Samstag, 7. September 2024

Tag 56 – Sapporo – Noboribetsu (Freitag, 6. September)

Wir bringen nach dem Frühstück die Koffer zur Recéption – es läuft alles problemlos, sie bereiten einen Speditionszettel vor und dann sind wir die Koffer los – und sehen sie hoffentlich morgen Abend im Hotel wieder :-) Wir haben noch etwas Zeit und machen einen Spaziergang zum Fluss Toyohira. Dieser hat einen eindrücklichen «Notfall-Perimeter», fliesst aber aktuell brav im Flussbeet und die Puffer sind frei und als öffentlicher Raum nutzbar. Es hat zu beiden Seiten Radwege, unten und auf dem Deich Wege für Spaziergängerinnen und einige Tennisplätze und weitere Spielanlagen. Von hier sind es nur wenige Minuten zurück ins Hotel, wo wir die Tagesrucksäcke packen und uns in Richtung Bahnhof aufmachen. Wir benötigen noch Bargeld und möchten solches abheben – aber so einfach ist dies nicht. Bei der ersten Bank ist am Automat keine andere Sprache wählbar und bei der zweiten auch nicht. Eine Angestellte kommt uns entgegen und fragt, ob wir Geld wechseln möchten. Als wir antworten, dass wir Geld abheben möchten, sagt sie, dass dies nur bei einem einzigen Automaten der Post möglich sei, wenn wir keine nationale Karte haben. Naja, dann hoffen wir auf die nächste Stadt… Wir kommen am Bahnhof an, welcher zugleich ein riesiges Shopping-Center ist, mit einer schönen unterirdischen Mall – und vielen weiteren Stockwerken, welche wir aber auslassen. Hier hat es bei einem Convenience Store noch einen «International ATM», welchen wir daher ausprobieren. Und tatsächlich – zwar gegen eine stattliche Gebühr, aber immerhin haben wir jetzt wieder genug Bargeld in Händen, welches an vielen Orten nötig ist. Wir gehen zum Gleis und warten auf unseren Zug. So weit im Norden fahren die berühmten Shinkansen-Schnellzüge nicht, ein normaler IC soll uns nach Noboribetsu bringen. Dieser ist einige Minuten verspätet, aber die Durchsagen kommen regelmässig. Wir stellen uns schön in die Reihe – und als der Zug einfährt, die Leute ausgestiegen sind und wir erwarten, dass das Einsteigen beginnen kann, kommt ein Herr des «Cleaning Servce», hängt eine Kordel an die Tür und geht in den Wagen, um diesen tipptopp sauber zu machen – und gleichzeitig werden die Sitze gedreht, so dass alle vorwärts fahren können. So steigen wir erst einige Minuten später in den komfortablen Wagen und fahren los. Der Zug ist ziemlich laut und ruckelt, da es sich um eine Komposition handelt, welche mit Diesel unterwegs ist. Es dauert wohl noch eine Weile, bis Sapporo ans Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen ist… Nach ca. 90 Minuten kommen wir in Noboribetsu an. Hier gehen wir zuerst zum Bahnschalter – obgleich wir die Sitzreservationen für die nächsten Verbindungen online buchen konnten, müssen wir diese in gedruckter Form am Schalter abholen… Es klappt aber ohne Probleme und so haben wir alle nötigen Tickets in Händen für die nächsten Tage. Und ein netter Herr fragt «Onsen?» und schickt uns in einen bereitstehenden Bus. Wir steigen in den gut gefüllten Bus und schon geht die Fahrt los, welche uns in einigen Minuten den Berg hinauf nach Noboribetsu Onsen bringt. Der Begriff «Onsen» steht für «heisse Quelle», von welchen es in Japan viele hat. Hier nützt uns unsere ÖV-Karte nichts, aber wir erkennen das System, ziehen eine Nummer und werfen beim Aussteigen die richtige Menge Bargeld ins Kässeli. Das Dorf ist eine touristische Siedlung mit vielen grossen Hotels, welche alle ihre eigenen heissen Quellen und Bäder haben. Es fühlt sich an wie in einem Skiort bei uns. Wir