Montag, 6. Januar 2025

Tag 161 – Sydney (Montag, 6. Januar 2025)

Der Wecker klingelt mich vor sechs Uhr in der Früh wach – ich habe eine Tour gebucht im Fish Market und die geht frühmorgens los. Heute soll wieder ein hochsommerlicher Tag werden, die Temperaturen sind bereits um diese Zeit sehr angenehm. Ich spaziere zum Fischmarkt, welcher rund 20 Minuten vom Hotel entfernt ist. Die Marktstände sind noch weitgehend leer, erst Kaffee findet um diese Zeit dankbare Kundschaft. Im ersten Stock ist der Treffpunkt, denn die Tour führt nicht durch die Marktstände, sondern durch die Auktionshallen. Dieser Grosshandel-Fischmarkt ist der grösste der südlichen Hemisphäre und der drittgrösste der Welt und setzt pro Tag 20 bis 80 Tonnen um. Die angelieferten Fische und Meerestiere werden vom Markt kontrolliert, bewertet und geordnet und in möglichst identische Kisten abgefüllt. Diese können von den Bietenden gesichtet werden, welche dann aufgrund ihrer Wünsche und dem vorhandenen Angebot bieten können. Die Auktion findet mittels der sogenannten «niederländischen Auktion» statt. Hierbei wird ein Startpreis festgesetzt, welcher etwa 20 Prozent über den zu erwartenden Preisen liegt. Danach fallen die Preise auf dem Bildschirm jede Sekunde und sobald ein Kaufinteressent zustimmt, erhält er den Zuschlag zum momentanen Preis. Wenn mehrere Kisten erhältlich sind, kann es daher sein, dass nicht für jede identische Kiste der selbe Preis bezahlt wird, dies hängt von der Dringlichkeit des Kaufes und den Nerven der Kaufenden ab. Gemäss Wikipedia besteht «der Vorzug der niederländischen Auktion in der Geschwindigkeit der Abwicklung. Im Gegensatz zu einer gewöhnlichen Auktion wird das Auktionsgut schneller verkauft, da die Entscheidung schon bei der ersten Zustimmung eines Interessenten feststeht. Die Interessenten können nicht aufeinander reagieren, Bietergefechte sind ausgeschlossen. Somit können grosse Mengen von Auktionsgütern in kurzer Zeit verkauft werden. Bei niederländischen Auktionen stehen die Kaufinteressenten unter hohem Entscheidungsdruck. Wenn ein Interessent taktiert und auf einen günstigeren Preis wartet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Los an einen Konkurrenten verkauft wird, der schneller zugreift.» Die Bildschirme und die Bietenden zu beobachten, ist sehr spannend. Die Bildschirme dürfen dabei nicht fotografiert werden (daher habe ich hierfür ein Bild einer Infotafel fotografiert), alles andere darf festhalten werden. Wir sind zuerst auf der Empore im ersten Stock und gehen danach auf die Ebene mit den Waren. Es ist eindrücklich, was alles verkauft wird. Riesige Thunfische, unzählige Kisten mit Fischen unterschiedlichster Art, lebendige Krabben und Hummer, und so vieles mehr… All diese Anblicke sind spannend, überfordern mich aber auch etwas. Für die Fischer sei es ebenfalls sehr spannend, was sie für ihren Fang erwarten dürfen, da die Preise – nebst der wechselnden Nachfrage, welche aber eher abschätzbar ist, z.B. mit Höchstpreisen vor Weihnachten – vom aktuellen Angebot abhängig sind, welches nicht kontrollierbar ist. So kann es der Zufall wollen, dass beste Ware zum Verkauf bereit ist, viele andere aber auch einen guten Fang hatten und die Preise sehr enttäuschend sind. Oder dass der eigene Fang nicht besonders ist, aber sonst niemand das selbe Produkt anbieten kann und die Preise daher erfreulich hoch sind. Die Marge vom Gross- zum Detailhandel betrage rund 30% und der Markt selbst nimmt für die Bereitstellung, Durchführung und Abwicklung des Ganzen 7% des Gebotes. Der Markt gehört zu gleichen Teilen den Fischern und den Händlern, was die Entscheidungsfindung nicht immer einfach macht, da deren Interessen ziemlich divergent sein können. So dauerte es z.B. eine lange Zeit, bis über den Fisch entschieden wurde, welcher im ursprünglichen Logo zu finden ist. Da keine Sorte bevorzugt und so beworben werden sollte, wurde ein imaginärer Fisch erfunden und eingefügt… Das Logo wurde dann vor wenigen Jahren erneuert – ohne Fisch und somit ohne weitere Diskussionen. Im Anschluss erzählt unser Guide noch Details über verschiedene Fische, welche angeboten werden. Dieser Teil ist für mich weniger interessant. Wir gehen dann weiter zum öffentlichen Teil des Marktes, hier werden Fische und Meerestiere verkauft und hat es mehrere Restaurants, welche diese auf der Karte haben. Der letzte Teil der Führung ist vor dem Gebäude – mit Blick auf die grosse Baustelle des neuen Fischmarktes, welcher im November dieses Jahres eröffnen soll. Hier werde alles modern und die Räumlichkeiten für die Auktion erstklassig. Vor allem aber wird es ein neuer Treffpunkt für die Stadt. Der Bau war auf 250 Millionen Australische Dollar veranschlagt, aktuell wird von 864 Millionen ausgegangen… (der aktuelle Kurs beträgt ca. 58 Rappen pro Dollar). Es wird neben dem Grosshandel 49 Restaurants und Läden geben, auch italienische oder libanesische Restaurants sowie Cocktail-Bars werden zu finden sein. Das grösste Bauprojekt im inneren Hafen seit dem Opernhaus vor 50 Jahren weckt grosse und vielfältige Hoffnungen. Danach gehe ich zurück ins Hotel fürs Frühstück. Und dann machen wir uns auf den Weg zur Driving Range, um das letzte Woche Erlernte ein erstes Mal anzuwenden. Ich freue mich, dass ich den Ball besser treffe als befürchtet – und so schlagen wir fröhlich eine Stunde lang Bälle in die Ferne (oder Nähe…). Für eine Stärkung stoppen wir dann wieder in Surry Hills. Hier ist es sehr angenehm und bestelle ich einen leckeren frischen Fruchtsaft und verspeise ich nochmals den speziellen Waffel-Burger auf einer schönen und schattigen Terrasse :-) Ausgeruht nehmen wir das Tram in die City und spazieren durch die Parks zur Art Gallery of NSW. Diese besteht aus einem altehrwürdigen und einem modernen Gebäude, welche mir beide gut gefallen. Im neuen Teil hat es eine grosse Ausstellung indigener australischer Kunst, welche sehr interessant und gut erläutert ist. Daneben gefallen verschiedene weitere Werke, zu anderen finde ich den Zugang eher weniger. Im Garten hat es ein Café, welches unser nächstes «Wasserloch» für eine Pause ist. Wir spazieren dann zurück und machen noch einen Halt in der «Saint Mary’s Cathedral», einer imposanten gotischen Kirche aus dem 19. Jahrhundert. Via Stadtzentrum gehen wir dann auf den Heimweg für eine Pause. Fürs Abendessen bleiben wir zu Hause, um im Anschluss noch unser Stammlokal aufzusuchen. Es ist immer noch warm, doch scheint ein Gewitter im Anzug, der Wind hat bereits aufgefrischt. Aber wir können den schönen Sommerabend noch draussen geniessen :-) Morgen soll dann der grosse Regen kommen…

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