Donnerstag, 5. Dezember 2024

Tag 126 – Heron Island (Montag, 2. Dezember)

Am frühen Morgen steht das Wasser aktuell hoch – daher mache ich mich direkt nach dem Aufstehen an den Strand. Nur zwei Minuten später plansche ich im hellblauen, warmen Wasser – es ist wunderschön, den Tag im Riff schwimmend zu begrüssen :-) Danach bin ich bereit fürs Frühstück. Im Anschluss ist noch etwas Zeit bis zu meiner ersten Aktivität, daher gehen wir für einen Spaziergang an den Strand – und weil’s so schön ist, gehen wir grad ein weiteres Mal schwimmen. Ich habe eine Schnorcheltour gebucht, welche um 11.00 losgeht und mache mich dann auf den Weg zur Jetty. Zum Glück bin ich etwas zu früh hier – es tummeln sich eine grosse Schildkröte, ein Reef Shark und mehrere Rochen im Wasser :-) Wir sind eine kleine Gruppe von Schnorchelnden und teilen uns das Boot mit zwei Tauchergruppen. Wir fahren etwa 15 Minuten und kommen ans Ende des Riffs. Hier springen wir ins Wasser – und finde ich genau das, was ich mir noch erhofft hatte für die Zeit am Great Barrier Reef. Wir sind am äusseren Riff und sehen so die «Steilkante» des Riffs mit Korallenbergen und vielen Fischen und weiteren Arten, welche hier ein Zuhause finden. Einige der Korallen sind leider ausgebleicht, einige zeigen sich erholt und leuchten wieder in ihren Farben. An der Riffkante brechen die Wellen – dies ist sehr eindrücklich zu sehen. Hier sind wir zudem an der «Farbgrenze» des dunkleren Blaus im offenen Meer und den helleren Farbtönen im Inneren des Riffs. Es handelt sich bei Heron Island nicht um eine Insel, die eine tektonische Entstehung hat. Vielmehr entstand diese durch die Korallen selbst. Dazu ein kleiner Theorieeinschub: Geröll und Sand aus den abgestorbenen Überresten von Korallen und anderen Riffpflanzen und -tieren wurden ans und über das Horen Riff gespült. In der Nähe einer ruhigen Stelle am westlichen Ende des Riffs sammelten sie sich zu einer Sand- und Geröllbank an. Vögel besuchten diese erste Form einer kleinen Insel und brachten Pflanzensamen mit, die an ihrem Gefieder und Kot befestigt waren. Zusätzlich wurden andere Samen angespült. Niedrige Schlingpflanzen und Gräser, die dazu beitrugen, den Sand zu binden und die Bucht zu stabilisieren, siedelten sich als erste an. Besiedelnde Pflanzen sowie Vögel durch ihren Kot fügten dem Sand und Schutt organisches Material hinzu. Zusätzliche Sedimente wurden abgelagert, und Heron, nun eine grössere Insel, zog mehr und mehr Vögel an. Salztolerante Sträucher und kleinere Bäume besiedelten das Zentrum der Insel. Als sich Heron auf mehr als ein paar Hektar ausdehnte, entwickelte sich eine Süsswasserlinse darunter. Dadurch konnten weitere Pflanzen einen Wald in der geschützten Zone der Insel zu bilden. Theorie Ende ;-) Unsere Neunergruppe folgt einer Leiterin, welche uns an immer neue schöne Orte bringt. Wir kommen grösseren und kleineren Schildkröten ganz nahe und sehen viele der farbigen Korallenfische. Dabei werden Erinnerungen wach an meinen Tauchkurs, den ich 1997 während meines Australienjahres an der Westküste des Landes, im Ningaloo Reef, gemacht habe. Einige Fische von damals erkenne ich sogar heute noch – und habe grosse Freude daran :-) Es ist ein tolles und intensives Erlebnis, hier draussen im Wasser zu sein. Nach eineinhalb Stunden kommen wir zurück an den Anlegeplatz – und nun ist Zeit für eine kurze Pause. Wir setzen uns an ein Tischchen beim Bistro – hier scheint es mir die schönste Aussicht überhaupt zu sein. Und so sitzen wir etwas hier und geniessen den Moment. Danach nutzen wir noch unseren Balkon, von welchem wir ebenfalls direkt aufs Wasser sehen. Dieses findet sich hinter einigen Bäumen, welche von vielen Vögeln als Nistplatz genutzt werden. Das eine Nest befindet sich nur ca. 20cm vor dem Balkon… Ich bin immer noch und immer wieder überwältigt von der Schönheit dieses Ortes, insbesondere ab dieser Farbenpracht, die ihresgleichen sucht – und welche nur