Ein neues Abenteuer erwartet uns :-) In den nächsten Monaten soll es uns in den Norden, Osten und Süden führen - und findet Ihr hier immer wieder Berichte und Bilder. P.S. Die gesammelten Berichte der Weltreise 2014 und der Reise in die Antarktis etc. finden sich als pdf-Link bei den Daten und 17. 9. 2021 und 21. 3. 2023
Mittwoch, 4. September 2024
Tag 53 – Sapporo (Dienstag, 3. September)
Sapporo begrüsst uns mit sonnigem Wetter. Wegen des Frühstücks gab es gestern beim Einchecken noch etwas Aufregung. Seafood mit rohem Fisch ist nicht wirklich das, womit wir den Tag starten möchten. Und bei der Erklärung, dass Andrea Vegi sei, gab es folgenden Dialog: «but fish or seafood is okay?» – «no, no meat, no fish, no seafood» – «oh my god…». Es liess sich aber etwas organisieren mit der Aussage, dass es dann «a random menu» sein werde, nun sind wir gespannt… Dieses «irgendwas» ist erfreulich gut – und so machen wir uns munter auf den Weg in die Stadt.
Wir nehmen eines der alten Trämli, welche hier neben der U-Bahn und Bussen unterwegs sind und fahren durch die Stadt bis zur Haltestelle am Fuss eines Berges am Stadtrand. In Sapporo fanden 1972 die olympischen Winterspiele statt, die Stadt ist umgeben von Hügeln und Bergen und im Winter ist die durchschnittliche Temperatur bei minus 7 Grad. Wir haben für diese Region die perfekte Reisezeit erwischt, es ist tagsüber in den hohen 20ern und am Abend noch rund 20 Grad warm, so dass wir gut draussen sein können, aber ohne die Hitze der letzten Wochen.
Wir nehmen eine Seilbahn, welche uns auf den Hausberg bringt – und haben auf dem Gipfel eine tolle Fernsicht über die ganze Stadt und bis zum Meer :-) Die Stadt ist gross und dehnt sich neben dem gestern erwähnten Stadtzentrum in alle Richtungen aus. Sie wirkt auffällig älter als die südkoreanischen Städte. Da war es vor allem das Nebeneinander von älteren und einfachen Quartieren und den modernen Hochhäusern währenddem hier seit Jahrzehnten in die Höhe gebaut wurde. So finden sich viele Gebäude, welche zwischen drei und acht Stöcken haben, Mehrfamilienhäuser wie sie auch in Europa zu finden sein könnten.
Wir bleiben eine Weile auf dem Mount Moiwa – der Berg ist 531m hoch – und damit etwas weniger hoch als der Lotte Tower in Seoul… die Aussicht ist fast exakt von der selben Höhe, was eindrücklich ist. Doch da die Stadt etwas weiter weg ist und es keine Wolkenkratzer nebenan hat, fühlt es sich höher an.
Danach nehmen wir die Gondel zurück nach unten und besteigen einen Bus, welcher uns zu einer U-Bahn-Station bringen soll. Wir sind noch nicht vertraut mit dem richtigen Ein- und Auschecken, aber der freundliche Busfahrer hilft uns dabei. Wir fahren los und nach wenigen Haltestellen kommt etwas Aufregung in den Bus, da wir an einer Schule vorbeifahren, bei welcher wohl 50 Schülerinnen und Schüler einsteigen möchten – und nach einer Weile scheinen alle drin – Rushhour im halb 12…
Die U-Bahn ist dann deutlich leerer und bringt uns zurück ins Stadtzentrum und in die Nähe des Sapporo Beer Museums. Die letzten 20 Minuten sind wir zu Fuss unterwegs durch ein gemischtes Quartier mit älteren und neueren Gebäuden. Das Biermuseum – das einzige in Japan, wie stolz erläutert wird – ist in der ehemaligen Brauerei untergebracht, einem schönen klassischen Backsteinbau. Zudem hat es mehrere «Biergärten» hier, welche aber drinnen sind und bei uns Bierhallen genannt würden. Eine davon nutzen wir für unseren Mittagshalt. Und gehen danach durch das Museum mit allerlei Informationen zum hiesigen Gebräu.
