Und so finde ich mich abermals in einem Nachtbus… und leider
verläuft auch diese Nacht nicht anders als die anderen im Bus, ich versuche,
irgendeine Position einzunehmen, die so halbwegs gemütlich ist, um wenigstens
etwas Schlaf zu erhalten, doch will mir nicht in den Kopf, weshalb die Sitze liegeuntauglich
sind und weshalb es im Bus während der Nacht so empfindlich kalt ist…
Naja, so wird es wieder eine Nacht mit kaum Schlaf. Ich
denke mich durch alle möglichen Themen und beschliesse dann, mir das Wichtigste
davon niederzuschreiben. So wird es immerhin eine wenn schon nicht erholsame, dafür
aber produktive Fahrt…
Am frühen Morgen erreichen wir Arequipa, die weisse Stadt. Die
Altstadt, wie Cuzco als Unesco-Weltkulturerbe ausgewiesen, schimmert im Weiss
des Vulkansteins, aus welchem sie gebaut ist. Ich spaziere am frühen Morgen
durch die Stadt und so taucht die Morgensonne die ganze Altstadt in ein
stimmungsvolles Licht :-) Das Herz- und Prunkstück ist die elegante und grüne
Plaza da Armas, welche von zweistöckigen Kolonialbauten mit Bögen im
Obergeschoss und der Kirche mit Weihnachtsbaum umgeben ist. Um diese frühe Zeit
bevölkert ein lustiges Menschengemisch diesen Ort… Ich bewege mich noch etwas
weiter durch die Gassen der Altstadt, welche mehr und mehr von Schülerinnen und
Schülern auf dem Weg zur Schule bevölkert werden. Und es ist nicht nur ein
Slogan, tatsächlich sind die meisten Bauten in edlem weiss gehalten und noch
weitgehend intakt oder gut restauriert. Welch ein Kontrast zu all den halbfertigen
und sehr einfachen Bauten in den Vororten und am Stadtrand!!
Nach diesem schönen morgendlichen Spaziergang gehe ich
zurück ins Hostel, wo schon bald meine Tour in den Cañon de Colca beginnen
soll. Die Fahrt führt uns durch die Vororte der Stadt und hier wird sehr
schnell die andere Seite der Stadt ersichtlich… Sehr einfache, oft unfertige
Bauten aus Ziegeln oder Steinen finden sich hier zu beiden Seiten der Strasse,
zudem hat es entlang der Strasse immer wieder kleine Märkte für die Waren des
täglichen Gebrauchs. Die Stadt wird umrahmt von mehreren Vulkanen, von welchen
der gefährlichste nur knapp 20km vom Stadtzentrum entfernt ist und welcher mehr
oder weniger „fällig“ wäre für den nächsten Ausbruch…
Weiter geht die Fahrt in Richtung Berge – wir werden heute
wieder knapp 5000 Meter Höhe erreichen… Und je länger der Tag dauert, desto
mehr wird mir wieder einmal bewusst, dass Schlafanzug eine wirkliche Tortur
ist… Drum bin ich sehr froh, dass diese Nachtfahrt fürs erste die letzte
gewesen sein sollte, es darf auch die letzte für die nächsten 100 Jahre gewesen
sein ;-)
Wir fahren in Richtung des Passes, der auf 4910 Metern gelegen
ist und den höchsten Punkt unserer Tour darstellt. Dabei wird die Umgebung
immer ländlicher und die Vegetation entsprechend der Höhe immer spärlicher. Wiederum
säumen verschiedene Lamaarten den Weg, wir begegnen Vikuñas, Alpacas und Lamas.
Auf dem Pass angekommen bietet sich ein schöner Rundblick über die Berge und zu
den verschiedenen Vulkanen, die diese Gegend überragenn. Zum Glück bin ich mir
die Höhe mittlerweile einigermassen gewohnt, so dass ich diesem schnellen
Aufstieg ganz gut ertrage :-)
Auf der Passhöhe finden sich zudem hunderte von
Steinmännchen. Diese sind der Pacha Mama, der Mutter Erde, gewidmet, welche den
Erbauenden im Gegenzug einen Wunsch erfüllt… Diese wird von vielen Indigenen
mit der Maria gleichgesetzt. Wie in anderen Regionen der „neuen Welt“ wurde
durch die Missionare der Katholizismus ziemlich rabiat eingeführt, doch finden
sich bis heute verschiedene Spielarten von Kombinationen aus „altem“ und „neuem“
Glaube.
