Ein neues Abenteuer erwartet uns :-) In den nächsten Monaten soll es uns in den Norden, Osten und Süden führen - und findet Ihr hier immer wieder Berichte und Bilder. P.S. Die gesammelten Berichte der Weltreise 2014 und der Reise in die Antarktis etc. finden sich als pdf-Link bei den Daten und 17. 9. 2021 und 21. 3. 2023
Montag, 30. Dezember 2024
Tag 154 – Manly (Montag, 30. Dezember)
Wir frühstücken zu Hause und danach ist Zeit für etwas Büro. Heute aber nicht allzu lange, wir möchten aufs, ans und ins Wasser :-)
Wir machen uns auf den Weg an den Circular Quay und möchten hier die Ferry nach Manly nehmen. Wir sind aber nicht die einzigen mit dieser Idee… Es sind viel mehr Menschen unterwegs als in den letzten Tagen, als wohl viele noch mit Weihnachten beschäftigt waren. Aber die Schiffe sind gross und effizient, so dass wir das nächste erwischen und sogar einen schönen Schattenplatz draussen auf Deck ergattern können. Die Fahrt durch den Hafen ist sehr schön – Manly ist am Nordufer gelegen auf einer Halbinsel, welche den nördlichen Ausgang markiert. So erreichen wir das Quartier von dieser Seite her – und könnten einige Minuten nach Norden gehen, wo der grosse und berühmte Strand zu finden ist.
Wir schlagen aber einen anderen Weg ein. Wir gehen einer Wanderroute entlang, welche wir im Reiseführer gefunden haben. Diese führt zuerst dem Wasser des Hafens entlang und an mehreren schönen kleinen Stränden vorbei. So gehen wir den Menschenmassen aus dem Weg, welche es direkt an den Hauptstrand zieht. Zu Fuss unterwegs sind nur wenige, an den beschriebenen Stränden hat es mehr Leute, aber wir würden gut noch ein Plätzchen finden. Wir gehen aber immer weiter der Küste entlang, bis wir nach der Kreuzung eines Strandes ein Strässchen bergauf wählen, welches uns in den Sydney Harbour National Park und auf die Meeresseite der Halbinsel bringt. Zuerst führt der Weg durch dichte Wälder, danach sind wir windexponierter und daher sind es mehr Büsche als grosse Bäume. Dafür wird die Aussicht auf das leuchtende Meer frei :-)
Es ist eindrücklich, wie stark die Sonne auf uns scheint. Die Temperaturen liegen in den tiefen 20ern, aber mit Sonnenschein fühlt es sich schnell heiss an. Sydney liegt auf knapp 34° südlicher Breite (vergleichbar mit Rabat in Marokko oder Beirut im Libanon), so dass der senkrechte Sonnenstand ganz in der Nähe zu finden ist – und die Sonne hier in einem Winkel von 80° vom Himmel brennt… Daher sind wir brav mit eincrèmen und trage ich fleissig meinen grossen UV-Hut. Der hohe UV-Index wird auch an vielen Orten «beworben», oder vielmehr, dass man sich dagegen schützen soll.
Wir gehen dann den Klippen entlang und langsam wieder nach unten, bis wir an den schönen – aber sehr gut gefüllten Shelley Beach gelangen. Hier scheint das Wasser glasklar und mit dem Schnorchel einiges entdecken zu geben. Aber jeder Flecken Sand und jeder nutzbare Stein ist gefüllt – und am Kiosk hat es lange Schlagen. Wir sind bereits hungrig, möchten uns das aber nicht antun. Die Promenade zum Manly Beach ist ebenfalls gut bevölkert, so dass wir unser Glück in einer Nebengasse versuchen. Und da werden wir fündig in einem kleinen chinesischen Restaurant, wo wir einen Schattenplatz und gute Dumplings bekommen. Da hatte ich lange den Überblick nicht über die unterschiedlichen Varianten, weiss nun aber, dass ich «xiao long bao» bestellen muss :-) Das mache ich und werde nicht enttäuscht.
Danach gehen wir der Verbindungsstrasse, dem sogenannten Corso, von der Schiffsanlegestelle zum Strand entlang, wo es viele Meschen, Läden und Strassenkünstler hat. Der Strand ist ebenfalls sehr voll, aber so gross, dass wir gut einen Platz finden. Wir möchten ohnehin nicht lange im Sand sein, das Wasser ist das Ziel. Schnell bin ich umgezogen und auf dem Weg ins kühle Nass. Die Temperaturen sind längst nicht so hoch wie noch in Queensland, aber gefühlt doch höher als die 22°, welche an den östlichen Stränden angezeigt waren. So macht es mir grossen Spass, in die Wellen zu springen.