Hokkaido ist berühmt für die schöne Natur – daher möchten wir für einen der kommenden Tage einen Ausflug planen. Dies ist aber gar nicht so einfach… Ich finde einige Tagestouren auf den Portalen der üblichen Verdächtigen wie Klook, GetYourGuide etc. Muss dann aber immer wieder feststellen, dass viel versprochen wird, dieses dann aber so gar nicht erhältlich ist – das nervt mich immens. Daher versuchen wir es mit einem Mietauto – auch hier braucht es mehr Geduld als erhofft, bis ich ein verfügbares Auto finde in der Gegend – um dann festzustellen, dass in Japan der internationale Führerschein nicht anerkannt wird, sondern es eine amtliche Übersetzung meines schweizerischen Ausweises braucht… Womit diese Option leider auch wegfällt. Ich staune nicht nur hier über die japanische Organisation. Ich hatte mir eine sehr effiziente und digitale Verwaltung erwartet von diesem High-Tech-Land, doch ist dem an vielen Orten nicht so. Bei der Bezahlung mit Kreditkarte gibt es immer mehrere Quittungen, wovon die eine noch mit einem roten Stempel versehen wird. Die Bahnen des Landes sind in sechs unterschiedliche Gesellschaften aufgeteilt, wovon jede eine eigene Homepage für die eigenen Fahrpläne hat. Und bis wir das Frühstück wie oben beschrieben neu organisiert hatten, waren nochmals mindestens 12 Zettel fällig. Solches kann durchaus nerven – ist aber genau das, was es ja auch ausmacht, ein Land besser zu spüren. Wir lassen daher die Idee mal ruhen und schauen morgen nochmals, ob wir für den Donnerstag noch etwas Schönes finden.
Und machen uns auf den Weg ins Znacht – wir haben im Internet einen schönen Ort gesehen, der das Essen direkt von der Farm auf den Tisch bringen soll. Können das Restaurant aber nicht auf Anhieb finden, bis wir merken, dass es in einem grossen Hotel einquartiert ist. Es ist sehr schön eingerichtet und serviert sehr gutes Essen.
Im Anschluss spazieren wir durch Susukino. Dies ist das Ausgehviertel der Stadt und leuchtet in allen Farben :-) Wir sehen mehrstöckige Werbungen, welche sogar mit Ton die ganze Strasse beschallten, unzählige Neon-Tafeln und sogar LKWs, welche mit LED-Werbungen umherfahren. An der zentralen Kreuzung hat es viele Menschen und in alle Richtungen gibt es unzählige Restaurants, Bars, Karaoke und Clubs. Wir gehen verschiedene der Strassen entlang und saugen die Atmosphäre auf – je weiter wir vom eben erwähnten Zentrum wegkommen, desto ruhiger wird es in alle Richtungen. Die altehrwürdigen Trämli passen so gar nicht in die Szene – ausser wir nennen sie einfach «retro» ;-) Das gleiche gilt für die alten Toyota-Taxis mit ihren auf der Kühlerhaube montierten Rückspiegeln.
Es ist auffällig, dass die Menschen hier viel farbiger und auffälliger gekleidet sind als in Südkorea. Dies gilt im Allgemeinen – und bei den «Paradiesvögeln» umso mehr, welche auch in nicht geringer Zahl unterwegs sind. Mir gefällt es sehr gut hier und so vergeht die Zeit schnell – bis wir dann müde nach Hause kommen.
Der erste Eindruck von Sapporo ist, dass es eine gute Stadt ist zum Leben – ausser in den so kalten Wintermonaten… Es herrscht nicht dieselbe Intensität wie in der Megacity Seoul, aber sie ist vielfältig, farbenfroh und bietet vieles.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen