu bleiben und mit dem Geld dann im ursprünglichen Zuhause ein besseres Leben führen zu können. Daher lohnte es sich für sie nicht, in eine bessere Behausung zu investieren. Aber wie das Leben oft so spielt, wurden viele dieser Anwesen zu Providurien, da sich Pläne änderten und viele länger – oder für immer – vor Ort blieben. Und daher wurden dann auch mehr und mehr die Bretterverschläge zu eigentlichen Häusern ausgebaut. Dies passt aber zur Beobachtung von gestern, dass viele Häuser doch irgendwie zufällig erscheinen. Daneben sind die Förderung von fossilen Energieträgern und die Marinebasis – und natürlich der Tourismus – wichtige Sektoren der Wirtschaft. Im Nationalpark angekommen bieten sich viele schöne Eindrücke mit Wasser, Wäldern und Bergen. Wir fahren bis zum letzten Ende der Hauptachse 3, welche von Norden kommend hier endgültig endet. Ab hier führen keine weiteren Strassen mehr in Richtung Süden. Ein kleiner Spaziergang führt mich dann weiter an die Bucht, welche auch Teil des Beagle Channels ist – und welche schöne Aussichten bietet. Leider fahren gleichzeitig mit uns ganz viele weitere Busse ein, welche zu einem grossen Kreuzfahrtschiff gehören. Da es nur wenige Wege hat, welche begangen werden können, bedeutet dies etwas Stau zum spazieren, dafür aber immer noch ungestörte Ausblicke :-) Wir machen verschiedene Stopps, an welchen jeweils kurze Spaziergänge möglich sind. Zum Teil passiert dies an Meeresbuchten, zum Teil aber auch an Süsswasserseen. Wir kommen dann im frühen Nachmittag zurück nach Ushuaia und haben noch kurz Zeit, so dass ich nochmals ein schönes Café aufsuche. Und dann geht’s aufs Schiff :-) Ich habe ein Doppelzimmer mit besagtem Zimmerkollegen, ganz unten im Schiff. So haben wir kein richtiges Fenster, sondern nur zwei Bullaugen. Das Zimmer ist klein, aber nett, so dass ich denke, dass es mir hier wohl sein wird. Und zu einem grossen Teil werde ich ohnehin nicht im Zimmer, sondern an unterschiedlichen Orten auf dem Schiff sein. Dieses hat ein Restaurant, eine Lobby und einen Hörsaal für die Vorträge, welche zu unterschiedlichen Themen von Experten gehalten werden. Ich freue mich bereits auf diese Weiterbildungen, die Lebensläufe dieser Expertinnen lesen sich sehr eindrücklich! Wir sind total 141 Passagiere. Die Altersstruktur ist im mittleren und oberen Sektor bunt gemischt, die meisten sind wohl zwischen 35 und 60 Jahre alt. Auch die Nationalitäten sind gemischter als erwartet. Es hat zwar viele aus den USA, aber auch einige aus Kanada, Australien, Deutschland, Österreich, Spanien und Indien. Heute sind aber nur noch eine generelle Einführung und eine Notfallübung angesagt, bevor es dann das Abendessen gibt. Wir sind hierzu noch im Beagle Channel und fahren an Puerto Williams vorbei, die südlichste Siedlung der Welt. Und wir geniessen einen schönen Sonnenuntergang über dem Wasser. Danach wird’s dann dunkel – und ich gehe schon früh ins Bett. Auf dem Schiff hat es zwar etwas Internet, welches aber teuer und nur sehr langsam funktioniert. Dieses geht über die Satelliten – und da aktuell die meisten davon über der Ukraine und Russland im Einsatz sind, funktioniert noch weniger als im Normalfall.

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