Ein neues Abenteuer erwartet uns :-) In den nächsten Monaten soll es uns in den Norden, Osten und Süden führen - und findet Ihr hier immer wieder Berichte und Bilder. P.S. Die gesammelten Berichte der Weltreise 2014 und der Reise in die Antarktis etc. finden sich als pdf-Link bei den Daten und 17. 9. 2021 und 21. 3. 2023
Montag, 2. September 2024
Tag 51 – Seoul – Songdo – Incheon (Sonntag, 1. September)
Der Himmel ist etwas bedeckt und so gehen wir grad nach dem Frühstück nochmals los und nutzen den Schatten für einen letzten Spaziergang durch unser Quartier. Dieses ist in unterschiedliche Bereiche aufgeteilt, grad vor unserer Tür ist eine Durchgangsstrasse, welche ab 20.00 zu einem grossen Open-Air-Restaurant wird, wie ich schon beschrieben habe. Und dahinter ist das alte Hanok mit den kleinen Häuschen, auch über die war schon einiges zu lesen. Wir wählen für unsere Runde den letzteren Teil – um diese Zeit ist es hier sehr ruhig und sehr schön. So schauen wir nochmals in die unterschiedlichen Lokale etc. Und ich habe aus dem Hotelzimmer eine Dachterrasse einer Bäckerei gesehen, welche ich besuchen möchte. Diese ist zu meiner Freude schon offen. Das Gebäude ist nur drei Stockwerke hoch und ermöglicht einen schönen Blick über die Dächer des Hanoks, mit den höheren Gebäuden in Richtung City im Hintergrund. Eine Kleinform von der grossen Übersicht aus dem Lotte Tower, aber mich fasziniert das Nebeneinander dieser unterschiedlichen Bauformen.
Danach gehen wir zurück ins Hotel, da wir auschecken. Die letzte Station in Südkorea ist ein Flughafenhotel in Incheon, da der Flug morgen am Vormittag geht und wir es uns einfach machen möchten. Nach einer Stunde Fahrt erreichen wir unser schönes Hotel – hier gab es eine sehr günstige Option in einem 5-Stern-Hotel :-)
Am Nachmittag besuche ich dann Songdu New/Smart City. Vom Flughafen her geht es hierzu über die über 20 Kilometer lange «Incheon Bridge», von welcher sich eine schöne Sicht auf die Bucht von Incheon und das Meer eröffnet. Diese Brücke wurde erbaut, um diese neue Stadt gut an den Flughafen anzubinden. Das Projekt Songdu soll eine smarte und grüne Planstadt sein, über welche ich folgendes las:
«Auf der Suche nach einem Vorort abseits des überfüllten Seoul wurde Songdo aus dem Nichts erbaut, und zwar auf fast 1.500 Hektar Land, das dem Gelben Meer abgerungen wurde. … Songdo wurde in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts als eine völlig nachhaltige Hightech-Stadt konzipiert, die eine Zukunft ohne Autos, ohne Umweltverschmutzung und ohne überfüllte Räume vorsieht. Es war im Grunde eine Utopie, die alles bot, was Seoul nicht hatte, und die als neues globales Wirtschaftszentrum positioniert wurde, mit den richtigen Talenten und Unternehmen, die es ihr ermöglichen würden, mit anderen asiatischen Märkten zu konkurrieren. Um diese recht hochgesteckten Ziele zu erreichen, wurden einige der fortschrittlichsten städtischen Technologien der Welt eingesetzt. Die Strassen, die das Viertel verbinden, sind mit Sensoren ausgestattet, die den Energieverbrauch und den Verkehrsfluss messen, um die Nachhaltigkeit zu quantifizieren. Songdo verfügt auch über einen riesigen Park am Meer, der mit selbstversorgenden Bewässerungssystemen ausgestattet ist und einen grossen öffentlichen Raum bietet. Auf der Ebene der einzelnen Bewohner bringen Müllschläuche den Abfall zu einer zentralen Anlage, wo er automatisch in wiederverwertbare und zu verbrennende Abfälle sortiert wird. Sogar die Wohnungen werden über Handy-Apps gesteuert, die von der Heizung über die Klimaanlage bis hin zum künstlichen Licht alles regeln.» (https://www.archdaily.com/962924/building-a-city-from-scratch-the-story-of-songdo-korea)
So war ich sehr gespannt, wie sich die Stadt, welche zu weiten Teilen erstellt, aber noch lange nicht fertig gebaut ist, anfühlt. Zudem ich im Wahlkurs das Projekt auch schon vorgestellt hatte – so ist es umso interessanter, dieses nun selbst spüren zu dürfen :-)
Ich steige in der Nähe des Central Parks aus, welcher ähnlich dem grossen Vorbild in der Mitte der Stadt liegt und von Hochhäusern umgeben ist. Der Bus befährt auf dem Weg hierhin eine zweimal mehrspurige Strasse, welche stark befahren ist – so ganz ohne Autos scheint es nicht zu gehen. Und an der ersten Ampel warte ich knapp zwei Minuten, bis ich die Strasse überqueren darf… Aber es hat überall Fahrradwege sowie Mieträder, welche mit einer App genutzt werden können. Ich mag mich grad nicht drum kümmern, wie das funktioniert, daher bleibe ich zu Fuss unterwegs. Ich gehe der Strasse ein paar Minuten entlang, bis ich beim Park ankomme, welcher gegenüber des höchsten Wolkenkratzers der Stadt beginnt. Er ist nett gestaltet mit Wiesen und Bäumen, so dass es hier möglich ist, im Schatten zu spazieren. Auf dem kleinen See gibt es die Möglichkeit, ein Boot in Form einer Märchenkutsche für eine Rundfahrt zu mieten – unter den Augen einer Person, welche alles auf einem Jetski überwacht… Zudem hat es im Park viele Sitzgelegenheiten und ein nachgebautes «Hanok», ein traditionelles koreanisches Quartier.
