Das erwähnte sehr schnelle Wachstum der Stadt habe
verschiedene Gründe. Zum einen handle es sich um klassische Landflucht, zum
anderen seien jedoch lokale Besonderheiten wie die Unsicherheit nach der
Landreform und die Flucht vor dem Terror des „Sendero Luminoso“ die Ursachen. Bei
ersterem wollte eine kommunistische Regierung in den 1960er-Jahren die
ungerechte Landverteilung aus der Kolonialzeit neu regeln. Dabei hätte sich
aber das Problem ergeben, dass die Landbevölkerung keine Papiere gehabt habe,
um das Land legal zu erhalten und die alten Besitzer verliessen die Gegend. So
sei eine grosse Unsicherheit eingetreten und niemand habe mehr das Land bebaut,
was viele zur Migration in die Hauptstadt getrieben habe. Und die Gruppe des „Leuchtenden
Pfades“ wollte mit Terror eine Neuordnung des Landes erreichen, worunter jedoch
vor allem die Ärmsten auf dem Land litten, die vor eben diesem Terror ebenfalls
in die Stadt flüchteten. Diese Terrorwelle dauerte viele Jahre, bis Fujimori
dem ein Ende setzen konnte. Auch die Barriadas in Lima galten zu dieser Zeit
als Hochburgen des Terrors, weshalb unser Guide Fujimori verehrt, auch wenn
dieser mittlerweile im Gefängnis sitzt, da er nicht nur korrekt regiert hatte…
Wir besuchen zuerst einen lokalen Markt, auf welchem alles
Mögliche angeboten wird und auf dem eine jede und ein jeder etwas von einem
Medizinmann oder einer Medizinfrau hat und das jeweils Passende verkaufen
möchte. Alles wird ohne Kühlkette verkauft, was bedeutet, dass insbesondere das
angebotene Fleisch sehr frisch sein muss – oder dann nicht mehr wirklich gesund
ist… Die Traditionen der Inka haben zum Teil auch in der Stadt überlebt, so sei
es üblich, dass unter den Bewohnern eine grosse Solidarität herrsche und man
sich gegenseitig helfe.
Im Anschluss gehen wir immer weiter den Hügel hinauf. Die Aussicht
ist herrlich, aber die Erschliessung nicht, und so heisst es für diejenigen,
die ganz oben wohnen, täglich hinunter Teil gelegt, aber oft sind diese nicht
angeschlossen, unter anderem, da die Versorgungsgesellschaft 6 Monate
Vorzahlung verlangt, was für viele nicht möglich ist. So kaufen sie täglich neu
Wasser von den Lastwagen und zahlen so zum einen mehr und zum anderen ist es
sehr beschwerlich, das Wasser in den Containern oder Flaschen nach Hause zu
schleppen. Wir begegnen verschiedenen Bewohnern, die kurz für einen Schwatz
haltmachen, da sie unseren Guide kennen, der in diesem Quartier aufgewachsen
ist und nun diese Touren leitet. All diese Orte wären ohne Führung nicht
begehbar, immer wieder winkt unser Guide „Aufpassern“ zu, die sicherstellen,
dass niemand „falsches“ in dieser Zone auftaucht, denn das Kokain und die
Kokain-Mafia hätten die ganze Barriada unter Kontrolle! Es sei sehr schwierig,
dagegen vorzugehen, da zu viel Geld damit zu machen sei und die Verlockungen
für die Jugendlichen immens seien. Daher sei es auch nicht ungewöhnlich, mitten
in diesen Barriadas Luxusautos anzutreffen… Wir
besuchen auch eine kleine Silberwerkstatt. Hier wird produziert, was in
den (teuren) Läden in Miraflores und anderswo dann als „handmade“ verkauft
wird. Mit einfachsten Hilfsmitteln und tatsächlich von Hand gefertigt, erhalten
wir hier einen Einblick ins Kunsthandwerk.
Diese Tour wird von einer Nonprofitorganisation angeboten. 70
Prozent der Einnahmen der Tours gehen in die eigenen Hilfsprojekte, und ein
solches können wir während der Tour besuchen. Es handelt sich um eine Schule
und eine Kindertagesstätte, denn oftmals sind beide Elternteile auf Arbeit
angewiesen und blieben Kinder sonst den ganzen Tag auf sich gestellt. Kinderhandel
ist ein grosses Problem des Landes. Daher kontrolliere der Staat regelmässig,
ob alle Kinder der Schule des Projektes auch tatsächlich da seien, da ein
solches Projekt auch als „Schaufenster“ für Touristen auf der Suche nach Kindern
missbraucht werden könnte. Allein der Gedanke daran lässt mich erschauern!
Wir sehen viele Kinder in der Gegend, hingegen kaum
Jugendliche. Die meisten seien irgendwo unterwegs im Versuch, etwas Geld zu
verdienen. Der Schulbesuch in Peru ist umsonst und findet in Schichten statt,
um die Räume bestmöglich zu nutzen. Aber das andernorts bereits angetroffene
Problem, dass die Bildung in den staatlichen Schulen sehr schlecht sei, ist
leider auch hier aktuell…
Zum Schluss noch etwas Werbung: www.hakutours.com
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