Samstag, 17. August 2024

Tag 34 – Seoul (Donnerstag, 15. August)

Der Tag beginnt am Frühstücksbuffet in unserem Hotel. Dieses ist multikulturell und reicht von Gipfeli über Bacon and Egg hin zu Dumplings und deftigen Speisen. So sind wir jeweils gut bereit für den Tag, insbesondere da es tagsüber sehr heiss und somit der Appetit eher gering ist. Meine Wetter-App meldet meist um die 33 Grad, doch durch die hohe Luftfeuchtigkeit sei die gefühlte Temperatur ca. 39 Grad. Nicht so im Frühstücksraum, hier ist es so gekühlt, dass ich den Pullover mitnehme… Heute machen wir uns mit der U-Bahn auf den Weg. Hierfür können wir eine T-Money-Card kaufen, welche aufladbar ist und für jede Fahrt zum Einchecken genutzt werden kann. Eine solche haben wir noch nicht, aber es gibt problemlos Einzelbillette zu kaufen. (Am Abend werden wir sie dann gekauft haben.) Wir fahren nach Osten zum Heilkräuter- oder Medizinal-Markt Yangnyeongsi. Hierzu eine kleine Klammer zum Thema „Markt“ in Seoul: Der Begriff wird für verschiedene Dinge benutzt. Es kann ein für uns „klassischer“ Markt sein mit Hallen, in welchen an Ständen oder in kleinen Shops Dinge angeboten werden. Es kann sich aber auch um eine – oder mehrere – Strassen handeln, an welchen viele viele kleine Läden aufgereiht sind. Hier handelt es sich um letztere Variante und sind in einem Quartier viele solche Läden, die Heilkräuter und Ähnliches anbieten. Der Zugang zum Areal ist mit Torbögen versehen, welche auf den Markt hinweisen und diesen auch abgrenzen gegenüber den umgebenden Strassen. Mitten im Areal findet sich das K-Medi Center mit dem Herb Medicine Museum, in welchem die koreanische Medizin – welche grosse Ähnlichkeiten mit der chinesischen aufweist – vorgestellt wird. Dieses ist interessant und die wichtigsten Infos sind auf Englisch erläutert. Gleich neben diesem Quartier öffnen sich nächste Märkte, welche Lebensmittel verkaufen. Hier hat es zum Teil Kleinstanbieter und -anbieterinnen, welche nur einige Karotten oder so anbieten. Diese Verkaufenden sind z.T. am warten auf Kundschaft, bereiten etwas vor oder zu, schauen Filmchen auf dem Mobiltelefon oder dösen. Es fällt uns schwer vorzustellen, dass hiermit ein guter Lebensunterhalt verdient werden kann. Aber wir staunen, wie vielen solcher Märkte wir auf Schritt und Tritt begegnen – während dem wir keine klassischen Supermärkte sehen, ausser einer Vielzahl von SevenEleven oder ähnlichen Kleinläden. Danach fahren wir nach Dongdaemun. Hier findet sich der grösste Markt des Landes mit vielen Shopping-Malls – so zumindest steht es in den Reiseführern… Diese Malls haben mit unserem Verständnis von Einkaufszentren aber nur wenig gemein. Beim Markt handelt es sich wiederum um ein ganzes, weitläufiges Quartier. Dieses ist vollgepackt mit Strassenläden und eben diesen Malls. Dabei handelt es sich um mehrstöckige Gebäude mit Tausenden von kleinen Läden, welche auf engstem Raum aneinandergereiht sind und nach Stockwerken (oder gar Häusern) geordnet die selben Dinge anbieten. So findet sich eine „Fashion Street“, in welcher nur Kleider verkauft werden. Es ist sehr spannend, hier durch diese Gassen der Malls zu ziehen, es sind aber keine Shops, in welchen wir etwas kaufen möchten. Ähnliches habe ich erst in China gesehen, ich denke, dass dieser Ort auch als „Engros-Markt“ für andere kleine Läden in der Stadt funktioniert. Gleich nebenan liegt die Dongdaemun Design Plaza. Hier steht ein von der berühmten Architektin Zaha Hadid