Danach sind wir müde und machen uns auf den Rückweg. Das Boot zurück ist nicht mehr ganz so voll, so dass wir gut einen Platz finden und danach mit dem Tram nach Hause fahren.
Für den Abend gehen wir die paar Schritte an unsere Glebe Point Road und setzen uns auf die schöne Terrasse eines thailändischen Restaurants – und erhalten ein gutes Essen vorgesetzt. Es ist wirklich ein Luxus, so viele schöne und feine Restaurants in Fussdistanz zu haben :-) Im Anschluss machen wir einen Spaziergang durch den nahegelegenen Park und gehen dann nach Hause. Hier setze ich mich für ein Telefonat in die Schweiz noch gemütlich vor die Tür in der immer noch warmen Abendluft. Abends sind die Temperaturen meist noch etwas über 20 Grad – jedoch zieht oft ein Wind auf, welcher das Draussensein ungemütlich machen kann. Heute ist es jedoch noch schön angenehm hier.
Sonntag, 29. Dezember 2024
Tag 153 – Sydney (Sonntag, 29. Dezember)
Es hat im Umkreis von wenigen Minuten viele schöne Cafés, welche Frühstück anbieten. So starten wir gemütlich und fein in den Samstag-Morgen, indem wir eines davon aufsuchen :-)
Danach gehen wir in die Matinee im Kino und schauen einen Film aus Indien. Das Kino ist sehr neu und im modernen Ensemble um den Central Park integriert. Die Einrichtung ist grosszügig und bequem und der Film bilderstark und interessant.
Im Anschluss gehen wir zurück nach Hause – und mache ich mich wieder ans Arbeiten. Ich gehe nicht mehr wie in der ersten Woche nach fixem Zeitplan vor, sondern setze mich immer wieder dran, wenn’s passt. Dies funktioniert gut und ich komme gut auf die Stunden, welche ich mir vorgenommen habe.
Im späteren Nachmittag zieht es uns wieder in den Olympic Park. Wir haben Tickets für den United Cup. Dies ist ein Format, in welchem Nationen gegeneinander Tennis spielen. Es wird dabei ein Herren-Einzel, ein Damen-Einzel und ein Mixed-Doppel gespielt. Wir haben für wenig Geld (ca. 25.- pro Person) gute Plätze buchen können und finden uns eine knappe Stunde später auf dem olympischen Tennisgelände wieder. Es ist eine schöne Anlage mit Zeltdach. Das Ken-Rosewell-Stadium hat eine Kapazität von 10'500 Personen, welche schätzungsweise zu zwei Dritteln ausgelastet ist bei der heutigen «Battle of the Alps», wie die Begegnung zwischen der Schweiz und Italien angepriesen wird.
Ich freue mich darauf, Dominic Stricker und Belinda Bencic im Einsatz zu sehen. Leider verliert die Schweiz alle drei Partien, aber es sind gute Matches bei fröhlicher Stimmung. Es ist nicht zu überhören, dass in den letzten Jahrzehnten viele Menschen aus Italien eingewandert sind, wir paar Schweizer Fans rufen auf ziemlich verlorenem Posten…
Vor der Arena hat es ein breites kulinarisches Angebot, so dass wir uns gut stärken können – und etwas nach 22.00 machen wir uns auf den Rückweg. Auf der Hinfahrt nahmen wir vom Bahnhof zur Tennisanlage den Shuttle, nun spazieren wir durch den Sommerabend die gut 20 Minuten zurück und setzen uns in den fast leeren Zug in Richtung Stadtzentrum. Die Mehrzahl der Fans scheint mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs gewesen zu sein…
Samstag, 28. Dezember 2024
Tag 152 – Sydney (Samstag, 28. Dezember)
Wir beginnen den Tag mit einem gemütlichen Frühstück zu Hause und gehen dann zur Bushaltestelle. Es hat viele Busse, welche in einem guten Takt unterwegs sind – aber sie nerven doch immer wieder… Zum einen sind die Fahrpläne unzuverlässig, es kann vorkommen, dass ein Bus einige Minuten zu spät ist – oder auch einige Minuten zu früh davonfährt. Und mehrfach sind Busse gar nicht gefahren, obschon sie im Fahrplan aufgeführt waren. Für uns ist dies einfach etwas mühsam, doch wer täglich auf den Bus angewiesen ist, steht hier vor grösseren Hindernissen.
