Ein neues Abenteuer erwartet uns :-) In den nächsten Monaten soll es uns in den Norden, Osten und Süden führen - und findet Ihr hier immer wieder Berichte und Bilder. P.S. Die gesammelten Berichte der Weltreise 2014 und der Reise in die Antarktis etc. finden sich als pdf-Link bei den Daten und 17. 9. 2021 und 21. 3. 2023
Donnerstag, 25. Juli 2024
Tag 13 - Aberdeen
Der Wecker klingelt mich zeitig aus dem Bett, da ich um 7.30 den Zug nach Aberdeen nehmen möchte. Die Stadt – Granite City genannt – reizt mich, und die beiden Male, in welchen ich schon in Schottland war, habe ich sie nicht besucht, da sie auf dem Weg in die Highlands einen spürbaren Umweg darstellt. Daher mache ich mich heute mit dem Zug auf die Reise für einen Tagesausflug. Die Fahrt, welche zu einem grossen Teil der Ostküste entlang führt, dauert rund zweieinhalb Stunden. Für die 1. Klasse gab es gestern noch besondere Sparbillette, für die 2. Klasse nicht, weshalb ich die deutlich billigeren Erste-Klasse-Tickets wähle :-)
Der Zug ist pünktlich und in meinem Wagen sehr komfortabel und fast leer. So richte ich mich gemütlich ein – und fühle mich wie zu Hause, wenn ich jeweils ein Korrekturreisli unternehme – um zum einen den zweiten Block meines gestern begonnenen MOOC in Angriff zu nehmen und zum anderen immer wieder die schöne Aussicht auf die Küste zu geniessen. So bin ich zwar nicht gleich effizient wie gestern zu Hause, aber es ist einfach schön :-)
Die Fahrt führt nach kurzer Zeit über die berühmte Brücke des Firth of Forth – aber wie es so ist, wenn man selbst über die Brücke fährt, kann man deren ganze Schönheit nicht wahrnehmen. Aber die Aussicht auf das Wasser ist ebenfalls grossartig :-)
Die Fahrt geht immer weiter durch weitgehend unbebautes und baumarmes Farmland mit vielen Schafen. Und zur rechten Seite sind immer wieder schöne Küstenabschnitte zu sehen. So geniesse ich die Reise und finde den Weg sehr kurzweilig.
Um kurz nach zehn Uhr komme ich in Aberdeen an – und bin gespannt… Die Stadt ist zu grossen Teilen aus Granit gebaut, ein hartes, nicht unbedingt übliches Gestein für den Städtebau. Und so finde ich mich nach wenigen Schritten mittendrin… Die Gebäude sind eindrücklich, aber es hat nur wenig Leben, obgleich ich mich im Herzen der Stadt befinde, wo andernorts das Leben zu dieser Zeit pulsiert. Ich gehe entlang der Hauptachse und mache einen kurzen Abstecher in eine der zentral gelegenen Malls. Solche hat es viele im Stadtzentrum – wohl auch dem eher garstigen durchschnittlichen Klima geschuldet – und sie sind wie die Stadt selbst in sehr unterschiedlichen Zuständen. Aber auch hier sind nur wenige Menschen unterwegs – dafür sind allerorten Schilder mit «to let» oder «for sale» zu sehen. Diese sind bereits in Edinburgh in grosser Zahl aufgefallen, aber hier ist die Dichte an bester Lage noch deutlich höher. Ich habe viel gelesen über die wirtschaftliche Krise, welche Grossbritannien in den letzten Jahren plagt, jedoch ist es nie ganz einfach, eine solche als Reisender wahrzunehmen. Aber diese Schilder scheinen mir ein deutliches Indiz zu sein, dass es immer schwieriger zu sein scheint, ein Heim oder Geschäft zu behalten.