gehen einige Minuten durchs Dorf, bis wir bei unserem Hotel ankommen. Hier haben wir ein traditionelles Zimmer, ein «Ryokan», bei welchem der Boden mit einer Matte aus Reisstroh ausgelegt ist. Darauf findet sich ein ca. 30cm hoher Tisch mit zwei Kissen mit Stuhllehnen. Wir erhalten zudem einen «Yukata», ein einem Bademantel ähnlicher Umhang, mit welchem wir dann später ins Bad gehen können. Und am Abend wird das Zimmer umgestaltet und werden zwei Futons auf den Boden gelegt, welche als Betten dienen werden. So weit ist es noch nicht. Wir möchten zuerst auf einen Spaziergang in Richtung des Jigokudani-Tals, das auch «Hell Valley» genannt wird. Die vielen heissen Quellen sind vulkanischen Ursprungs – und dies ist hier eindrücklich sichtbar. Es dampft und zischt – und riecht – aus verschiedensten Löchern. Es ist ganz toll hier, all diese vulkanische Aktivität zu sehen – und gleich daneben üppige Wälder :-) Es hat einen Holzsteg, auf welchem ins Tal gegangen werden kann und von welchem sich immer neue faszinierende Blicke eröffnen. So lassen wir uns Zeit und all dies auf uns wirken. Auf dem Rückweg sehen wir neben dem Hotel nochmals viel Dampf – und sind neugierig. Es handelt sich um einen kleinen Geysir, welcher alle drei Stunden für 50 Minuten Wasser speit. Dieser ist in eine Fassung gebracht worden und unter einer Brücke, aber trotzdem sehr eindrücklich. Dann gehen wir zurück ins Hotel und suchen das Onsen, das Bad, auf. Es nennt sich «Onsen Heaven», was keine Übertreibung ist. Es hat einen Swimming Pool, welcher von allen genutzt werden kann und in welchem ein Badeanzug getragen wird. Und einen sehr grossen – nach Geschlechtern getrennten – Nacktbereich, welcher das eigentliche Bad darstellt. Ich bin zum ersten Mal in einem japanischen Bad, daher schaue ich zuerst, was hier zu tun ist… Zuerst gehe ich an eine lange «Bar», vor welcher kleine Plastikstühle sind. Hier hat es Duschmittel, Shampoo, einen Spiegel, eine Duschbrause und Kannen, mit welchen Wasser geschöpft werden kann. So wasche ich mich gründlich, bevor es in die Bäder geht. Diese sind sehr schön gemacht und es hat eine grosse Auswahl unterschiedlicher Bassins, alle unterschiedlich warm und mit unterschiedlichen Mineralien – und fast alle mit direktem Blick auf das dampfende Tal. Einfach nur schön! Aus nachvollziehbaren Gründen kann ich von hier keine eigenen Fotos liefern – daher habe ich einige von der Homepage des Hotels genommen, um doch einen Eindruck zu vermitteln. Im riesigen Hotelkomplex hat es Shops, Restaurants, Bars, Karaoke und vieles mehr. Wir gehen in ein japanisches Restaurant, welches damit wirbt, dass es auch vegetarische Optionen hat. Am Tisch angekommen sehen wir davon nichts auf der Speisekarte… Ich zeige das Foto der Werbung – und so erhalten wir eine zusätzliche Karte, die vielleicht eher selten nachgefragt wird. Wir essen gut und sehen vor dem Lokal Tischtennistische. Hier können Schläger gemietet werden und so haben wir Freude daran, etwas zu spielen. Dann gehen wir für einen Abendspaziergang nochmals durchs Dorf. Und sind erstaunt, dass viele auch auf der Strasse in den Yukata gekleidet sind. So ist bei allen ersichtlich, zu welchem Hotel sie gehören… Es hat einige «Foto Points» im Dorf, unter anderem bei einer grossen Figur, welche sich alle paar Stunden in Bewegung setzt. Mehr als das eigentliche Schauspiel gefällt mir die Aufregung unter den Zuschauenden. Und so gehen wir zurück ins Hotel und sind gespannt darauf, wie gut wir auf diesen «Betten» schlafen werden…

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