Uns passiert genau dies heute, dass ein Bus einfach nicht erscheint, obschon er auf allen Fahrplänen ausgewiesen ist. Nach einigen Minuten Wartezeit kommt dann aber der folgende 440er, welcher uns zum Paddington Market bringen soll. Dies ist ein schöner Markt auf dem Gelände der Primarschule, welcher jeweils am Samstag stattfindet. Hier wird handgefertigter Schmuck, Kunsthandwerk und allerlei an Kleidern angeboten. Wir sehen viel Ansprechendes – halten uns aber angesichts der nicht grösser werdenden Koffer zurück…
Danach spazieren wir einige Minuten weiter bis zur Cook Road. Hier finde ich das Haus wieder, in welchem ich damals gewohnt habe. Es ist ein schönes Gefühl, hier zu stehen :-)
Gleich daneben ist eine Tür offen zum Sydney Entertainment Quarter. Dieses Gelände war damals abgesperrt, aber nun hat es einige Restaurants, ein Kino, Möglichkeiten zum Padel- oder Pickleballspielen – und mittendrin das grosse Zelt des Cirque du Soleil.
Wir verlassen das Areal wieder und gehen zurück an die Cook Road – und von hier weiter in den Centennial Park, welcher direkt daneben beginnt. Dieser ist ein sehr grosser Park mit Teichen, Sitzgelegenheiten – und viel freiem Raum, welcher genutzt werden kann. Wir machen einen Spaziergang und setzen uns ins Bistro für eine Stärkung. Dieser Park bringt mir ebenfalls viele Erinnerungen, da mein Weg von Zuhause an die Uni hier durch führte.
Im Anschluss gehen aus dem Park und weiter in die Queen Street. Diese geht – wie meine Cook Road – von der Oxford Street ab, welche vom Zentrum bis hierhin eine immer interessante Gegend ist. Die Queen Street ist von grossen Bäumen geprägt und beherbergt edlere Boutiquen und schöne Cafés, in welchem wir eine weitere Pause machen.
Danach gehen wir zurück zum Bus, welcher uns nach Hause bringt. Wir kochen uns ein Abendessen und machen uns dann im Anschluss noch auf einen Spaziergang durch unser Quartier.
Da wir heute an meinem alten Zuhause waren, folgt der schon mal angesprochene Exkurs zu meinen Erinnerungen an Sydney. Den ersten Teil habe ich vor unserer Ankunft geschrieben, etwas später folgen Antworten zu den da formulierten Überlegungen.
Ich bin sehr gespannt darauf, wie sich die Stadt heute präsentiert und wie sie sich für mich anfühlen wird. Ich hier bin am 8. Juli 1996 als 19jähriger angekommen, alleine und ohne wirklich jemanden zu kennen. Zu dieser Zeit waren weder das Internet noch Mobiltelefone breit verfügbar, daher hatte ich weder das eine noch das andere.
Ich konnte für die ersten fünf Tage bei der Familie einer Austauschschülerin wohnen, welche im Jahr zuvor in Glarus an meiner Schule war. Ich wusste aber, dass ich nach diesen Tagen eine eigene Bleibe haben muss, da ein neuer Austauschschüler bei ihnen einziehen wird. So ging ich zum Kiosk und kaufte mir alle Zeitungen – und begann, die Wohnungsanzeigen durchzuforsten. All dies klingt aus heutiger Sicht so unfassbar weit weg… Und ist es auch für mich, aber damals gab es keine anderen Optionen. Es war nicht möglich, vorgängig bereits eine Unterkunft zu suchen und zu buchen. So waren es ungemein intensive erste Tage mit dem Ankommen in der Grossstadt und dem Wissen, dass ich möglichst bald irgendwo unterkommen muss. Die einzige Möglichkeit wäre gewesen, dass ich mich bei einer Familie einquartiert hätte, was über die Uni möglich gewesen wäre. Aber mein Ziel war, eine eigene Wohnung zu haben – in der Familie hatte ich ja zuvor immer gelebt…
Ich fand ein Inserat, welches sich gut anhörte. Ich ging zum Maklerbüro und von da mit dem Auto zu einer kleinen Einzimmerwohnung mit separater kleiner Küche und Bad. Diese gefiel mir genügend gut, dass ich zusagte und etwas unterschrieb, was ich mit meinen damaligen Englisch-Kenntnissen kaum verstand. Aber ich war froh, dass ich nun ein Zuhause hatte für die kommenden Monate.