So gehe ich weiter und weiter und nach einiger Zeit scheint es mir, dass ich die bedeutendsten Teile der Innenstadt gesehen habe. Der Hafen ist zentral, aber wie in eigentlich allen Fällen nicht öffentlich zugänglich. Im Reiseführer wurde Old Aberdeen als schön genannt, und so nehme ich einen Bus in diese Richtung. Dieser älteste Teil der Stadt liegt im Norden des heutigen Zentrums, zu Fuss dauert der Weg über eine halbe Stunde. Mit dem Bus geht es schneller, dieser führt aber nicht genau da hin. Dafür an den Rand des eindrücklichen Seaton Parks, durch welchen ich gemütlich zur St. Machar’s Cathedral spaziere. Diese ist schlicht, aber sehr schön, inmitten eines alten Friedhofs gelegen. Die Gebäude in Old Aberdeen sind wiederum aus Granit erbaut und stellen ein schönes, wenngleich sehr ruhiges, Quartier dar. Ich gehe nun zu Fuss zurück in Richtung Stadtzentrum und gelange so auf das Gelände der University of Aberdeen, welche unter anderem ebenfalls aus sehr pittoresken Gebäuden besteht.
Aberdeen ist eine Hafenstadt, welche durch das Öl der nahen Ölfelder in der Nordsee reich geworden ist. Daher mache ich mich auf den Weg in Richtung des nahen Strandes. Zu Fuss ist dies ein Spaziergang von rund zwanzig Minuten, nach welchen ich mich an der breiten Promenade befinde. Es gibt hier Strände, einen Freizeit- und Lunapark, einige Restaurants und Geschäfte sowie viele Street Food Wagen. Die Strände sind an diesem Wochentag nicht allzu gut besucht, aber es hat doch einige Personen, welche den Sommertag hier verbringen. Hier stärke ich mich mit einer ursprünglichen ungarischen Spezialität, welche ich sehr mag, dem Chimney Cake, welcher bei uns als «Baumstriezel» an Stadtfesten verkauft wird. Der Strand ist gut befestigt und nach hinten mit zusätzlichen Deichen gesichert – die Nordsee kann offensichtlich auch anders als heute, da sie sich von ihrer milden Seite zeigt.
Die Promenade geht weiter bis nach Footdee. Der kleine Ort ist ein ehemaliges Fischerdorf und so erwarte ich hier ein ähnliches Bild wie andernorts, wo solche Dörfer in adrette Restaurant-Gegenden verwandelt wurden. Jedoch ist es ein unglaublich herziges kleines Dörfchen mit kleinen Häusern und vielen Blumen – ohne jede Konsummöglichkeit. Hier gehe ich jeden möglichen Weg und bin begeistert von immer neuen Ein- und Aussichten :-)
Mit müden Beinen mache ich mich auf den Weg zurück in die Innenstadt – und gönne mir eine kleine Pause. Im Anschluss erkunde ich da weitere schöne Gassen und Ecken. Es hat mittlerweile etwas mehr Menschen unterwegs, aber ich kann mir nicht helfen, ich nehme die Stimmung in der ganzen Stadt eher gedrückt wahr, was aber immer nur eine subjektive Einschätzung sein kann. Ich finde weitere schöne Motive dieser Granitbauten und freue mich, dass auch heute das Wetter gut mitspielt und ich den ganzen Tag im T-Shirt unterwegs sein kann :-)
Danach mache ich mich zurück auf den Weg nach Edinburgh – der Zug ist wieder pünktlich, wenn auch nicht mehr ganz so komfortabel wie auf dem Hinweg. Ich nutze die Zeit, um wiederum viel aus dem Fenster zu sehen – und diese Zeilen zu schreiben.
Für den Abend bin ich daher wieder zurück, und so gehen wir auf die Suche nach einem schönen Ort fürs Znacht. Da es eine solche Fülle an netten Orten hat, spielt es gar keine grosse Rolle, wo man es versucht. Schön ist es in so vielen Lokalen – und ob es lecker ist, weiss ich ohnehin erst im Nachhinein. Heute sind wir in einem Pub, das zum Playhouse, einem Theater, gehört. Und so schauen wir interessiert, was denn läuft – und kaufen grad noch Tickets für übermorgen. Ich freue mich :-)
War’s vor dem Essen noch ziemlich schön, beginnt es grad heftig zu regnen, als wir das Lokal verlassen. So werden wir trotz Schirm ziemlich nass… Zuhause wechsle ich dann noch in trockene Kleider und gehe zwei Häuser weiter in ein Pub, in welchem Live-Musik gespielt wird, um da den Abend noch gemütlich ausklingen zu lassen.
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