teilweise auf den Fotos ersichtlich wird. Zudem bietet die Insel eine so vielfältige und unmittelbare Tierwelt – sowohl an Land als auch im Wasser. Es ist schön, all dies aus so unterschiedlichen Perspektiven erleben zu dürfen. Um 15.15 haben wir einen «Reef Walk» gebucht. Dieser ist eine interessante Führung durch das Riff bei tiefem Wasserstand mit einem «naturalist guide». Wir erfahren viel spannende Fakten über diesen Ort – halten aber nicht die ganze Tour durch, die direkte Sonneneinstrahlung, welche durch die Spiegelungen im seichten Wasser noch verstärkt wird, ist uns zu viel… Das kleine Resort, in welchem wir für drei Nächte zu Hause sind, ist ein Ökoresort. Wie beschrieben ist vieles einfach gehalten, aber die Natur ist unfassbar schön. Zudem werden viele interessante Aktivitäten angeboten – zum Teil sogar kostenlos. Diese Rifftour gehört dazu, genauso wie die «Turtle Tour», welche wir für den Abend gebucht haben. Gleichzeitig ist es nicht gross, es bietet maximal 200 Gästen Platz und es gibt keine Tagestouristen. So hat es überall viel Raum für Erlebnisse und nie zu viele Menschen an einem Ort. Wir machen nochmals eine Pause im Zimmer und auf dem Balkon und gehen dann zum Pier, um nochmals zu baden. Die Sonne steht schon tiefer und so halten wir es länger aus, ohne dass wir einen Sonnenbrand fürchten müssten. Da der Himmel wolkenlos ist, gehen wir dann schnell zurück für eine kurze Dusche, um für den Sonnenuntergang wieder an diesem Ort zu sein. Und die Eile lohnt – die Farben über dem Meer sind einfach schön :-) Danach geht’s zum Abendessen – wir bleiben aber nicht allzu lange, da ein weiteres Highlight auf uns wartet: der besagte Turtle Walk. Wir gehen unter fachkundiger Leitung an den Strand, um Schildkröten zu suchen – und finden. Es ist «nesting season», viele «Green Sea»- und «Loggerhead»-Schildkröten kommen an den Strand, um ihre Eier zu vergraben. Die Insel trägt die Schildkröte in ihrem Logo – und ist dementsprechend besonders für die Schildkröten berühmt. Dieses Tier gefällt mir sehr gut und bedeutet mir viel (ich trage es seit 10 Jahren auch um meinen Hals) – so ist es besonders schön, so viele so nahe zu sehen. Wir sind ohne Licht unterwegs, um die Schildkröten nicht zu stören. Und sehen schon bald die ersten Tiere im Sand – allerdings sind zu Beginn nur Schatten zu erkennen. Je länger wir hier in der Dunkelheit sind und je mehr sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, desto mehr erkennen wir die Tiere detaillierter. So sehen wir einige Schildkröten den Strand hinauf krabbeln – bis zu den Dünen, welche den Abschluss bilden. Bei einer können wir – unter der Leitung des Guides – ganz nahe hin. Zuerst ist sie grad noch mit ihrem «Flippern», den Flossen, ihr Loch am fertig buddeln. Dieses reicht bis zu einem Meter in die Tiefe, um den Eiern einen sicheren Ort zu bieten. Danach findet die Ablage der Eier statt – es sind bis zu 150 Eier, welche hier abgelegt werden. Dieses Prozedere findet pro Tier bis zu achtmal statt pro Saison. Diese hohe Anzahl an Eiern ist auch nötig – nur 1 von 1000 hat früher überlebt bis zum Moment, in welchem das Jungtier selbst geschlechtsreif wird. Da die Umweltbedingungen für die Tiere – vor allem durch die Menschen verursacht – immer schlechter werden, sank diese Quote auf 1 pro 5000 oder gar 1 pro 10'000… Als Krönung finden wir uns unter einem hell leuchtenden Sternenhimmel wieder :-) Es ist fast Neumond und kaum eine andere Lichtquelle zu sehen. Daher scheinen so viele Sterne vom Himmel. Mittels Laserpointer erörtert uns unser Guide noch einige Besonderheiten des Nachthimmels – inklusive dem passenden Sternbild «Turtle», welches nur zur Brutzeit am südlichen Himmel aufleuchtet. Nach gut zwei Stunden kommen wir nach 22.00 müde – aber sehr glücklich – zurück nach Hause. So geht ein langer, intensiver und wunderschöner Tag in dieser «Natur-Wunderwelt» zu Ende.

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