Am nächsten Tag suchte ich meinen Uni-Campus – und merkte bald, dass dieser gar nicht im Hauptgebäude zu finden war… Es hat zwei kleine Nebenstandorte, der eine ist näher an meiner Wohnung, der andere weit weg… Zu meinem Glück war mein Standort gut gelegen – und konnte ich diesen in einer halben Stunde zu Fuss durch den Park oder noch etwas schneller mit dem Bus erreichen :-) Hier zeigte sich mir, wie oft es auch einfach Glück im Unvermögen braucht. Diese Erkenntnis versuchte ich mitzunehmen für das Leben zurück in der Schweiz…
So ging ich nun täglich an die Uni, um besser Englisch zu lernen. Bei meinem Einstufungstest wurde mir rückgemeldet, dass es mit dem Proficiency wohl nichts werden würde… Mein Englisch sei zu schlecht, das Advanced werde das höchste aller Gefühle sein. Doch davon wollte ich mich nicht abschrecken lassen – ich war ja erst seit wenigen Tagen im Land, da würde sicher mehr möglich sein, als sie denken.
Ich entschied mich dafür, mich für beide Prüfungen anzumelden – und möglichst intensiv zu lernen, damit es auch mit dem Proficiency klappen könnte. Ich meldete mich neben den regulären Kursen für zwei Abendkurse an: der eine war ein «teaching to the test»-Kurs, welchen ich zusammen mit vielen griechischen Secondas besuchte. Diese waren alle hier aufgewachsen und benötigten das Papier, um in Griechenland Englisch unterrichten zu können. Dies war das Ziel von vielen, so können sie die Heimat ihrer Eltern kennenlernen und gleichzeitig ein Auskommen verdienen. Wir waren nur drei Personen ohne englischsprachigen Hintergrund: eine Schweizerin, welche seit einigen Jahren mit ihrem Ehemann hier wohnte, eine Belgierin, welche auswandern wollte und daher bereits in Sydney lebte – und ich.
Es war eindrücklich – für die Cambridge Advanced-Prüfung hatten sich mehrere hundert Personen angemeldet und die Prüfung fand in einem grossen Saal im Stadtzentrum statt. Währenddem das Proficiency in einer Schule in Bondi Junction geprüft wurde – hier waren es rund 20 Personen, welche sich versuchten, und davon kannte ich sechzehn aus meinem Abendkurs…
Damals brauchte vieles so lange, dass es heute kaum mehr vorstellbar ist. Aber einige Monate später – ich war gerade in einem kleinen Dörfchen an der Westküste des Landes – erhielt ich die erfreuliche Nachricht, dass ich sowohl das Proficiency als auch das Advanced bestanden hatte. Im Nachhinein hätte ich mir das Advanced sparen können – aber dies gab mir die Unbeschwertheit, das höhere Level anzustreben. So hatte ich das Maximum herausgeholt – und einige Jahre später sollte mir diese bestandene Prüfung den Weg sowohl an die KEN wie auch an die KME ermöglichen. Es ist erstaunlich, wie sich im Nachhinein so vieles stimmig ergibt – was im direkten Erleben so noch nicht fassbar war…
Für mich ist es daher ein sehr besonderes Gefühl, zurück in dieser Stadt zu sein. Der damalige Aufenthalt hier hat mir so vieles ermöglicht – und ich war bereit, mich für all dies bereit zu zeigen und offen zu sein für die Herausforderungen und Erlebnisse. So ist es schön, diesen Kreis zu schliessen :-) Ich als junges Landei in diese Weltstadt – und dann nach den Erlebnissen hier und später unterwegs im Land fühlte ich mich bereit für das, was kommen sollte.
Nun sind wir seit zwei Wochen hier – einige Orte lösen noch deutliche Erinnerungen und/oder Gefühle aus. Zum Beispiel der Besuch des Zuhauses heute oder der Uni vor ein paar Tagen. Zudem die Gegend um den Circular Quay oder am Strand. Währenddem viele andere Orte nur diffuse Erinnerungen wecken oder nicht mehr erkennbar sind. Aber es gefällt mir, nochmals viel Zeit in dieser tollen Stadt verbringen zu dürfen.
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