Auf der Fahrt hinunter ins Val del Colca blicken wir auf ein
grünes Tal mit einem grösseren Ort und vielen Terrassen an den Hängen. Auf
diese werde ich noch zu schreiben kommen. Wir machen Mittagshalt in einem Restaurant
für Touristen, welches ein nicht ganz preiswertes, dafür vielfältiges Buffet
mit lokalen Spezialitäten auftischt. So kann ich eine Vielzahl von Gerichten
kosten – und zum Teil einen Nachschlag holen oder eben nicht ;-)
Danach folgt ein kurzer Spaziergang durch den Ort. Dieser
weist wiederum den zentralen Platz, die Plaza auf, hinter welcher ein kleiner
Markt beginnt. Ich erkunde dazu die dahinter folgenden Kiesstrassen und entdecke
ähnlich einfach gebaute und gehaltene Häuschen und Hütten wie im Umfeld der
grösseren Städte. Und überall finden sich ganz kleine Restaurants, die hauptsächlich
Poulet in unterschiedlichen Variationen anbieten.
Da auch diese Gegend wie bereits erwähnt vulkanische ist,
finden sich schön im Tal gelegen heisse Quellen. Und in diese soll es nun
gehen! Der perfekte Ort, um müde wie ich bin, einfach die Seele baumeln zu
lassen :-) Die Fahrt zurück gerät zum Highlight, als dass sich der Himmel in
den schönsten Farben präsentiert und so auch den einen Vulkan, welcher ständig
eine kleine Rauchwolke emittiert, ins perfekte Licht setzt!
Mein Abendprogramm ist schnell erzählt… Um halb Acht (!)
fallen mir die Augen zu. Doch so sollte ich morgen den Nachtbus überwunden
haben…
Und der nächste Tag beginnt früh, um sechs Uhr fahren wir
los durchs Tal des Colca in Richtung Cañon. Auf der Fahrt machen wir Halt in
einigen Dörfern, die im Tal zu finden sind. Diese gleichen sich alle etwas, sie
weisen neben der Plaza eine weisse Kirche mit schönen Fresken und kitschigen
(zumindest meiner Meinung nach) Altäre auf. Darum herum dominieren einfache Häuschen
mit Wellblech- oder Strohdächern.
Das tiefe Tal mit den steilen Hängen erscheint weniger als
ein klassischer Canyon sondern mehr als besonders geprägtes Bergtal, welches
von der Sonne schön beschienen wird. Mit dem Wetter habe ich es sehr gut erwischt,
denn um diese Zeit beginnt die Regenzeit, doch zu meinem Glück lässt die noch
etwas auf sich warten. Wir fahren durchs Tal bis zu dem Punkt, wo es immer wilder
und steiler wird und wo oft Kondore anzutreffen sind.
Und siehe da, ein Kondor fliegt tatsächlich im Tiefflug über
uns und mir direkt vor die Linse :-) Wir spazieren dem Rand des Cañons entlang
und sehen immer wieder spektakulär in die Tiefe zum Bach, auf kleine Dörfer die
am Hang kleben und auf weitere Terrassen. Diese Terrassen wurden bereits von
den Inka angelegt, um in dieser steilen Umwelt etwas mehr landwirtschaftlich
nutzbare Fläche zu generieren. Auf der Rückfahrt ins Dorf halten wir an einigen
besonders schönen Aussichtspunkten, von welchen aus insbesondere ersichtlich
wird, wie diese Terrassen auch heute noch mit dem Pflug und dank gut in Stand gehaltenen
Wasserkanälen (wie die Suonen im Wallis) bearbeitet werden.
Schliesslich kommen wir zurück im Hauptort an, wo ein
ähnliches Mittagessen wie gestern gebucht werden könnte. Doch hole ich mir
lieber etwas von der Strasse und setze mich gemütlich auf die Plaza und beobachte
die Szenerie.
Die Rückfahrt folgt dann der selben Strecke wie die Hinfahrt
gestern, so dass etwas Zeit zum Faulenzen und schreiben bleibt. Früher als angekündigt
sind wir zurück in Arequipa, so dass ich noch einmal gemütlich diese schöne Stadt
weitererkunden und etwas Leckeres zum Znacht suchen kann. Dieses finde ich dann
auf einem der Balkone an der Plaza und geniesse das Essen und die Stimmung :-)
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