Freitag, 23. August 2024

Tag 41 – Busan (Donnerstag, 22. August)

Da wir ursprünglich nur zwei Nächte in Busan gebucht hatten, wechseln wir heute die Unterkunft und ziehen in ein Hotel, welches nur wenige Fussminuten vom Bahnhof entfernt ist – dies wird für den Abend und den Tag der Weiterreise sehr praktisch sein. Danach gehen wir zum nahegelegenen Fischmarkt, dem grössten im Land. Dieser besteht aus mehreren Teilen und ist sehr eindrücklich. Der Hauptteil befindet sich in einem grossen Gebäude am Hafen. Hier ist der unterste Stock den Händlerinnen gewidmet und so finden sich Dutzende von Ständen, welche (fast) alles anbieten, was die Meere bewohnt(e). Es gibt zudem die Möglichkeit, etwas zu kaufen – und dies einen Stock höher in einem der Restaurants direkt zubereiten zu lassen. Wir gehen durch die unterschiedlichen Gänge, es fliesst viel Wasser und ist gekühlt und alles scheint hygienisch zu sein. Wir belassen es aber beim „Window-Shopping“ und kaufen nichts. Dafür gehen wir noch aufs Dach des Hauses, wo es ein Aussichtsdeck hat, von welchem wir den ganzen Fischerei-Hafen überblicken können :-) Neben dem Hauptgebäude hat es in unmittelbarer Nachbarschaft einen zweiten Markt, welcher sehr ähnlich aufgebaut ist. Vor diesen Marktgebäuden finden sich Dutzende von weiteren Ständen in der Hitze unter Sonnenschirmen, die auch Fische und Meeresgetier anbieten. Hier ist die Herausforderung für die Nase etwas anspruchsvoller… Wir machen nun eine Pause in einem kleinen Café, von welchem es in der ganzen Stadt gefühlt unendlich viele hat. Und gehen im Anschluss ins Quartier um die Gwangbok-Ro und den Gukje-Markt. Ich finde es spannend, dass sich unterschiedliche Zonen klar abgrenzen lassen. In der einen Strasse hat es viele Restaurants und Bars, in der anderen Läden und Cafés. Der Markt ist – wie an vielen Orten – klar in Segmente gegliedert, in welchen alle Läden die ähnlichen Produkte anbieten. Vor dem Markt sind die Läden zuerst noch davon „beeinflusst“, je weiter in Richtung Osten wir der Strasse folgen, desto internationaler werden die Shops. Wir möchten zum Busan Tower. Dieser ist ein 120 Meter hoher Aussichtsturm. Es hat in der Stadt viele deutlich höhere Hochhäuser, aber durch seine Lage auf einem Hügel im Park ragt er als Solitär in die Höhe und bietet einen tollen Rundumblick über die Stadt :-) So erkennen wir die verschiedenen Bereiche dieser grossen Stadt. Sie erinnert mich sehr an Hongkong. Zum einen sind es die bereits beschriebene Vielfalt mit ihren Gegensätzen auf kleinem Raum und zum anderen die Lage an der Küste mit vielen Inseln und Buchten und üppig grünen Hängen. Wir sehen auch weitere Quartiere, welche eine ähnliche Bebauung aufweisen wie das Dörfchen von gestern – gleichzeitig sind aber auch grosse Wohnblöcke in Hanglage zu sehen. Die wurden wohl später an die Lagen gebaut, an welchen noch Platz war… Danach machen wir eine Erfrischungspause im Hotel. Das Wetter der Tage gleicht sich – und es ploppen immer wieder Warnungen auf dem Telefon auf, die über den Umgang mit der weiter andauernden Hitzewelle informieren. Ganz Südkorea weist ein Klima mit grossen Gegensätzen auf und ist vom „Ostasiatischen Monsun“ geprägt. So sind die Sommer heiss und feucht mit vielen Niederschlägen – in Seoul liegt die durchschnittliche Tagestemperatur im August bei 30 Grad und es regnet 155 Liter pro Quadratmeter. Im Januar hingegen beträgt der Mittelwert -3° und ist es somit kälter als in Zürich… Dieses „Ostseitenklima“ kennen wir in Europa nicht, unser Kontinent hat im Osten kein Meer. Es bedeutet, dass nach Möglichkeit jedes Haus eine gute Isolation sowie eine Heizung und eine Klimaanlage benötigt. In Gamcheon mit seinen älteren und ärmlicheren Häusern ist dies nicht der Fall – da haben wir dafür öffentliche Räume gesehen zum Aufwärmen oder Abkühlen, je nach Temperatur draussen. In dieser Pause im Hotel versuche ich, eine Bustour für den Abend zu buchen. Ich habe eine Ausschreibung gesehen für eine Tour im offenen Doppeldecker-Bus, welche abends über die grossen Brücken der Stadt und über die Buchten führt und von welcher aus ich mir ganz viele schöne Lichter-Ausblicke erhoffe. Doch ist dies wieder ein schwieriges Unterfangen ohne nationale Bankkarte – und weitere Auskünfte gibt nicht die Website, sondern sind unter einer Telefonnummer zu erfragen. An der Reception erhalte ich Hilfe. Eine Reservierung sei für Ausländer leider nicht möglich, aber es sollte schon noch Plätze haben, wird uns da beschieden. So hoffen wir auf Platz – und trockenes Wetter, da es mittlerweile heftig regnet draussen… Der Einfachheit halber essen wir im Hotel, da hat es im 12. Stock eine Dachterrasse mit schöner Aussicht – und einem kleinen Pool, bei welchem wir noch unsicher sind, ob wir ihn testen möchten. Und machen uns dann auf den Weg zum Bus, welcher beim nur 4 Minuten entfernten Bahnhof starten soll. Wir werden zuerst nicht eingelassen, da alle reservierten Passagiere vor uns einsteigen dürfen. Da uns dies ja nicht möglich war und wir extra 20 Minuten vor Abfahrt zur Haltestelle bestellt wurden, fühle ich mich benachteiligt. Aber wir können dann doch zusteigen und wählen einen Platz ohne Dach, in der Hoffnung auf trockenes Wetter und kühlenden Fahrtwind. Wir sind wieder fast die einzigen Ausländerinnen, was immer auch ein spannendes Erlebnis ist. Die Fahrt dauert etwas über zwei Stunden und ist sehr eindrücklich. Wir sehen zuerst auf die beleuchteten Brücken und fahren dann über diese und sehen so zurück auf die hell erleuchtete Stadt – ich habe grosse Freude an der Fahrt und all den Lichtern :-) Es ist sehr faszinierend – nur sind die Fotos bei Nacht aus dem fahrenden Bus zur grossen Mehrheit verschwommen, so bleiben uns vor allem die Erlebnisse. Auf dieser Fahrt erleben wir die Dimension der Stadt noch auf andere Weise als tagsüber. An zwei Stränden gibt’s einen kurzen Halt, damit wir aussteigen können. Diese sind der Gwangalli Beach, an welchem wir an unserem ersten Abend hier waren und der Songdo Beach, welchen wir gestern bei Tag erlebt haben. Die Fahrt könnte von mir aus noch lange weitergehen, aber nach diesen schönen Erlebnissen fahren wir wieder im Bahnhof ein und gehen die paar Minuten zurück ins Hotel.

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