geschwungenes Gebäude, welches als kulturelles Zentrum dient und das Markenzeichen eines grösseren öffentlichen Raumes darstellt. Dem Wetter entsprechend ist das Café darin besser besucht als die Bänke draussen. Wir gehen im Anschluss zurück ins Hotel für eine Pause. Die Nutzung der U-Bahn ist wirklich problemlos – einzig das Finden von Orten ist zu Beginn nicht ganz einfach. Das gewohnte Vorgehen mit „Google Maps“ funktioniert nur bedingt. Google kennt wohl alle Orte – aber keine Wege… Unser Reiseführer nennt uns die lokale Alternative „Naver“, welche etwas gewöhnungsbedürftig ist – insbesondere was die Umschreibweise der koreanischen Zeichen angeht – uns aber gute Dienste erweist und an die gewünschten Orte führt. Zudem sind die verschiedenen U-Bahn-Ausgänge – wie fast alles in der Stadt – klar und übersichtlich durchnummeriert, so dass wir jeweils am richtigen Ort ankommen. Weitere elektronische Hilfsmittel, welche uns das Leben erleichtern sind „Google Lens“, mit welchem ich den Mobile-Bildschirm über einen koreanischen Text halten kann und auf dem Bildschirm erhalte ich die Übersetzung auf Deutsch. Diese ist nicht fehlerfrei, hilft aber gut, Texte – oder Bestandteile des Essens… – zu verstehen. Zudem habe ich mir eine ESim gekauft, bei welcher ich zwar zu Beginn länger pröbeln musste, bis sie funktionierte, die mir aber jetzt gute Dienste leistet. Diese kann via App – in meinem Fall aloSIM – installiert werden und kostet mich nur knapp 9 Franken für 3 GB. Sie funktioniert in vielen Ländern, so dass ich für kommende Destinationen einfach wieder etwas Daten kaufen kann. Nach der Pause zieht es uns in Richtung „Seoullo 7017“. Die Strassen sind heute deutlich weniger befahren als gestern, da ein Nationalfeiertag ist, an welchem die Befreiung von der Besetzung Japans 1945 gefeiert wird. Wir streifen dabei eine Veranstaltung mit einem Redner, verweilen aber nicht, da wir keine Chance haben, etwas zu verstehen… Also gehen wir zum Bahnhof, da sich Seoullo 7017 um den Bahnhof herum befindet. Es handelt sich dabei um eine ehemalige Hochstrasse, welche über eine Hauptverkehrsachse und die Geleise beim Bahnhof führte – und nun begrünt und dem Langsamverkehr übergeben wurde. Es ist interessant und angenehm hier und es bieten sich schöne Ausblicke auf die Stadt :-) Mittlerweile wird es dunkel – und die Gegend füllt sich immer mehr, dieser Naherholungsraum wurde gerne angenommen und wird gut genutzt. Und ist ein weiteres schönes Beispiel, wie Stadtraum für Menschen genutzt werden kann :-) In unmittelbarer Nachbarschaft findet sich der Namdaemun Market, welcher als riesiger 24-Stunden-Markt im Reiseführer steht. Dieser ist wiederum ein ganzes Labyrinth von Strassen und Häusern mit Shops… Aufgrund des Feiertags ist hier aber deutlich weniger Betrieb als zu erwarten gewesen wäre. An einem Shop finden wir dafür leckere Backwaren als Stärkung. Auf dem Rückweg spazieren wir noch dem Bächlein, über welches ich gestern geschrieben habe, entlang bis zu einem kleinen „Wasserfall“. Es ist nicht der ganze Bachlauf offen, hier kommt er aus der Versenkung zum Vorschein und hat es besonders viele Menschen, die den Abend geniessen. In unserem Quartier zurück gehen wir in ein lokales Restaurant und wagen uns an ein Abendessen, von welchem wir nicht viel verstehen. Es klappt aber alles – und lecker ist es auch :-) Und so beschliessen wir einen weiteren intensiven und eindrucksvollen Tag…

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