Dienstag, 14. Februar 2023

14.2. – Buenos Aires

Heute starte ich in meinen letzten Tag in Buenos Aires. Diesen gehe ich entspannt an mit einem Besuch in einem sehr schönen Café, dem Café Tortoni. Es zeigt sich als gute Wahl, dieses am früheren Morgen zu besuchen, da sich den ganzen Tag über Warteschlagen bilden. Es ist ein altes Schmuckstück, in welchem ich mir Chocolate con Churros zu Gemüte führe :-) Letztere sind sogar noch mit Dulce de Leche gefüllt, lecker! Am selben Ort finde ich auch noch eine Gratiszeitung – der Weltmeistertitel hat’s sogar ins Logo geschafft :-) Danach spaziere ich durch die Fussgängerzone der City. Hier werde ich alle paar Meter angesprochen, ob ich Geld wechseln möchte. Aus Interesse frage ich nach den Wechselkursen, diese unterscheiden sich nicht mehr von den letzten in der Wechselstube. Die Inflation macht das Land zu einem sehr preiswerten Reiseziel. Fürs Abendessen gestern, bestehend aus einem Entrecôte mit Pommes-Frites mit Cheddar überzogen und einem guten Glas Wein und einem Wasser zahlte ich knapp 10 Franken. Der ÖV ist unschlagbar billig, eine Bus- oder Metrofahrt kostet 10 Rappen. Auch das Benzin ist mit rund 50 Rappen auf der günstigen Seite, so dass auch Taxifahrten gut zahlbar sind, für eine knapp halbstündige Fahrt zahlte ich etwas mehr als 3 Franken. So sehr ich die Sonne und die Sommertage geniesse(n möchte), so sehr muss ich heute im Schatten bleiben. Leider hat mich meine Sonnenallergie dran erinnert, dass bei uns doch eigentlich Winter wäre… Daher bin ich etwas im «Vampir-Modus» unterwegs und versuche, die Sonne nach Möglichkeit zu meiden.
Dies gelingt mir auf dem Oberdeck des Touristenbusses, mit welchem ich gestern Abend schon unterwegs war. Da mache ich es mir bequem und durchfahre unterschiedlichste Viertel dieser riesigen Stadt. Es ist sehr spannend zu sehen, wie sich das Gesicht der Stadt immer wieder verändert. Dabei ist aber zu sagen, dass die Fahrt nicht durch die ganz ärmeren Siedlungen fährt. Solche sind nur aus der Ferne zu sehen, Tugurios – innerstädtische Slums in heruntergekommenen ehemaligen besseren Häusern oder Bürotürmen – gibt es hier nicht oder nur marginal. Die Fahrt geht dem Rio della Plata entlang – dieser ist hier aber gar kein Fluss im eigentlichen Sinne mehr, das andere Ufer in Uruguay ist gar nicht mehr erkennbar, es fühlt sich bereits nach Meer an. Das Ufer zeigt noch viel brachliegendes Potenzial. Es hat zwar bereits einen neuen Veloweg, aber ansonsten ist hier noch sehr wenig genutzt, von einem Zugang zum Wasser oder gar einem Strand ganz zu schweigen. Dafür gibt es in der Nähe einen Freizeitpark «Holy Land», inklusive der Kreuze auf Golgata… Nach der Bombonera der Boca Juniors geht die Tour auch am Stadion von River Plate – dem grossen Konkurrenten in der Stadt – vorbei. Die Stadien sehen sehr anders aus als in Europa, es sind noch keine modernen Freizeittempel. Drum eher vergleichbar mit älteren Stadien in der Schweiz, die auch noch mitten in der Stadt stehen – ich sag nur «Schützewiese!» :-) Buenos Aires folgt mit dem Schachbrettmuster schön dem Modell einer lateinamerikanischen Stadt. Die Strassen sind zum einen sehr lang – daher sind auch die Haltestellen im ÖV jeweils mit Strassennummern ergänzt – und zum anderen findet sich die halbe Welt, aber insbesondere Lateinamerikas in den Strassennamen. So sitze ich grad an der Strasse «El Salvador», als ich diese Zeilen schreibe. Dies im schicken Stadtteil Palermo. Es ist dies der Ort der reicheren Schicht der Stadt, mit tollen Bars und Restaurants und hippen und/oder edlen Läden – oder auch Beauty-Salons. Dieses Viertel könnte auch unbesehen in einer europäischen Stadt sein, auch die Preise sind gar nicht mehr so anders als in Europa. Sogar vegane Gerichte werden hier beworben, was in Argentinien sonst eher selten ist. Und es ist die einzige Gegend, in welcher ich viele Hunde als Haustiere sehen konnte. Die Krise ist hier auch nur indirekt zu sehen, zum Beispiel, dass in fast allen Läden auch in Raten bezahlt werden kann – und dass es unterschiedliche Preise gibt, je nachdem ob bar oder mit Karte bezahlt wird. Oder dass die Speisekarte wohl gedruckt ist, die aktuellen Preise aber via QR-Code erfragt werden müssen. Und doch sind die meisten Restaurants gut gefüllt am Dienstag-Abend, allenfalls spielt das Datum (Valentinstag) noch eine Rolle. Aber als Ort für einen gemütlichen Ausklang mit lecker Essen eignet es sich ungemein. So lasse ich es mir noch etwas gut gehen und bin gespannt auf die nächste Etappe – welche morgen früh starten wird und mich zuerst nach Ushuaia bringen wird, von wo am Freitag das Schiff in Richtung Antarktis starten wird.

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