Vom Park aus erhalte ich eine gute Übersicht über die Stadt, welche fast ausschliesslich aus Wohnblocks besteht. Dazu gesellen sich einige architektonisch besondere Bauwerke, welche als «Landmarks» fungieren. Eines davon ist der «G-Tower». Hier hat es ein Info-Center im 33. Stock, von welchem sich eine tolle Aussicht auf die ganze Stadt bietet. Ich bin beeindruckt – es ist eine Art «Europaallee in XXL». Es leben bereits knapp 200'000 Menschen hier und es sollen noch mehr werden. Es ist klar erkennbar, dass es sich um eine geplante Stadt handelt, aber es scheint mir nicht schlecht gemacht. Es hat auch Menschen in den Parks und auf den Strassen, obgleich es immer noch sehr warm ist.
Die Krux, dass eine sehr smarte und ökologische Stadt gleichzeitig auch alle Voraussetzungen für eine komplett überwachte Stadt bietet, ist nur durch die vielen Überwachungskameras spürbar – doch von solchen ist ganz Südkorea übersät, so dass es sich gar nicht anders anfühlt als z.B. in Seoul oder Busan.
In der Nähe gibt es noch einen «Canal Walk». Hier sind die Gebäude nur dreistöckig und es hat eine kleine Wasserfläche in der Mitte. Diese Zone ist für den Aufenthalt konzipiert, mit Läden und Restaurants. Hier wirkt es wieder wie in einem Freizeitpark, da europäische oder US-amerikanische Bauweisen imitiert wurden – aber es ist angenehm und erfüllt die Anforderungen von Gehl zum «menschlichen Mass», über welche ich vor rund einem Monat geschrieben habe. Es fällt auf, dass es in dieser Stadt viel mehr Bäume hat an den anderen von uns besuchten Orten. Rund 40% der Fläche sollen grün bleiben und durch die Bäume wirken die Strassen ruhiger als anderswo. Im inneren Perimeter hat es zudem viel weniger Autos, die werden auf den wenigen grossen Hauptachsen durchgeführt.
So bin ich fasziniert von diesem Ort. Es ist nicht die Stadt, in welcher ich wohnen möchte, da bin ich zu sehr «Landei». Aber es scheint ein stark verdichteter Ort mit hoher Lebensqualität, welcher auch nicht zu steril daherkommt, da es in den Wohngegenden auch Erdgeschoss-Nutzungen hat wie in einer anderen Stadt auch, mit Shops, Restaurants etc.
Mit diesen Eindrücken fahre ich mit dem Bus zurück in die Flughafengegend in unser Hotel. Wir machen da noch einen kleinen Spaziergang. Es ist ein kleines Quartier mit den üblichen kleinen Lebensmittel-Shops und wenigen Restaurants. Fürs Znacht bleiben wir im Hotel, wo es ein stark gekühltes, aber gutes Restaurant mit ebensolchem Essen hat. Und danach gehen wir nochmals ins Quartier, wo wir eine Darts-Scheibe entdeckt haben und noch etwas üben.
Danach heisst es Koffer packen – morgen früh werden wir Südkorea in Richtung Japan verlassen. Mir haben diese Wochen sehr gefallen und ich kann das Land für eine tolle Reise nur empfehlen :-)
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