Donnerstag, 7. November 2024

Tag 101 – Christchurch (Donnerstag, 7. November)

Wir starten den Tag gemütlich mit dem Frühstück im Hotel. Im Anschluss haben wir eine «Walking Tour» durch die Stadt gebucht. Wir sind eine Achtergruppe, welche von einem netten älteren Herrn durch die Stadt geführt wird. Wir gehen wieder ins Stadtzentrum, in welchem wir gestern schon waren, nehmen aber immer wieder andere Wege und erfahren dabei viel Neues und Spannendes. So kommen wir unter anderem am Denkmal für Kate Sheppard vorbei – einer erfolgreichen Kämpferin für das Frauenstimmrecht, welche einen grossen Beitrag leistete, damit Neuseeland 1893 dieses als erstes Land weltweit einführte. Immer noch ist die Stadt eine gigantische Baustelle. Wir erfahren, dass immer noch Wohnungen nötig wären und dass viele Hotelbetten fehlten. Es sei halt nicht möglich gewesen, alles zur gleichen Zeit wieder aufzubauen. Ein guter Punkt, das hatte ich mir so gar nicht überlegt. Die Kapazitäten sind in einer nicht allzu grossen – und weit weg von allem anderen gelegenen – Stadt nicht unendlich. Wir erfahren zudem, dass das Stadtzentrum mit Einkaufsstrassen und Geschäftsviertel über zwei ganze Jahre nicht betreten werden durfte. Wie gestern schon beschrieben, fehlt(e) so der wichtigste Identifikationsraum für die Bewohnenden für eine lange Zeit. Und zugleich wussten alle, dass dieser so nicht mehr existieren würde, da fast alles abgerissen werden musste. Ich stelle mir dies wirklich schwierig vor.
Als dann die Zone freigegeben wurde, fehlten noch fast alle Infrastrukturen. Daher wurden erste provisorische Malls aus Schiffscontainern aufgebaut. Diese kamen gut an und waren für einige Jahre in Betrieb, bis sie von einer dauerhaften Lösung abgelöst werden konnten. Das beiliegende Bild dazu habe ich im Internet gefunden (https://www.celebratechristchurch.co.nz/blogs/featured-places/re-start-mall). Ebenfalls als Provisorium wurde die «Transitional Cardboard Cathedral» gebaut. Da es mit dem Wiederaufbau der eigentlichen Kathedrale nicht wirklich weitergeht, könnte diese länger als geplant in Betrieb bleiben. Der einfache Bau, der im Inneren zu weiten Teilen aus Karton besteht, wirkt aber deutlich effektvoller als man erwarten würde… Immer wieder kommen wir an Parkplätzen vorbei. Diese zeugen alle von weiteren Lücken, welche das Erdbeben aufgerissen hat, und welche noch nicht wieder geschlossen werden konnten. Es gehe aber voran, wird uns versichert. Und es sei schön, dass nach dem Erdbeben so viele geblieben seien. Es wurde befürchtet, dass sich die Stadt nach dem Schock entvölkern würde – doch dem sei nicht so, die Menschen und auch das Kapital seien in der Gegend geblieben und mittlerweile sei die Einwohnerzahl sogar höher als vor dem Beben. Und wenn die im Bau befindlichen Wohneinheiten fertig sind, dürfte das Wachstum weitergehen. Den letzten Halt machen wir am «Christchurch Earthquake National Memorial». An schöner Lage am Bach wurde eine Mauer errichtet, auf welcher die Namen aller Opfer des Bebens eingraviert sind. So verbringen wir interessante zweieinhalb Stunden unterwegs. Und gehen im Anschluss in ein schönes Café mit ebensolcher Patisserie. Und zu unserem Glück schmeckt diese so gut wie sie aussieht :-) Heute ist ein strahlender Tag und im Unterschied zu den letzten Wochen ist es deutlich über 20 Gard. So zieht es uns bei diesem schönen Frühsommerwetter ans Meer. Mit dem Bus ist es nur etwas mehr als eine halbe Stunde, bis wir in Sumner ankommen. Dieser Vorort von Christchurch liegt am Meer und hat einen langen und schönen Strand. Wir sind nicht die einzigen mit dieser Idee, am frühen Donnerstag-Nachmittag hat es schon viel Betrieb hier. Am Strand zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Ebbe und Flut. Wir sind hier bei Niedrigwasser, so dass der Strand viel grösser ist und sich kleine Seelein hinter den Sandbänken bilden. Hier machen wir einen ausgedehnten Spaziergang und geniessen die Sonne und das Meer :-) Wir schätzen die Wassertemperatur auf rund 19 Grad – so dass wir gerne mit den Füssen im Wasser spazieren. Andere sind mutiger und stürzen sich in die Wellen. Man spürt, dass der Frühling sehnlichst erwartet wurde. Danach fahren wir mit dem Bus zurück und setzen uns für einen Apero auf eine Terrasse in Bachnähe. Je näher der Feierabend der Mehrheit kommt, desto mehr füllen sich die Lokale und auch hier geniessen die Menschen den schönen und sonnigen Abend. Wir gehen dann ein kleines Picknick kaufen und machen uns auf den Rückweg. Direkt gegenüber unseres Hotels, im Gebäudekomplex des Arts Centres, wurde aus einem Café eine Weinbar mit einer schönen Terrasse und eigenen Weinen. So lassen wir den lauen Abend hier gemütlich ausklingen und geniessen den Moment. Als es dann langsam dunkler – und kühler – wird, machen wir die paar Schritte in unser Zimmer und verspeisen unser kleines Picknick. Christchurch scheint mir doch einiges richtig gemacht zu haben in den letzten Jahren. Die Menschen scheinen lebensfroh und die Stadt bietet viele Möglichkeiten, dies auszuleben.

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